Der Flugrad-Wettbewerb im Freilichtmuseum zeigt absurde Flugmaschinen nach Art des Ikarus vom Lautertal.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Beuren - In den Himmel geträumt hat sich Gustav Mesmer (1903–1994), bekannt als der Ikarus vom Lautertal. Am Sonntag beim Flugrad-Wettbewerb in Beuren teilte ein knappes Dutzend Teams diesen Traum. Es war der sechste Flugradwettbewerb, den die Gustav-Mesmer-Stiftung ausgelobt hat, und es war der erste seiner Art im Freilichtmuseum Beuren.

 

Flugräder? Eines der etwa 50 Gefährte ist in der Scheuer im Freilichtmuseum zu sehen. Ein graues Damenrad an dessen Lenker Flügel angeschraubt sind und am Sattel eine Luftschraube. Mesmer hatte die vielen Jahrzehnte in der Psychiatrie nur durchgestanden, indem er sich kühne Flugmaschinen ausdachte. „Etwa 1000 Konstruktionszeichnungen und Skizzen sind erhalten“, berichtet der Vorsitzende der Gustav-Mesmer-Stiftung, Stefan Hartmaier. Das Verblüffende am Ikarus vom Lautertal ist jedoch, dass er etwa 50 Flugmaschinen selbst baute. Fahrräder, mit denen er über die Alb radelte, ein Albträumer, wie es ihn noch nie gegeben hat. Einmal, so berichtete er, sei er tatsächlich 50 Meter weit geflogen, aber niemand habe diesen Flug damals beobachtet.

Die Gustav-Mesmer-Stifung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe dieses sympathischen Himmelsstürmers zu erhalten. Händeringend sucht sie Flugradpaten, die verhindern, dass die fragilen Konstruktionen aus Holz und blauen Müllsäcken zu Staub zerfallen, oder Leute, die die Konstruktionszeichnungen sichten.

Die Erinnerung an Gustav Mesmer wachhalten

Um die Erinnerung an Gustav Mesmer wach zu halten, hat die Stiftung auch den Wettbewerb ausgelobt und zumindest in Beuren wahrhaft würdige Nachfolger Mesmers gefunden. Etwa die Schüler der Nürtinger Jugendkunstschule. Der Künstler Volker Illi konstruierte zusammen mit Tobias Gommel einen Fahrrad-Chopper und die Kinder hatten ihn mit Aluschalen und einem langen blauen Tuch ausgestattet wie eine Stoffbahn des Himmelszeltes.

Emil und Konrad Neumann aus Notzingen haben ihr Kinderdreirad und ihr Kinderfahrrad geopfert. Papa Manfred Neumann hat Konrad geholfen, das Dreirad mit einem Deltaflügel, windschnittigen Wimpeln und einer Luftschraube auszustatten. Das Fahrrad von Emil ist nach allen Regeln der Kunst umgebaut. „Ein Schulterdecker“, sagt der Papa fachmännisch, der schwer verhehlen kann, dass er selbst ein alter Flieger ist. Die Tragfläche aus Holzplanken und Plastikholmen ist mit Frischhaltefolie bespannt und hat „eine Spannweiter von drei Metern“, sagt Emil Neumann stolz.

Sie alle träumen den Traum des Ikarus, erheben sich in ihrer Fantasie in den Himmel und haben mit ihren Kindern eine Menge Spaß, wenn sie absurde Flugmaschinen bauen. Gustav Mesmer, der 16 Mal versucht hat, aus der Psychiatrie zu fliehen und eigensinnig an Flugmaschinen tüftelte, wäre stolz auf sie gewesen.