Ungewöhnlicher Ermittlungsfall bei der Stuttgarter Polizei: Die Mitarbeiterin einer Apotheke soll über Jahre mit Rezept-Abrechnungen getrickst haben.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Mit einer scheinbar perfekten Methode soll eine Apotheke um mehrere Tausend Euro betrogen worden sein – und das auch noch von der eigenen Mitarbeiterin. Doch nun muss eine 46-jähriger Mitarbeiterin eine bittere Pille schlucken: Die Polizei hat am Mittwoch ihre Wohnung durchsucht, um Beweismittel für ein umfängliches Strafverfahren zu sichern. Die Frau aus dem Stadtbezirk Mühlhausen hat natürlich auch ihren Job nicht mehr.

 

Der Betrug ist nicht leicht zu erkennen

Der Beschuldigten wird vorgeworfen, verschiedene Apothekenrezepte über mehrere Jahre hinweg falsch abgerechnet zu haben. Und das mit einem relativ unauffälligen Kniff: Bar bezahlte Rezepte von Privatpatienten wurden im Abrechnungssystem als Kassenrezepte verbucht – und so kamen im Laufe der Zeit offenbar mehrere Tausend Euro zusammen. „Die Inhaberin hat die Unregelmäßigkeiten im Februar bemerkt“, sagt Polizeisprecherin Jennifer Janoska. Und nach anfänglicher Unsicherheit doch Strafanzeige erstattet. Denn so leicht war der Betrug gar nicht zu erkennen: Es gab keine Fehlbestände und keinen Kunden, der ein falsches Medikament oder zu hohe Preise zu beklagen gehabt hätte.

Wie funktioniert der Trick eigentlich?

Den Schaden hat die Apothekeninhaberin. Denn Privatpatienten zahlen den vollen Betrag der Medikamente. Bei Insulinspritzen etwa können leicht über 300 Euro zusammenkommen. Das Geld geht an die Apotheke, der Kunde rechnet mit seiner Privaten Krankenversicherung ab. Bei Kassenpatienten läuft die Abrechnung anders: Da zahlt der Kunde etwa für ein 110 Euro teures Medikament nur eine Rezeptgebühr von zehn Euro, die in die Kasse der Apotheke geht. Der Rest wird über die Krankenkasse abgerechnet. Offenbar hat die Beschuldigte nach diesem Beispiel den Vorgang als Kassenrezept ins System gebucht, die zehn Euro in die Kasse gelegt und die 100 Euro selbst behalten. Das Ganze funktioniert indes nur bei Barzahlung. Wie groß der Schaden ist, versucht das Betrugsdezernat nun aus den Unterlagen der 46-Jährige herauszulesen.