In dem neuen Roman der „Spiegel“-Bestseller-Autorin Bettina Storks spielt die Stadt am Fuße des Kappelbergs eine wichtige Rolle. Die bundesweite Premierenlesung findet an diesem Mittwoch in der Fellbacher Stadtbücherei statt.
Für Literaturinteressierte aus dem Remstal war es bisher noch selten der Fall, dass Fellbach ein gewichtiger Schauplatz eines Romans mit bundesweiter Bedeutung gewesen wäre. Das dürfte sich demnächst ändern, denn die Schriftstellerin Bettina Storks genießt deutschlandweit eine beeindruckende Leserschaft – wobei es in der Mehrzahl wohl Leserinnen sein dürften – und darf sich dank ihres Renommees „Spiegel“-Bestseller-Autorin nennen.
In der Mozartstraße aufgewachsen
Ein Zufall ist Fellbach als Setting, wie es unter Literaten heißt, allerdings keineswegs. Denn die 1960 in Waiblingen geborene Bettina Storks entstammt der bis heute noch aktiven Fellbacher Bäckerfamilie Stuber und ist in der Mozartstraße aufgewachsen. Neben Fellbach und Paris spielt allerdings eine hierzulande nicht ganz so bekannte Metropole im Süden Polens die Hauptrolle, was sich auch schon der Titel ihrer neuen Romans Fellbach vermuten lässt: „Die Schwestern von Krakau.“
Als einen „historischen Roman nach wahren Begebenheiten“ skizziert Storks ihr Werk. Die Anregung zu ihrem Stoff fand sie durch mehrere Aufenthalte in der Stadt an der Weichsel – zur Orientierung: Krakau ist von der Einwohnerzahl noch ein bisschen größer als Stuttgart. „Dieser Roman ist eine Hommage an Krakau, dessen unvergleichliche Architektur und Schönheit mich zu diesem Roman inspiriert haben“, erläutert sie im Gespräch mit unserer Redaktion.
Bei ihren Recherchen, wie sie denn ihre allgemeine Ambition konkret umsetzen könnte, stieß Bettina Storks auf zwei Memoiren, die die Besatzung Krakaus durch Nazi-Deutschland Anfang der 1940er Jahre beleuchten. Da ist zum einen aus der Feder von Gusta Draenger „Das Tagebuch der Partisanin Justyna“ und die Erinnerungen des Krakauer Apothekers Tadeusz Pankiewiecz unter dem Titel „Die Apotheke im Krakauer Ghetto“.
„Die Erinnerungen der beiden Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung Krakaus entfalten den historischen Kern des Romangeschehens, in das die rein fiktive Geschichte der deutschstämmigen Familie Wagner eingebettet ist“, erläutert Storks.
Besonders eindrücklich sind die Schilderungen, wenn Bettina Storks die Szenen im jüdischen Ghetto beschreibt, als die Menschen dort der Brutalität, der Folter und den willkürlichen Abtransporten in Gefängnisse und Konzentrationslager durch die Nazis ausgesetzt sind – Auschwitz liegt nur 60 Kilometer entfernt. Dieser fast 80 Jahre zurückliegenden Geschichte ihrer eigenen Familie kommen zwei Enkelinnen der damaligen Betroffenen per Zufall auf die Spur – und nähern sich so der eigenen, bisher unbekannten, weil von den Großeltern und Eltern verschwiegenen Familienhistorie an.
Dass Fellbach hier nun eine wesentliche Rolle spielt, ist zwar Zufall, denn Bettina Storks hätte die Nachfahren der damaligen Protagonisten ja auch an einem anderen Ort ansiedeln können. Doch da die Autorin schon lange geplant hatte, ihre Heimatstadt in einem Buch zu berücksichtigen, hat sie deshalb reale Fellbacher Verhältnisse und viele eigene Erinnerungen in ihrem Roman eingebaut.
Das liest sich dann zum Teil durchaus amüsant, wenn sie etwa die Fahrt ihrer Protagonistin Tatjana von Bad Cannstatt nach Fellbach mit der „Strampe“ schildert. Denn: „Strampen – so nannten die Stuttgarter ihre Straßenbahnen.“ Und „die Fellbacher Welt in der Mozartstraße“, so Tatjanas Empfindung, „war klein, überschaubar, ein bisschen spießig und vor allem berechenbar, eine zuverlässige Konstante in ihrem Leben. In ihrer Straße hatte sich seit ihrer Kindheit fast nichts verändert, sogar die Nachbarn waren dieselben geblieben.“ In den Garagen standen keine SUV. Was Tatjana im Roman denkt, dürfte genau so auch Bettina Storks eigene Einschätzung sein: „Getreu der schwäbisch-pietistischen Haltung protzte man niemals mit Wohlstand. Angeben, das war etwas für die Neureichen.“
Bundesweite Premierenlesung in Fellbach
„Die Schwestern von Krakau“ stellt Storks an diesem Mittwoch, 15. Januar, in der Fellbacher Stadtbücherei vor – es ist die bundesweite Premiere, denn es handelt sich um den offiziellen Termin der Veröffentlichung, auch wenn wohl in einzelnen Buchhandlungen in Deutschland das Werk schon seit ein paar wenigen Tagen ausliegt. erscheint.
Speziell fürs Fellbacher Publikum hat Bettina Storks, die ihre Veranstaltungen gerne mit Dias oder historischen Abbildungen aufwertet, einen eigenen Part eingebaut, in dem sie die in ihrer Heimatstadt spielenden Parts des Romans besonders beleuchtet.
Literarische Spätstarterin
Herkunft
1960 als Bettina Stuber in Waiblingen geboren, wächst sie in einer Fellbacher Bäckerfamilie auf. 1969 zieht die Familie nach Stuttgart.
Studium
Bettina Storks studiert in Tübingen und Freiburg und ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Viele Jahre ist sie in Stuttgart als Redakteurin tätig. Erst 2008 beginnt sie mit dem Schreiben belletristischer Texte. Sie lebt mit ihrer Familie am Bodensee.
Lesung
In einer Kooperation mit der Fellbacher Buchhandlung Lack stellt Bettina Storks ihren neuen, fast 600 Seiten starken Roman „Die Schwestern von Krakau (Heyne-Verlag, 17 Euro) an diesem Mittwoch, 15. Januar, um 20 Uhr in der Stadtbücherei Fellbach vor. Es gibt noch ein paar 15 Restkarten in der Stadtbücherei (Telefon 0711 / 58 51297), eventuell auch an der Abendkasse.