Der Konflikt über die betriebliche Impfkampagne zwischen dem Sozialministerium und dem Baden-Württembergischen Handwerkstag tritt voll zutage. Gegenseitig hält man sich eine Reihe von Fehlern vor.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - In der Auseinandersetzung über die betriebliche Impfkampagne wirft der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) dem Sozialministerium vor, die Lage falsch darzustellen. Den Wunsch von Minister Manfred Lucha (Grüne), bei der Impfkampagne weiter an einem Strang zu ziehen, könne man nur unterstreichen – dies tue der Handwerkstag seit dem Frühjahr. „Den Vorwurf des Fehlverhaltens weisen wir aber zurück“, betonte eine Sprecherin.

 

„Tropfen auf den heißen Stein erhalten“

Der Handwerkstag habe schon im April Vorschläge für Modellprojekte gemacht. „Leider hat das Sozialministerium zu dem Zeitpunkt nur mit der Industrie- und Handelskammer gesprochen, die das Handwerk nicht vertritt.“ Es habe dann bis Anfang Juni gedauert, „um mit gerade einmal 400 Impfdosen vom Sozialministerium einen Tropfen auf den heißen Stein zu erhalten“. Nachdem der Impfstoff leichter verfügbar war und die Priorisierung aufgehoben wurde, hätten die Kammern umgehend eigene Aktionen organisiert, bei denen Tausende Handwerksbeschäftigte immunisiert worden seien.

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Das Sozialministerium hatte dem BWHT etwa vorgehalten, dass er sich nicht in der Lage gesehen hätte, „den Bedarf bei den Mitgliedern abzufragen oder administrative Unterstützung zu übernehmen“, als es Anfang Juli um eine Vielzahl an Impfdosen von Astrazeneca ging. Der Handwerkstag erinnert jedoch daran, dass diese Offerte für das betriebliche Impfen „problematisch“ gewesen sei. Laut Ständiger Impfkommission sei dieser Impfstoff nur noch für Menschen über 60 empfohlen worden – die Beschäftigten seien aber überwiegend jünger. „Dennoch hatten wir angeboten, bei weiteren Aktionen zu helfen.“ Der Vorwurf, Hilfe verweigert zu haben, sei jedenfalls falsch.

„Konzept erst zum Beginn der Sommerferien“

„Anfang Juli haben wir explizit die Unterstützung der Kammern bei der Organisation von Gruppenimpfungen in den Kreisimpfzentren angeboten“, so die Sprecherin. „Der Handwerkstag war hier Koordinator aller Informationen in Richtung der Kammern.“ Denn eine Organisation sei praktischerweise nur durch die Kammern vor Ort möglich gewesen. „Ein Konzept für die Mitnutzung von Impfzentren brachte das Sozialministerium erst zum Beginn der Sommerferien zustande, als die Impfneigung massiv zurückging.“

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