Kulturgüter aus kolonialem Kontext sollen an die Herkunftsländer zurückgegeben werden. Darauf haben sich die Kulturminister von Bund und Ländern verständigt. Die Museen und Sammlungen werden aufgefordert, ihre Sammlungen zu durchforsten.

Berlin - Bund und Länder haben sich auf dem Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialem Erbe verständigt. Vorrang bei der Aufarbeitung des Sammlungsgutes soll den menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten zukommen, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin verabschiedeten gemeinsamen Eckpunktepapier der Kulturminister.

 

Bei den Kulturgütern sei angesichts der hohen Zahl eine Priorisierung notwendig. Besonders relevant seien aufgrund ihrer Erwerbungsumstände diejenigen Kulturgüter, die im Rahmen formaler Kolonialherrschaften des Deutschen Reiches aus ihren Gesellschaften entfernt und nach Deutschland verbracht wurden, sowie Kulturgüter aus anderen Kolonialherrschaften, für die Rückgabeersuchen vorliegen.

Museen sollen aktiv werden

Die Einrichtungen in Deutschland, welche Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten bewahren, werden aufgefordert, ihre Bestände zu erforschen. Rückführungsersuchen von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sollen zeitnah bearbeitet werden. Gleichzeitig werden Museen und andere Sammlungseinrichtungen aufgerufen, selbstständig und proaktiv Sammlungsgut zu identifizieren, für das eine Rückführung infrage kommt, auch ohne dass ein Rückführungsersuchen vorliegt.

Das gemeinsame Eckpunktepapier ist nach Worten von Hamburgs Kulturminister Carsten Brosda (SPD) der Auftakt einer Diskussion, die auch mit den Herkunftsstaaten und deren Zivilgesellschaften weitergeführt werden soll. „Das was jetzt schon geht, soll getan werden, und parallel soll es weitere Klärungsprozesse geben“, sagte Brosda. Die Erklärung schaffe politische Sicherheit und sei ein „deutliches Bekenntnis des Staates“, mit dem Thema transparent umzugehen.

Dialog der Partnerschaft

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einer Anerkennung der historischen Verantwortung Deutschlands für sein koloniales Erbe. Mit den Herkunftsstaaten und -gesellschaften werde ein Dialog der Partnerschaft und Würde angestrebt. Nach Angaben von Brosda muss man in den deutschen Sammlungen von mehreren Millionen Objekten ausgehen, die „jetzt angesehen werden müssen“, um ihre Herkunft und ihren Erwerb zu klären. Allein das Ethnografische Museum im Hamburg habe mehr als eine Viertelmillion dieser Exponate in seinen Beständen.