Betty Rosenfeld ließen die Nachrichten aus Spanien keine Ruhe. Sie entschied, sich den Internationalen Brigaden anzuschließen. Die Angehörigen der Brigaden nannten sich selber „voluntarios de la libertad“, Freiwillige der Freiheit.

 

Im März 1937 reiste Betty Rosenfeld auf einem Dampfer von Haifa nach Frankreich, von da weiter nach Spanien. Die Basis der Internationalen Brigaden befand sich in der Stadt Albacete, 200 Kilometer südöstlich von Madrid im kargen Flachland der Region Mancha. In einem Personalbüro meldete sich die qualifizierte Krankenschwester zum Sanitätsdienst der Brigaden. Dieser unterhielt zur Versorgung der eigenen Verwundeten innerhalb des republikanischen Territoriums ein Netz aus Frontlazaretten und Militärhospitälern. Rund die Hälfte des medizinischen Personals waren Juden.

Betty Rosenfeld wurde im Hinterland der Levanteküste benötigt. In Murcia arbeitete sie als Krankenschwester in einer Klinik, die auf die Behandlung schwerer innerer Krankheiten, insbesondere Typhus, spezialisiert war. In einem Dokument der Internationalen Brigaden wird Betty Rosenfeld als fleißige und gewissenhafte Krankenpflegerin sowie als „zuverlässige Antifaschistin“ beschrieben.

Als die Republik infolge der militärischen Übermacht der Franco-Truppen in Bedrängnis geriet, wurde im Frühjahr 1938 die Klinik in Murcia evakuiert. In den folgenden Monaten pflegte Betty Rosenfeld verwundete Interbrigadisten in einer Militärklinik in Mataró bei Barcelona. Hier heiratete sie im März 1938 Sally Wittelson, einen Freiwilligen der Internationalen Brigade, den sie in Spanien kennengelernt hatte. Wittelson stammte aus Leipzig, war gleich alt wie Betty und ebenfalls Jude. Er war nach 1934 in die Tschechoslowakei emigriert und als geheimer Kurier im kommunistischen Widerstand aktiv gewesen.

Heimatlos

Insgesamt sind rund 30 republikanische Spanienkämpfer aus dem Raum Stuttgart namentlich bekannt. Die einzige Stuttgarter Interbrigadistin war Betty Rosenfeld. Außer ihr war noch die in Stuttgart geborene Fotoreporterin Gerda Taro als Zivilistin vor Ort. Sie verfolgte mit der Kamera den Konflikt in Spanien und geriet im Juli 1937 tragischerweise unter die Ketten eines republikanischen Panzers und starb.

Trotz mangelhafter Ausbildung und Ausrüstung war die Hoffnung groß. Zur Begrüßung hob man die geballte Faust und rief sich wie die spanischen Kameraden brüderlich „salud!“ zu. Die Brigadas Internacionales erhielten im Herbst 1936 bei der Verteidigung von Madrid ihre Feuertaufe. Im harten Häuserkampf machten sich die fremden Freiwilligen einen Namen. Weltweit berichtete die Presse über sie.

Die Freiwilligen der Freiheit

Betty Rosenfeld ließen die Nachrichten aus Spanien keine Ruhe. Sie entschied, sich den Internationalen Brigaden anzuschließen. Die Angehörigen der Brigaden nannten sich selber „voluntarios de la libertad“, Freiwillige der Freiheit.

Im März 1937 reiste Betty Rosenfeld auf einem Dampfer von Haifa nach Frankreich, von da weiter nach Spanien. Die Basis der Internationalen Brigaden befand sich in der Stadt Albacete, 200 Kilometer südöstlich von Madrid im kargen Flachland der Region Mancha. In einem Personalbüro meldete sich die qualifizierte Krankenschwester zum Sanitätsdienst der Brigaden. Dieser unterhielt zur Versorgung der eigenen Verwundeten innerhalb des republikanischen Territoriums ein Netz aus Frontlazaretten und Militärhospitälern. Rund die Hälfte des medizinischen Personals waren Juden.

