In den Zeiten von „Industrie 4.0“ verändert sich die Arbeitswelt rasant. Das darf nicht jedoch zu einer Überfrachtung der Ausbildung führen, kommentiert Thomas Thieme.

Stuttgart - Harte Muskelarbeit, aber auch Teile der Denkarbeit in der Industrie werden zunehmend von Maschinen übernommen, die nur noch von hochqualifizierten Menschen gesteuert und überwacht werden müssen. Technologieführer wie Bosch leisten auf diesem Gebiet wichtige Pionierarbeit. Die genaue Rolle, die dem Facharbeiter in der digital vernetzen Produktionsstätte zukommt, ist bislang jedoch nur unzureichend definiert. Klar ist, dass auch von Mitarbeitern ohne Studienabschluss mehr ingenieursähnliche Kompetenzen erwartet werden. Erlangen lassen sich diese entweder im laufenden Betrieb oder durch Weiterbildung.

 

Bei der Erstausbildung ist die Lage komplizierter. Ein Azubi oder Werkstudent wird in der straff durchdigitalisierten Arbeitswelt schnell und notgedrungen zum Multitasking-Freak. Ausbildungsbetriebe dürfen angesichts des rasanten technologischen Fortschritts nicht die Geduld mit dem Nachwuchs verlieren. Sie sollten stattdessen lieber darauf achten, ihren Zöglingen genügend Zeit und Freiraum zu geben, eigene Erfahrungen im Beruf zu sammeln und selbstständig denken zu lernen. Klar ist es wichtig, neue Ausbildungsinhalte zu entwickeln, wie es wiederum Bosch vormacht. Es muss aber auch geprüft werden, welcher klassische Stoff unverzichtbar bleibt – und was nicht mehr in die Zeit passt.