Das Betriebssystem Android setzt sich durch. Doch Kunden verlieren leicht den Überblick über die verschiedenen Versionen und Anwendungen.

Stuttgart - Ein grüner Roboter erobert die Welt. Nach Angaben des Google-Konzerns, der die Entwicklung der Handysoftware seit dem Kauf der Firma Android im Jahre 2005 konsequent vorantreibt, werden weltweit jeden Tag mehr als 550.000 Android-Geräte aktiviert. Der Marktanteil schwankt je nach Beobachter, hat aber die 30-Prozent-Marke geknackt. Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Gartner hat Android im ersten Quartal 2011 einen Marktanteil von 36 Prozent und hat damit Nokias Symbian (27 Prozent) und Apples iOS (16 Prozent) deutlich abgehängt. Damit ist das Betriebssystem mit dem grünen Maskottchen Spitzenreiter auf dem Smartphone-Markt. Das Geheimnis des Erfolges lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Vielfalt.

 

Statt auf eine wie ein Staatsgeheimnis gehütete Software setzt Googles Betriebssystem auf eine freie, jedem Interessierten zur Verfügung stehende Plattform. Das Ergebnis: der Android-Market quillt über vor Apps, mit denen Nutzer ihr Mobiltelefon mit jeder erdenklichen Funktion ausstatten können. Die meisten sind kostenlos.

Hintertür für Spione

In Sachen Datensicherheit ist Android jedoch ein zweischneidiges Schwert. "Die Offenheit und Anpassungsfähigkeit hat den Vorteil, dass Google keine versteckten Hintertürchen ins System einbauen kann und dass sich Schwachstellen durch Updates schnell und einfach korrigieren lassen", erklärt Athanassios Kaliudis, Redakteur der Fachzeitschrift "Connect". Andererseits könne die Offenheit dazu führen, dass Programmierer leichter Apps anbieten können, die den Nutzer ausspionieren.

Vielfalt heißt aber auch, dass der Nutzer unter Unmengen unterschiedlicher Hardware auswählen kann: vom preisgünstigen Einsteigermodell für gut 100 Euro bis zum teuren Highend-Gerät, vom Handy bis zum Tablet-PC. Diese Vielfalt hat auch eine Kehrseite. Mittlerweile sind sieben unterschiedliche Softwareversionen im Umlauf, einschließlich des eigens für Tablet-PCs entwickelten Android 3.0. Das bereitet Programmierern zunehmend Probleme. Schließlich müssen sie gewährleisten, dass ihre Produkte mit jeder Android-Version einwandfrei zusammenarbeiten.

Besser vor dem Kauf vergleichen

Auch den Anwendern bereitet das rasante Entwicklungstempo Kopfzerbrechen: Kommt ein neues Gerät auf den Markt, ist das darauf vorinstallierte Betriebssystem meist schon wieder überholt. Updates älterer Geräte auf neuere Android-Versionen sind für die Gerätehersteller nicht besonders attraktiv, sie verkaufen lieber neue Geräte. Die Unterschiede zwischen den diversen Versionen verwirren potenzielle Käufer. Statt ein Rundum-glücklich-Paket zu bekommen, muss man genau hinsehen und entscheiden, welche Funktionen einem wichtig sind.

So wird die Flash-Software, mit der sich viele multimediale Inhalte im Internet abspielen lassen, ab der Android-Version 2.2 unterstützt. Die Fernsehplattform Google-TV setzt dagegen Version 2.3 voraus. Und Android 3.0, das eigentlich vor allem für Tablet-PCs interessant ist, bringt auch einige Verbesserungen bei der Benutzeroberfläche mit. Zwar lassen sich viele Funktionen mit Apps nachrüsten, genaues Vergleichen vor dem Kauf ist jedoch unerlässlich.

Zusätzliche Apps nur aus dem Market

Vergleichen sollte man auch die Benutzeroberflächen oder "User Interfaces", kurz UIs, denn viele Hersteller nutzen die Gelegenheit, sich mit einer individuell gestalteten Benutzeroberfläche von der Konkurrenz abzuheben. Das bedeutet, dass "sich ein Android-Smartphone von Samsung oder LG in Sachen Bedienung und Nutzerführung ganz anders anfühlt als ein Modell von HTC oder Sony Ericsson", sagt Android-Experte Kaliudis. Beim Umstieg von einem Hersteller zum anderen müsse sich der Nutzer umgewöhnen.