Betty Rosenfeld wurde im Hinterland der Levanteküste benötigt. In Murcia arbeitete sie als Krankenschwester in einer Klinik, die auf die Behandlung schwerer innerer Krankheiten, insbesondere Typhus, spezialisiert war. In einem Dokument der Internationalen Brigaden wird Betty Rosenfeld als fleißige und gewissenhafte Krankenpflegerin sowie als „zuverlässige Antifaschistin“ beschrieben.

Als die Republik infolge der militärischen Übermacht der Franco-Truppen in Bedrängnis geriet, wurde im Frühjahr 1938 die Klinik in Murcia evakuiert. In den folgenden Monaten pflegte Betty Rosenfeld verwundete Interbrigadisten in einer Militärklinik in Mataró bei Barcelona. Hier heiratete sie im März 1938 Sally Wittelson, einen Freiwilligen der Internationalen Brigade, den sie in Spanien kennengelernt hatte. Wittelson stammte aus Leipzig, war gleich alt wie Betty und ebenfalls Jude. Er war nach 1934 in die Tschechoslowakei emigriert und als geheimer Kurier im kommunistischen Widerstand aktiv gewesen.

Heimatlos

Insgesamt sind rund 30 republikanische Spanienkämpfer aus dem Raum Stuttgart namentlich bekannt. Die einzige Stuttgarter Interbrigadistin war Betty Rosenfeld. Außer ihr war noch die in Stuttgart geborene Fotoreporterin Gerda Taro als Zivilistin vor Ort. Sie verfolgte mit der Kamera den Konflikt in Spanien und geriet im Juli 1937 tragischerweise unter die Ketten eines republikanischen Panzers und starb.

Zu dieser Zeit wurde die politische Lage in Spanien immer düsterer. Von der internationalen demokratischen Staatenwelt im Stich gelassen, war die Niederlage der Republik nur noch eine Frage der Zeit. Im Herbst 1938 wurden die Internationalen Brigaden aufgelöst, im Frühjahr 1939 erklärte Franco den Krieg für beendet.

Für Betty und ihren Mann kam eine Rückkehr in die Heimat nicht infrage. Müde und erschöpft überquerten sie als Flüchtlinge die Pyrenäengrenze nach Frankreich. In Sévérac-le-Château, einer kleinen Gemeinde, hauste das Ehepaar mit einer Gruppe ehemaliger Interbrigadisten und republikanisch-spanischen Familien in verlassenen Gebäuden. Eine Reihe von Briefen, die Betty Rosenfeld „mit antifaschistischen Grüßen“ unterzeichnet hat, geben Auskunft über ihre Lebensumstände während dieser Zeit. Sie war von Not geprägt. Sie lernte Handschuhe fertigen und arbeitete für knappen Lohn in einer Fabrik.

Im Juni 1939 wurden sie und ihr Mann von der französischen Polizei in das angrenzende Lager Gurs gebracht, wo die französische Regierung Tausende ehemaliger republikanischer Spanienkämpfer internierte, die nach Frankreich geflohen waren. Es begann die Zeit der räumlichen Trennung. Sally Wittelson wurde in den französischen Pyrenäen im Lager Vernet interniert, Betty Rosenfeld kam weiter nördlich in das kleine Frauenlager Rieucros, im Februar 1942 dann in ein Frauenlager nach Brens.

Den Nazis ausgeliefert

Der Lageralltag war trist. Hinter Stacheldraht und bewacht von französischer Gendarmerie, stapften die aus verschiedenen Ländern stammenden Frauen in Holzpantinen morgens aus den Baracken durch den Schlamm zum Waschraum. Mittags gab es eine dünne Reissuppe oder angebrannte Hülsenfrüchte, abends um sieben Uhr ging in den Baracken das Licht aus.

