Zum ersten Mal seit dem Rücktritt ihres Mannes zeigt sich die ehemalige First Lady Bettina Wulff bei einem öffentlichen Auftritt in Berlin. Das fällt ihr nicht leicht.

Berlin - Sie hat sich auf diesen Auftritt präzise vorbereitet. Bettina Wulff trägt einen Businessanzug in Hellgrau, der kurze Bob ist strikt frisiert, auf dem Gesicht liegt eine kamerataugliche Schicht Make-up. Das alles wirkt wie eine Rüstung für diesen Tag: Zum ersten Mal seit dem Rücktritt ihres Mannes vom Amt des Bundespräsidenten tritt die ehemalige First Lady am Mittwoch in Berlin allein ins Licht der Öffentlichkeit.

 

Warum sie das macht? Man kann da spekulieren: weil sie an ihrem ganz eigenen Image arbeitet vielleicht. Oder um zu signalisieren, dass sie keinen Grund hat, mit dem, was sie für richtig hält, nicht einfach weiterzumachen. Bettina Wulff begründet ihren Auftritt schlicht: was sie hier tue, liege ihr einfach besonders am Herzen.

In einem Saal des Rathauses im Berliner Bezirk Neukölln sitzen neben der ehemaligen First Lady einige Frauen in Jeans und Pulli, und die nehmen ihr diese Begründung ab. Sie alle sind Familienhebammen – und sie arbeiten in dem Projekt, das die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ mit Wulffs Hilfe vor einem Jahr hier im Berliner Problembezirk aus der Taufe gehoben haben.

Die Hebammen mit sozialpädagogischer Zusatzausbildung kümmern sich jeweils ein ganzes Jahr um die ersten Schritte junger Familien. Sie erklären Müttern, wie man mit Säuglingen umgeht, aber sie helfen manchen Eltern am unteren Rand dieser Gesellschaft auch, überhaupt erst mal ihren Tag zu strukturieren. Und sie sind Wächterinnen über das Kindeswohl.

Vielleicht arbeitet sie an ihrem eigenen Image

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Falko Lieke schildert, wie nötig das ist: „Es gibt bei uns hier etwa 400 Familien, die wir trotz Hilfsangeboten nicht erreichen. Die reagieren nicht. Wir wissen nicht, was mit den Kindern ist.“ In 67 dieser Familien sind die Hebammen unterwegs.

Ihre Schirmherrin haben sie vor einem Jahr zum Start kennengelernt, damals mit ein bisschen mehr Glanz und Schnittchen im Schloss Bellevue. Sie habe die Idee mit den Hebammen so gut gefunden, dass sie das Modell gerne nach Berlin habe tragen wollen, sagt Bettina Wulff dazu. Susanne Maillard, eine der Frauen, hat an diesem Tag im Schloss folgendes festgestellt: „Frau Wulff ist am Ende einfach eine ganz normale, sehr zugängliche und am Thema ernsthaft interessierte Frau.“ Als First Lady habe sie dem Projekt geholfen. Dass sie auch jetzt weiter dabei sei, verleihe der Aktion immerhin die nötige Aufmerksamkeit.

Bettina Wulff also, Fachfrau für PR, stellt sich in ein Rampenlicht, auf das sie persönlich, so scheint es jedenfalls, zur Zeit auch ganz gerne verzichten würde. Das Lächeln im Blitzlicht ist mühsam. Unbeirrbar hält sie es in die Runde der Fotografen. Bis einer sagt: „Frau Wulff, bitte lächeln Sie mal kurz.“ Da sinken ihre Mundwinkel, und sie sagt: „Also, wie ich gucke, das müssen sie schon noch mir überlassen.“