Betreuungskosten in der Region Stuttgart Warum sind Kita-Gebühren so unterschiedlich?

Je nach Wohnort zahlen Familien mehr oder weniger für die Betreuung ihrer Kinder. Foto: dpa/Georg Wendt

Kosten für die Kita-Betreuung variieren je nach Kommune teils erheblich. Wie werden diese in Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Waldenbuch und Steinenbronn berechnet?

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Wer als kinderreiche Familie aus Berlin ins Ländle umzieht, für den gibt es mit Blick auf den Geldbeutel mitunter ein böses Erwachen. Denn für Eltern in der Bundeshauptstadt ist die Betreuung ihrer Kinder in Tageseinrichtungen gebührenfrei, in und um Stuttgart kann hingegen je nach Familienkonstellation jeden Monat sogar ein vierstelliger Betrag anfallen. Allerdings variieren die Kosten von Gemeinde zu Gemeinde nicht unerheblich, und auch die Art und Weise, wie sie berechnet werden. Ein Vergleich der Kitagebühren hat daher seine Tücken. Wir betrachten einige Modelle auf den Fildern und im Schönbuch.

 

Gebühren variieren altersabhängig Einheitlich ist die Unterscheidung zwischen U 3 und Ü 3, also den Kindern unter und über drei Jahren. Das hängt damit zusammen, dass für die Kleinkinder mehr Erzieher nötig sind, da sie in kleineren Gruppen betreut werden. In Waldenbuch werden noch mehr Altersstufen unterschieden: Dort werden für Ein- bis Zweijährige und für Zwei- bis Dreijährige verschieden hohe Gebühren verlangt.

Wer mehr verdient, zahlt mehr Besonders fair, dadurch aber schwer vergleichbar, sind Beitragssätze, die je nach Einkommen variieren. Das ist in Waldenbuch der Fall. Dort kostet die Basisbetreuung von 35 Stunden (bis maximal 14 Uhr) einen Grundbetrag; für Betreuung darüber hinaus werden einkommensabhängige Gebühren hinzuaddiert. Ein Beispiel: Für ein Waldenbucher Kind, das ein Jahr alt ist, kostet der Kitabesuch bis 14 Uhr 417 Euro im Monat. Wird die Betreuung auf 40 Wochenstunden aufgestockt, müssen Eltern mit einem Jahreseinkommen bis 20 000 Euro dann 460 Euro bezahlen; bei einem Gehalt bis 30 000 Euro werden 494 Euro abgebucht. So steigen die Gebühren schrittweise an; der Höchstbetrag von 599 Euro im Monat wird Eltern mit einem Jahreseinkommen von mehr als 90 000 Euro in Rechnung gestellt.

In anderen Gemeinden wird die Betreuungsgebühr für Familien mit kleinem Geldbeutel über die Familiencard (in Stuttgart) oder den Stadtpass (in Leinfelden-Echterdingen) geregelt. Wer beispielsweise den Stadtpass A hat, bekommt 60 Prozent Ermäßigung, mit dem Stadtpass B sind es 35 Prozent weniger und mit dem Stadtpass C werden ein Viertel weniger Kosten erhoben.

Viele Kinder, weniger Gebühren In allen fünf Beispielkommunen wird bei der Gebührenerhebung berücksichtigt, wie viele Kinder eine Familie hat. Generell gilt: Je mehr Mäuler satt werden müssen, desto günstiger wird die Betreuung. In Filderstadt etwa bekommen Eltern mit zwei Kindern einen Rabatt von 25 Prozent, haben sie drei Kinder, wird die Hälfte abgezogen, bei vier und mehr Kindern gibt es einen Erlass von 85 Prozent.

In Stuttgart wird Familien mit drei oder mehr Kindern, die im Besitz einer Familiencard sind, die Kitagebühr sogar ganz erlassen. In Leinfelden-Echterdingen muss der Storch noch einmal mehr vorbeifliegen: Dort ist für Familien mit fünf oder mehr Kindern die Kitabetreuung umsonst.

Zahl der Wochenstunden ist unterschiedlich Eine Falle, in die man beim Vergleichen der Kitagebühren tappen kann, ist die Zahl der Wochenstunden, die für den erhobenen Betrag angeboten werden. Ganztag bedeutet etwa in Steinenbronn 47,5 Wochenstunden, in Stuttgart sind es 40. Allerdings gibt es in der Landeshauptstadt je nach Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtung die Möglichkeit, ein oder zwei Stunden täglich hinzu zu buchen. In Waldenbuch können Eltern maximal 50 Wochenstunden buchen. In Leinfelden-Echterdingen umfasst die Ganztagesbetreuung bis zu 45 Wochenstunden, allerdings können in Halbstunden-Schritten noch Zeiten vor 8 Uhr oder nach 17 Uhr hinzugebucht werden. In Filderstadt gibt es gar die Möglichkeit, sein Kind 55 Wochenstunden betreuen zu lassen. Und es gibt dort eine weitere Besonderheit: Eltern können eine Variante wählen, die mindestens 25 Schließtage umfasst, oder eine etwas teurere Variante, bei der lediglich 11 bis 24 Schließtage anfallen.

Wie oft wird die Gebühr abgebucht? Eine Besonderheit in Leinfelden-Echterdingen ist, dass die Beiträge dort nur elf Mal im Jahr abgebucht werden, der August ist beitragsfrei. Scheinbar höhere Monatsgebühren sind aufs ganze Jahr gerechnet also geringer. Besonders ist dort auch, dass Geld rückerstattet wird, wenn ein Kind mehr als eine Woche nicht kommt. Bei Krankheit gilt das nicht, aber bei längerem Urlaub oder anderen Abwesenheiten. „Das ist ein riesen Verwaltungsaufwand“, sagt Ingrid Krebs, die Leiterin des Amtes für Schulen, Jugend und Vereine. Bei der Einführung dieser Regel habe man den Eltern möglichst viel Flexibilität einräumen wollen. „Aktuell merken wir, dass Eltern heute mehr Wert auf Verlässlichkeit als auf Flexibilität legen“, sagt Krebs

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