Eine Stuttgarterin soll zwei ältere Männer um einen Millionenbetrag gebracht haben. Offenbar hatte die Frau die Herren mit einer vermeintlichen Geschäftsidee, ihrem Aussehen und ihrem Charme um den Finger gewickelt.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Die Angeklagte zittert am ganzen Körper. Die Stuttgarterin ahnt, was ihr als Wiederholungstäterin in dem Prozess am Landgericht blüht. Denn erneut hat die einschlägig vorbestrafte Frau ältere Männer mit falschen Versprechungen und Sex dazu gebracht, ihr viel Geld zu geben. Dieses Mal geht es jedoch nicht um einige Tausend Euro. Die 45-Jährige soll die beiden Männer um einen Millionenbetrag geprellt haben.

 

Mit beiden Opfern hat die Angeklagte offenbar Sex gehabt

In dem Prozess, der am Dienstag begonnen hat, wirft die Staatsanwaltschaft der Frau 32 Betrugstaten vor. Zunächst habe die Frau einem Mann aus Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) von Ende 2010 bis Anfang 2013 insgesamt 501 000 Euro abgeknöpft. Kennengelernt hatte sie den Herrn in einer Gaststätte in Zuffenhausen, nachdem der Mann sie wegen ihres attraktiven Äußeren angesprochen hatte. Man kam sich näher, und es kam zu Sex. In den Gesprächen danach soll die Frau dem alleinstehenden Herrn vorgegaukelt haben, dass sie auf den An- und Verkauf von Gold spezialisiert sei – dabei hatte die verheiratete Frau gar keinen Job.

Der Mann ließ sich dazu überreden, der 45-Jährigen Geld für ihre vermeintlichen Geschäfte zu leihen. Die Frau hatte mit einem Gewinn von fünf bis acht Prozent gelockt. Der Herr gab der Stuttgarterin zunächst 3000 und 5000 Euro. Schließlich wurden die Beträge größer: Sie wuchsen auf 28 000, 30 000, 40 000 und in einem Fall sogar auf 180 000 Euro an. Anfang 2013 fanden die Geldzahlungen allerdings ein Ende. Doch laut der Staatsanwaltschaft fackelte die Angeklagte nicht lange und köderte mit ihrem Aussehen und ihrem Charme ein neues Opfer. Von diesem Herrn aus Leonberg (Kreis Böblingen) soll die Frau vom Sommer 2013 bis August 2014 ebenfalls eine halbe Million Euro ergaunert haben. Dieses Mal soll die Frau vorgegeben haben, Goldschmiedin in Zürich zu sein, der bei der Fertigstellung eines äußerst kostbaren Schmuckstücks das Kapital ausgegangen sei, heißt es in der Anklage. Hilfsbereit sprang der neue Bekannte der Frau zur Seite. Er stellte der 45-Jährigen 267 000 Euro, 6,6 Kilogramm Gold und 14 Kilogramm Silber zur Verfügung. Der Mann wurde auch nicht misstrauisch, als er der Frau das Geld und das Edelmetall in Bad Cannstatt an einer Tankstelle und vor dem Bahnhof sowie in Esslingen auf offener Straße übergab. Auch mit diesem Herren hatte die Frau mehrere Male Sex.

Angeklagte legt ein Geständnis ab

Die Angeklagte räumt die Vorwürfe ein. Bereits seit vielen Jahren sei sie spielsüchtig. „Wenn ich das Geld bekommen habe, bin ich gleich zum Casino ins SI-Centrum gefahren“, sagt die Frau. Das Gold und das Silber investierte sie ebenfalls nicht in ihren vermeintlichen Geschäftsauftrag. Sie verkaufte es und verzockte den Erlös. „Das ganze Geld ist verspielt“, sagt die Frau.

Die im Verfahren relevanten Verluste sind offenbar nur die Spitze des Eisbergs: Thomas Mende, der Anwalt der Frau, erklärte, dass seine Mandantin mit ihrer Spielsucht „horrende Beträge“ verloren habe: „Mit den Leuten, die ihr sonst noch Geld geliehen haben, ist nicht gut Kirschen essen.“ In den Prozess ist ein Sachverständiger für Spielsucht eingeschaltet. Die beiden Opfer sollen am 13. Mai aussagen.