Nachdem in den zurückliegenden beiden Jahren viele Klagen aus der City über die dort unter freiem Himmel hausenden Gruppen kamen, ist ein Verdrängungseffekt eingetreten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Sillenbuch, Feuerbach, Weilimdorf und Nordbahnhof: Überall dort sollen in den zurückliegenden Wochen und Monaten Gruppen, die von den Sicherheitskräften rumänischen Romas zugerechnet werden, ihre Zelte aufgeschlagen und Schlafplätze eingerichtet haben oder bettelnd durch die Straßen gezogen sein. Das ist eine neue Entwicklung. In den zurückliegenden Jahren hatten sich die Familienclans hauptsächlich im Mittleren Schlossgarten niedergelassen, was dort zu Konflikten führte – vor allem mit Anrainern an der unteren Königstraße.

 

Nun hat sich die Lage geändert: „Bei uns melden sich Bürger aus Sillenbuch und berichten, dass dort Roma auf die Grundstücke kommen und Mülltonnen durchsuchen“, sagt die Sachgebietsleitern Sabine Dorsch vom Ordnungsamt. Diese Beschwerde ist bis zur Polizei noch nicht durchgedrungen. „Aber es gibt ein Zeltlager unterhalb der Stadtbahn-Trasse an der Jahnstraße, das im Herbst, im Januar und Februar und erst vor gut zwei Wochen wieder geräumt wurde“, sagt der Polizeisprecher Thomas Ulmer. Etwa zehn Personen hätten sich dort niedergelassen, sagt Sabine Dorsch.

Zeltlager in Sillenbuch aufgeschlagen, Bettler in Feuerbach unterwegs

Aus Weilimdorf und Feuerbach berichten Polizei und Ordnungsamt in Einzelfällen von Bettlern am Löwenmarkt, deutlich mehr seien in der Stuttgarter Straße unterwegs. „Dort in der Feuerbacher Einkaufsstraße ist mehr Frequenz, da lohnt sich das Betteln offenbar“, erklärt der Polizeisprecher. Insgesamt schätzen Polizei und Ordnungsamt die Zahl der im gesamten Stadtgebiet kampierenden und hausenden Roma auf rund 50 bis 80 – eine im Vergleich überschaubare Zahl, wenn man auf andere Städte blickt: In Frankfurt wurden mehrere Ansiedlungen, zum Teil mit festen Bretterbuden, registriert. In Duisburg zogen ähnliche Gruppen in mehrere leer stehende Häuser ein.

Das sogenannte aggressive Betteln ist verboten, dagegen sind die Kräfte von der Polizei und der Stadt im Rahmen der seit Ende Januar 2016 eingesetzten Sicherheitskonzeption Stuttgart vorgegangen. Mit täglich bis zu 100 zusätzlichen Personen sind sie seither in der Innenstadt im Einsatz. In der Folge ließen die Gruppen vom aggressiven Betteln ab, bettelten überwiegend still – bis nun die neue Masche mit den Kindern aufkam. „Außerdem sammeln sie jetzt verstärkt Flaschen“, sagt Sabine Dorsch. Wenn die Polizei oder der städtische Vollzugsdienst aggressives Betteln beobachten, unterbinden sie dies, verteilen Platzverweise und ziehen das Geld ein. Die Ermittler haben Hinweise, dass die Bettler organisiert sind.

Polizei und Ordnungsamt beschreiben den Umzug der Gruppen in andere Bezirke als Ergebnis eines Verdrängungseffekts. Auch seien insgesamt weniger Gruppen in der Stadt. Dass sie die Königstraße und den angrenzenden Teil des Schlossgartens nun eher meiden, bestätigen die Händler dort: „Ich merke es an den Umsätzen. Kunden, die deswegen einen Bogen um unser Geschäft gemacht haben, kommen nun wieder“, sagt die Filialleiterin eines Schuhladens.