Am 7. August 1942 wurde Betty völlig unerwartet aus ihrer Lagergemeinschaft gerissen und von einem Gendarmen in das Ausgangslager Gurs gebracht. Den Hintergrund bildete die von Deutschland geforderte Auslieferung von Juden im Rahmen der rassistischen NS-Vernichtungspolitik. Das Vichy-Regime folgte den Anordnungen der deutschen Besatzer. Am nächsten Morgen wurden alle aus Deutschland stammenden jüdischen Lagerinsassen, darunter auch Betty Rosenfeld, auf Lastwagen verladen und zum Bahnhof nach Oloron St. Marie befördert. Dort wartete auf sie bereits ein Güterzug, der in Richtung Paris losfuhr.

Im Sammellager Drancy, das sich im nördlichen Teil der französischen Hauptstadt befand, herrschte ein großes Chaos. Es wird Betty Rosenfeld sicher nicht leichtgefallen sein, ihren Mann dort wiederzufinden. Am Morgen des 7. September 1942 verließ dann der Konvoi 29 die Schienen von Drancy. Zusammen mit weiteren 998 jüdischen Frauen und Männern wurden Betty Rosenfeld und ihr Mann schließlich nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie zwei Tage später ankamen.

Die gespenstische Fahrt in einem verriegelten rostbraunen Güterwaggon war vermutlich die einzige mehrtägige gemeinsame Reise während ihrer Ehe. Sie endete in einer deutschen Gaskammer. Da Betty Rosenfeld an einer Schilddrüsenüberfunktion litt und zitterte, ist davon auszugehen, dass sie unmittelbar nach ihrer Ankunft von den SS-Ärzten direkt in den Tod geschickt wurde. Auch für ihren Mann Sally Wittelson liegen keine Hinweise vor, dass er den Tag der Ankunft überlebt hat.

Späte Rehabilitation

Vergeblich hatte Bettys Schwester Ilse, die im Juli 1938 aus Deutschland hatte fliehen und mit dem Schiff von Le Havre aus nach Amerika emigrieren können, versucht, ihre Schwestern aus Frankreich und Deutschland herauszuholen. Die Tickets für ihre Überfahrt waren schon gekauft, doch die Realisierung des Plans scheiterte.

Wäre Betty Rosenfeld 1937 in Palästina geblieben, hätte sie den Holocaust überlebt. Aber aus der Ferne tatenlos zusehen, wie sich der Faschismus in Europa weiter ausbreitete, war nicht ihre Sache. Auf eigene Faust reiste die 1,57 Meter große Krankenschwester aus Stuttgart vom heutigen Israel nach Spanien und riskierte dort für eine demokratisch legitimierte Republik ihr Leben. Spanien verlor seine Freiheit – und Betty Rosenfeld ihr Leben.

Als sie in Auschwitz ermordet wurde, war sie 35. Es sollten Jahrzehnte vergehen, ehe ihr Engagement und ihr Tod in der Öffentlichkeit Würdigung fanden. 1995 rehabilitierte das spanische Parlament die während des Kalten Krieges als „Rotspanienkämpfer“ diffamierten Freiwilligen der Internationalen Brigaden und bot ihren Überlebenden in Anerkennung ihrer Verdienste für die Freiheit die spanische Staatsbürgerschaft an. 1998 entschuldigte sich der damalige deutsche Bundespräsident beim spanischen Volk für die Kriegsverbrechen der deutschen Legion Condor.

Erst in diesem Jahrhundert wurden Einzelheiten über die Deportation jüdischer Einwohner aus der Landeshauptstadt Stuttgart einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Dank der Initiative „Zeichen der Erinnerung“ entstand am Nordbahnhof eine Gedenkstätte für die einheimischen Opfer der Schoah. Das Wohnhaus der deportierten und enteigneten Familie Rosenfeld in der Breitscheidstraße wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen alliierten Fliegerangriff zerstört. Das Haus ihrer Nachbarn und Freunde blieb unversehrt. Der Familienbetrieb der Orthopädie Dieringer befindet sich mittlerweile in der dritten Generation. Nur wenige Meter davon entfernt erinnert heute am Gehweg ein „Stolperstein“ an den Ort, wo Betty einst mit ihren Schwestern, ihren Eltern und ihrer Tante lebte.