Audi-Mitarbeiter in Ingolstadt und Neckarsulm erhalten mehr Freiräume und Möglichkeiten, Beruf und Privatleben miteinander zu verbinden. Damit will der Autobauer auch die Gesundheit seiner Beschäftigten fördern.

Stuttgart - Beim Zulieferer Bosch gibt es sie bereits seit zwei Jahren, bei Daimler wird noch darüber verhandelt. Nun hat auch der bayerische Premiumhersteller Audi eine Betriebsvereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat geschlossen, die den Mitarbeitern mehr Freiräume und Möglichkeiten einräumen soll, Beruf und Privatleben miteinander zu verbinden. „Erstmals haben die Beschäftigten Anspruch darauf, ortsunabhängig und zeitlich flexibel zu arbeiten, wenn es mit der Aufgabe vereinbar ist“, heißt es in einer Mitteilung der Ingolstädter vom Mittwoch.

 

Die Regelungen seien Teil eines umfassenden Konzepts für die zukünftige Arbeitswelt bei der VW-Tochter. Sie sieht unter anderem Kriterien für mobiles Arbeiten, zur Erreichbarkeit, zur Arbeitszeit sowie zum Daten- und Versicherungsschutz vor.

Heimarbeit gibt es nur auf freiwilliger Basis

Laut der getroffenen Vereinbarung werden Mitarbeiter ausschließlich auf freiwilliger Basis mobil arbeiten. Die Beschäftigten müssen sich dazu mit ihren Vorgesetzten abstimmen. Bisher sei das in bestimmten Fällen auch schon möglich gewesen, allerdings bestand kein genereller Anspruch darauf, bestätigte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Grundsätzlich haben ab 1. Oktober alle Mitarbeiter einen Anspruch darauf, ihre Tätigkeit auch außerhalb des angestammten Arbeitsbereichs auszuüben, allerdings muss dies mit ihren jeweiligen Aufgaben vereinbar ist. Mitarbeiter, die ausschließlich in der Fahrzeugmontage arbeiten, seien ausgenommen, so die Sprecherin. Für Bürojobs in Bereichen wie Produktion und Logistik sei mobiles Arbeiten dagegen eine Alternative. Zum 31. Mai beschäftigte der Autobauer bundesweit 60 020 Mitarbeiter. Die größten Standorte sind Ingolstadt und Neckarsulm.

Audi will langfristig die Gesundheit der Mitarbeiter fördern

„Auf der Basis der neuen Betriebsvereinbarung können wir noch besser auf die Lebenssituation der Menschen bei Audi eingehen“, sagt Audi-Personalchef Thomas Sigi. Ziel sei es, mehr persönliche Freiräume zu schaffen und damit Innovationen zu fördern. Dadurch will Audi langfristig auch die Gesundheit seiner Belegschaft fördern.

Der Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch hob am Mittwoch die Art des Zustandekommens der Vereinbarung hervor: Im Vorfeld hatten die Mitarbeiter in Workshops die Gelegenheit, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen einzubringen. Ein Angebot, dass die Audianer erfolgreich genutzt hätten: „Diese gelebte Mitbestimmung macht den Eintritt in eine moderne Arbeitswelt möglich“, betonte Mosch.

Auch bei der Belegschaft des Stuttgarter Autobauers Daimler gibt es laut einer Umfrage mehr als 80 Prozent Zustimmung zum Home-Office. Der Betriebsrat will noch in diesem Jahr eine Vereinbarung mit dem Management abschließen.