Immer wieder melden Opfer Anrufe von falschen Polizeibeamten, die Geld ergaunern wollen. Am Montag haben es Betrüger wieder mit dieser Masche in Stuttgart probiert. So viele waren es noch nie an einem Tag, sagt ein Polizeisprecher.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Polizei hat am Dienstag erneut vor Trickbetrügern gewarnt, die zurzeit versuchen, mit Telefonanrufen ihre Opfer hereinzulegen. Der Anlass ist eine Häufung der Anrufe falscher Polizeibeamter, die es in diesem Ausmaß bisher in der Landeshauptstadt noch nicht gegeben hat: „Am Montag wurden 25 Anrufe von falschen Polizeibeamten bei uns angezeigt“, sagt ein Polizeisprecher. „Das ist ein Rekord“, fügt er hinzu. Doch nicht nur die hohe Zahl der gemeldeten Anrufe in der Zeit von 19.30 Uhr bis 23.10 Uhr macht die aktuelle Welle bemerkenswert. Die Ermittler sehen auch Anzeichen dafür, dass die Betrüger ihre Methoden weiter ausgetüftelt haben. „Sie haben die Nummer des Feuerbacher Polizeireviers verwendet und sich fast nur Opfer ausgesucht, die in dessen Bereich wohnen“, erläuterte der Sprecher. „Es sieht so aus, als ob die Betrüger dazulernen“, fügte er hinzu.

 

Das Telefon zeigt die Nummer des zuständigen Polizeireviers an

Dass die Täter Nummern verwenden, die täuschend echt aussehen, ist nicht neu. Mit der Methode des sogenannten ID-Spoofing können sie Nummern auf dem Computer generieren, die dann beim angerufenen Teilnehmer in der Anzeige des Telefons erscheinen. Eine neue Qualität haben die Fälle vom Montag dadurch, dass die Täter offenbar genau recherchiert haben, welches Polizeirevier zuständig ist, wo die potenziellen Opfer wohnen. Auch die Tatsache, dass die Täter an der Feuerbacher Seite des Killesbergs anriefen, lässt ahnen, dass sie recherchiert haben: Die Gegend gilt als wohlhabend.

Aber auch die Bürger haben dazugelernt. So hat die Polizei auch eine gute Nachricht: Keiner der Anrufer schaffte es, dass ihm die Opfer Geld oder Wertgegenstände gaben. Offenbar trägt die Prävention in Form von Warnmeldungen der Polizei Früchte: Bereits zum siebten Mal muss die Polizei in diesem Jahr vor der Masche warnen. Es spricht sich wohl herum, dass Polizisten, die nach Geld fragen, genau das Gegenteil von Gesetzeshütern sind, nämlich Ganoven.

Echte Polizisten fordern nie Geld oder Wertsachen

Bei der Masche der falschen Polizeibeamten geben die Anrufer vor, dass sie aus irgendeinem vorgeschobenen Grund Geld oder Wertsachen ihres Opfers abholen müssen. Mal erzählen sie, die Ermittler hätten Erkenntnisse, dass jemand das Konto des Opfers plündern wolle. In diesen Fällen versuchen sie, die Angerufenen dazu zu bewegen, eine große Summe abzuheben und wollen diese abholen.

Andere Betrüger behaupten, es gebe Anzeichen eines bevorstehenden Einbruchs. Sie geben vor, Schmuck und Bargeld in Sicherheit bringen zu wollen. Wie die Geschichte auch lautet – ein sicheres Anzeichen für einen Betrüger am anderen Ende der Leitung ist es, dass jemand Geld oder Wertsachen ausgehändigt haben möchte.

So große Wellen wie die mit 25 Anrufen am Montag in Stuttgart sind selten, kommen aber vor. So verzeichnete das Präsidium Ludwigsburg im Bereich Leonberg und Sindelfingen vergangenen Donnerstag rund 20 Anrufe – alle erfolglos. In Stuttgart hat das zuständige Betrugsdezernat im vergangenen Jahr insgesamt 42 Anrufe von falschen Polizeibeamten verzeichnet. „Da liegen wir in diesem Jahr schon deutlich drüber“, sagt der Polizeisprecher. Denn die Masche sei im großen Stil erst im vergangenen Herbst aufgekommen. Bis dahin hatten betrügerische Anrufer in erster Linie auf den sogenannten Enkeltrick gesetzt, bei dem sie sich als Verwandter in Not ausgaben. Das geschah in Stuttgart vergangenes Jahr in 95 Fällen.