Ein aufmerksamer Bankangestellter stoppt eine Überweisung vom Konto des Städtepartnerschaftsvereins Fellbach über fast 20 000 Euro ins Ausland: Die Unterschrift war täuschend echt – hatte aber einen entscheidenden Fehler.

Fellbach - Der Betrugsversuch hat die Kassiererin im Städtepartnerschaftsverein Fellbach, Renate Venier, verblüfft und erschreckt: „Ich war geschockt. Das ist ein starkes Stück“, sagt sie.

 

Vor wenigen Tagen hat ein Angestellter aus der Fellbacher Filiale der Volksbank Stuttgart angerufen und auf eine Überweisung über 19 302 Euro und 5 Cent hingewiesen. Der Betrag sollte laut einem von Hand ausgefüllten Überweisungsformular vom Konto des Städtepartnerschaftsvereins abgebucht werden und trug ihre Unterschrift. Aber Renate Venier wusste von nichts: „So viel Geld hat der Städtepartnerschaftsverein gar nicht“, sagt sie.

Bei den Banken fallen solche Betrugsversuche meist durch Ungereimtheiten auf

Die Überweisung konnte gestoppt werden. Ein aufmerksamer Bankmitarbeiter, der die Kassiererin kennt, hatte bemerkt, dass mit der Überweisung etwas nicht stimmt: Denn so unterschreibt Renate Venier zwar Protokolle des Städtepartnerschaftsvereins, aber bei der Bank unterzeichnet sie bewusst anders.

Renate Venier: „Die Überweisung sah ganz normal aus. Handschriftlich ausgefüllt, sogar mit einer Kundennummer versehen.“ Sie kannte den Adressaten der illegalen Überweisung nicht. Der Name sagte ihr nichts. Bis sie im Internet recherchierte und auf einen gleichnamigen französischen Profi-Radrennfahrer stieß, dessen Name offenbar den wirklichen Gauner tarnen sollte. Sie wusste auch: „Von im Internet veröffentlichten Rundschreiben an die Mitglieder kann man diese Unterschrift kopieren.“ Nur eben nicht so unterschreiben, wie Renate Venier es auf Bankformularen tut.

Bei den Banken fallen solche Betrugsversuche meist durch Ungereimtheiten auf, wie im geschilderten Fall durch die ungewöhnliche Unterschrift. Andere Verdachtsmomente kommen hinzu: Die Überweisung war im weit entfernten Bremen eingeworfen worden. Es dürfte auch einmalig gewesen sein, dass ein so hoher Betrag aus der Vereinskasse abfließen sollte – auf ein Konto im Ausland.

Es gibt nach wie vor viele Versuche, die Bank oder ihre Kunden übers Ohr zu hauen

Selbst wenn die mit der Post gesandte Überweisung direkt in der Filiale nicht durch die persönliche Bekanntschaft aufgefallen wäre, wäre der Betrugsversuch vermutlich noch entlarvt worden, sagt der Pressesprecher der Volksbank, Matthias Layher. Die Überweisungsbelege werden nämlich zentral eingescannt und durchlaufen eine automatische Plausibilitätsprüfung mit Vergleich der Schriftbilder und früheren Kontobewegungen. „Die künstliche Intelligenz dieser Computer ist enorm“, sagt Layher. In neun von zehn Fällen gingen beanstandete Überweisungsträger tatsächlich auf Schwindeleien und Betrugsversuche zurück.

Um keine Nachahmer anzulocken, bleibt die Polizei mit Details zu angewandten Tricks bei Bankbetrügereien einsilbig. Es gibt nach wie vor viele Versuche, die Bank oder ihre Kunden übers Ohr zu hauen, etwa über gestohlene Girocards, den früheren EC-Karten, durch eine ergaunerte Pin, oder beim Internetbanking durch einen Identitätsdiebstahl, wenn sich jemand Zugangsdaten, die Pin, und eine Transaktionsnummer, die Tan, erschleicht. Eine gefälschte Überweisung ist indes ein Klassiker. „Das gibt es schon Jahre. Das kommt auch heute noch immer wieder vor“, bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Meist wird versucht, das Geld ins Ausland oder an ein eigens eingerichtetes Konto zu überweisen, das mit gefälschten Daten eröffnet worden ist. Allzu oft stellt sich heraus, wenn die Polizei den Kontobesitzer ermittelt, dass es den Namen gar nicht unter der angegebenen Adresse gibt.