Viele Nutzer klagen zudem über Apps, die auf ihrem Gerät nicht einwandfrei funktionieren. Deshalb sollte man zusätzliche Anwendungen nur über die auf dem Smartphone vorinstallierte Market-App kaufen und vorher einen Blick in die Erfahrungsberichte anderer Anwender werfen.

"Flexibel und kostengünstig"

Eine Besonderheit des Android-Betriebssystems sind die sogenannten Widgets. Im Unterschied zu Apps, bei denen man eine Anwendung über den Klick auf ein Bildschirmsymbol startet, sind Widgets Infofenster, die den Nutzer beispielsweise über die aktuelle Wetterlage oder kürzlich eingegangene Nachrichten informieren. In der Regel sind sie mit einer App verknüpft, die man aber dank Widget nicht eigens aufrufen muss.

Trotz aktueller Meldungen aus den USA, die Verkaufszahlen von Android-Endgeräten würden derzeit stagnieren, ist "Connect"-Redakteur Kaliudis überzeugt, dass der grüne Roboter auch weiterhin seinen Weg gehen wird: "Android wird auch in Zukunft weiter Marktanteile gewinnen, einfach weil die Plattform so flexibel ist und die Hersteller ihre Produkte kostengünstig anbieten können."

Von der Suchmaschine zum Internetgiganten

Weiteren Auftrieb dürfte dem Betriebssystem das neue soziale Netzwerk Google+ geben. Denn die dazugehörige App läuft nur auf Android-Geräten. Damit kann man beispielsweise Bilder und Videos in ein privates Album auf den Google-Servern hochladen, sie dort bearbeiten und mit Freunden und Bekannten teilen. Mit der sogenannten Huddle-Funktion lassen sich mehrere SMS-Konversationen zu einem einzigen Gruppenchat verbinden. Android ist das verbindende Element, das die vielfältigen Dienste des Konzerns wie Google Mail, Google Maps und Google für die Nutzung auf mobilen Geräten mit Touchscreen optimiert.

Und was ist mit dem bereits in den Startlöchern stehenden Betriebssystem Google Chrome OS? Das soll künftig auf Geräten mit Tastatur, also PCs und Notebooks, seinen Dienst tun. Nach Apple könnte es also bald auch Microsoft in seinem Kerngeschäft mit dem Giganten zu tun bekommen, der einst als einfache Internetsuchmaschine gestartet ist.

Hintergrund: Handys und Tablet-PCs mit dem System Android

Acer Auf dem Iconia Tab A500 von Acer verrichtet Android 3.0 seinen Dienst. Obwohl diese Android-Version für Tablet-PCs optimiert wurde, hat auch Acer Hand an das Betriebssystem gelegt und seinem Iconia eine neue Nutzeroberfläche verpasst. Auf dem 10-Zoll-Touchscreen sehen Bilder und Spiele gut aus. Für das Gerät spricht die Ausstattung, die einiges bietet, worauf man bei Apples iPad verzichten muss. So gibt es neben einem USB-Anschluss auch einen HDMI-Port, mit dem Filme in Full-HD-Qualität auf einen Fernseher übertragen werden können. Weniger erfreulich sind der stark spiegelnde Bildschirm und das mit 765 Gramm recht hohe Gewicht. Preis: ab 400 Euro.

Archos Wer sagt, dass man Android nur unterwegs nutzen kann? Das Archos 35 Smart Home Phone (149 Euro, ab September) kombiniert laut Hersteller "die Vorzüge eines DECT-Telefons mit Android und bietet die gleichen Vorteile wie ein Smartphone". So kann man bequem Kontakte zwischen Mobil- und Festnetztelefon austauschen.

HTC Das Smartphone Sensation von HTC ist mit einer Doppelkern-CPU mit 1,2 Gigahertz ausgestattet und zeichnet Full-HD-Videos auf. Vorinstalliert ist die dritte Version der Sense-Benutzeroberfläche, die optisch einiges hermacht. Zu Hause kann man das Sensation per HDMI an den Fernseher anschließen. Das Smartphone gibt es ab 465 Euro.

Samsung Auch Samsungs Galaxy S2 verfügt über einen 1,2 Gigahertz-Doppelkern. Das Display glänzt mit scharfen Schriften, hohem Kontrast und satten Farben. Dem Trend, Musik und Filme vom Handy auf den Fernseher zu bringen, folgt man auch bei Samsung. Dem S2 kann man während einer Autofahrt E-Mails diktieren. Preis: ab 476 Euro.