Wer mitreden darf, verliert die Angst. Deshalb sollten die Automanager mit ihren Beschäftigten über Investitionen reden, meint StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Auch in den Zeiten des Wandels auf dem Automarkt sind Investitionsentscheidungen zunächst einmal Sache des Managements und unterliegen nicht der Mitbestimmung. Gleichwohl ist es klug, wenn Unternehmen ihre Belegschaft frühzeitig in die Überlegungen einbeziehen, wie es in den nächsten Jahren weitergehen soll. Denn die Grundsatzfrage scheint ja entschieden zu sein. Amerikaner und Chinesen setzen vehement auf das E-Mobil, und da werden die Europäer mit ihren Benzinern und Dieseln wohl auf verlorenem Posten stehen; offen ist da womöglich nur noch der Zeitpunkt. Somit handelt es sich bei Investitionen in die Elektromobilität nicht um gewöhnliche Investitionen. Es sind die Investitionen, die in der Zukunft die Existenzgrundlage des Unternehmens darstellen und die Beschäftigung gewährleisten werden.

 

Die Konzerne brauchen keine Jobs in Deutschland

Da kann in einem Wirtschaftssystem, das Soziale Marktwirtschaft heißt, niemand erwarten, dass sich die Betriebsräte damit begnügen werden, möglichst gute Sozialpläne für die bisherigen Mitarbeiter auszuhandeln. Ein Unternehmen mit seinem Vorstand und seinen Anteilseignern kann gewiss auch dann noch existieren, wenn der letzte Arbeitsplatz in Deutschland abgebaut ist. Die Beschäftigten hingegen sind darauf angewiesen, dass es im Strukturwandel für wegfallende Arbeitsplätze vor Ort Ersatz gibt.

Und hier liegt auch die Chance einer frühzeitigen Einbeziehung der Mitarbeiter. Natürlich werden die Menschen stets an ihren alten Jobs festhalten wollen. Aber die Aussicht darauf, dass es weiter einen Arbeitsplatz gibt – auch wenn sich der Inhalt ändert –, wird die Bereitschaft fördern, sich dem Neuen zu stellen. Wer die Beschäftigten nicht mitreden lassen will, wird es hingegen vielfach mit einer Belegschaft zu tun bekommen, die mit Klauen und Zähnen das Bestehende verteidigen will – auch wenn es keine Zukunft hat.