Beim traditionellen Moschtfescht im Freilichtmuseum Beuren gibt es nicht nur Brände aus echten Raritäten. Auch die Kleinsten legen Hand an. Sie pressen Saft aus erntefrischen Äpfeln.

Beuren - Bei dem Schönen aus Nordhausen oder dem gar Schönsten vom Neckartal handelt es sich nicht etwa um männliche Fotomodelle. Schließlich fand am Wochenende im Freilichtmuseum Beuren keine Mister-Universum-Wahl statt, sondern das traditionelle Moschtfescht. Demnach ist es nun leicht zu erraten, dass es zwei – in der Tat schöne und durchaus knackige – Apfelsorten sind, die sich dort den Besuchern vorgestellt haben.

 

Doch die beiden prächtigen Früchte sind nur zwei von insgesamt 116 verschiedenen Tafel- und Streuobstäpfeln, die der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine (KOV) Esslingen zusammengetragen hatte. Hinzu kamen 44 Birnensorten.

Brände aus echten Raritäten

Thomas Weber vom KOV gibt zu, dass er längst nicht alle Sorten kennt. Auch der Museumsleiterin Steffi Cornelius ist nur ein Bruchteil der riesigen Vielfalt bekannt, obwohl sie sich mit einigen Birnensorten, die auf dem weitläufigen Gelände des Museums wachsen, näher befasst hat – etwa mit der Schweizer Wasser-, der Pastoren- und der Kirchensaller Mostbirne sowie mit dem Gelbmöstler. Denn aus denen will das Freilichtmuseum erstmals versuchsweise eigene Brände herstellen. In einem Jahr soll der feine Schnaps fertig sein. Ob er Produktionsreife erlangt, steht allerdings in den Sternen. Es werde auf „Qualität statt Menge“ gesetzt, erklärte Steffi Cornelius mit einem Augenzwinkern.

Andreas Bosch hat schon wesentlich mehr Erfahrung mit Bränden aller Art. Der Brennmeister aus Unterlenningen stellt in seinem Familienbetrieb edle Destillate her, unter anderem aus der Bezels-, der Jungfrau- und der Palmischbirne. Das gesamte Obst für seine Brände ernte er von seinen eigenen rund sechs Hektar Fläche umfassenden Streuobstwiesen. Mitunter seien sehr alte Obstsorten, ja echte Raritäten, darunter. Von der Palmischbirne beispielsweise gebe es nur noch etwa zehn Bäume auf der Markung von Lenningen. Doch Bosch hat auch leichtere Getränke im Angebot. Beim Moschtfescht präsentierte er an seinem Stand einen Birnensecco mit 6,5 Prozent Alkohol – hergestellt aus der Oberösterreichischen Weinbirne, verfeinert mit der Champagner-Bratbirne.

Kinder üben sich als Saftpresser

Ganz so kompliziert ist es bei der Schausafterei für die kleinen Festbesucher nicht zugegangen. Doch haben die Kinder gelernt, welche Prozesse nötig sind, um aus den Streuobstäpfeln frischen Saft zu pressen. An der von der Museumspädagogin Elke Müller betreuten Station wurden die Äpfel gewaschen, von faulen Stellen befreit und in der Apfelmühle zerhäckselt. Danach wurde aus der Maische der herrliche Saft gepresst. Mit Feuereifer kurbelten und schraubten die Kleinen, um danach stolz das von ihnen selbst hergestellte Produkt genießen zu können. Das freilich stammte in diesem Jahr nicht von den Äpfeln der Museumswiesen. Weil die Ernte heuer schlecht ausgefallen sei, hat man laut Elke Müller erstmals Früchte für das Moschtfescht zukaufen müssen.