Die Frage, ob das Munitionsdepot im Tiefenbachtal unter einer meterdicken Erdschicht verschwinden oder vielleicht doch anderweitig genutzt werden kann,entzweit den Landkreis und die Standortgemeinde Beuren.

Beuren - Das ehemalige Munitionsdepot, im Tiefenbachtal zwischen Nürtingen und Beuren gelegen, ist schon im Jahr 1998 aufgegeben worden. Und doch ist die Stimmung rund um das 27 Hektar große Gelände, auf dem in den Jahren des Kalten Krieges zwischen Ost und West 30 Jahre lang Waffen gelagert worden waren, immer noch ziemlich explosiv. Weil er sich in der Planung über die künftige Nutzung des Areals übergangen fühlt, ist der Beurener Gemeinderat derzeit ganz schlecht auf das Esslinger Landratsamt zu sprechen.

 

„Wir sind, was die Zukunft des Geländes betrifft, in Entscheidungen von großer Tragweite für unsere Gemeinde nicht einbezogen worden. Wir hätten erwartet, dass wir mit ins Boot genommen werden“, fasst der Bürgermeister der 3600 Einwohner zählenden Gemeinde, Daniel Gluiber die Stimmung in der Ratsrunde zusammen.

Immerhin: Der größte Druck ist mittlerweile aus dem Kessel entwichen. Allerdings nicht aus besserer Einsicht, sondern nur, weil die Gemeinde kein Geld hat, um die angedachten alternativen Konzepte auch umzusetzen. „Dort wäre ein Camping-Platz ebenso möglich gewesen, wie beispielsweise ein Wildtierpark mit Biosphärenbezug“, sagt Daniel Gluiber.

Wo Wald war soll wieder Wald entstehen

Nichts wäre möglich gewesen, hält der Landkreis entgegen. „Es gilt der im Jahr 1967 zwischen Land und Bund geschlossene Vertrag, wonach mit dem Ende der militärischen Nutzung der alte Zustand wieder hergestellt werden muss“, sagt der Landkreissprecher Peter Keck. Die Maxime, wonach wieder Wald entstehen müsse, wo Wald war, gelte nach wie vor, auch wenn dem Kreis als neuem Besitzer eine Übergangsfrist bis ins Jahr 2029 zugestanden worden sei. Bis dahin allerdings muss die Anlage unter einer drei bis vier Meter hohen Erdschicht verschwunden sein, um den neu gepflanzten Bäumen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten.

Derzeit plagen die Planer im Landratsamt weniger die atmosphärische Störgeräusche, als ganz konkrete organisatorische Sorgen. Auf dem Gelände mögen sich Fuchs und Has’ gute Nacht sagen, verlassen ist es jedoch selbst nach dem Abzug der Soldaten nie gewesen. In den Bunkern hat das benachbarte Freilichtmuseum unter anderem drei komplette Häuser eingelagert. Die Kreiskliniken nutzen den Stauraum für ihre Pathologie und medizinisches Gerät und auch das Land stapelt seine für den Katastrophenfall vorgehaltenen Sandsäcke in den erdbebensicheren unterirdischen Hallen. Auf den Flächen zwischen den Bunkern stehen inzwischen auch noch dutzende ausrangierter weißer Container, die einst der provisorischen Flüchtlingsunterbringung gedient haben und nicht mehr gebraucht werden. Und in dem Eingangsgebäude schließlich hat die Museumsverwaltung ihren Sitz.

Bunker Nummer 76 soll erhalten bleiben

„Wir müssen, parallel zu den Planungen für die Rekultivierung Ersatzflächen für das dort gelagerte Material zu suchen“, sagt Keck. Seinen Worten zufolge werden aller Voraussicht nach nicht alle Bunker komplett überdeckt. In dreien der massiven Bauwerke haben sich Fledermäuse eingenistet. Zu ihrem Schutz könnten zumindest die Eingangsbereich offen gehalten werden. Der Bunker mit der Nummer 76 ist ausersehen, als besonderes kulturhistorisches Denkmal erhalten zu bleiben.

Das zumindest wäre auch im Sinne der Standortgemeinde. „Wir haben Jahre lang mit dem Munitionsdepot vor der Haustüre leben müssen. Es ist ein Teil unserer Geschichte. Da liegt es nahe, ein Stück davon zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen“, sagt Gluiber.