Der Landkreis und die Stadt Ludwigsburg belegen jeweils den ersten Platz im Vergleich des Statistischen Landesamtes zum Bevölkerungsanstieg. Der Kreis verzeichnete im vergangenen Jahr 4700 neue Einwohner, die Stadt zog 588 Neubürger an.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Ludwigsburg - Eine starke Infrastruktur, große Arbeitgeber, ein riesiges Angebot für spannende Freizeitgestaltung und ansprechende Naherholungsgebiete: Diese Aussagen entspringen nicht einer Werbebroschüre des Landkreises. Sie könnten aber eine Erklärung dafür sein, warum der Kreis Ludwigsburg landesweit am schnellsten wächst – das vermutet zumindest Andreas Fritz, der Sprecher des Ludwigsburger Landrats Rainer Haas.

 

Die Zahlen sind eindeutig: Im ganzen Kreis kamen im vergangenen Jahr 4700 neue Einwohner dazu, was einer Kommune in der Größe von Gemmrigheim entspricht. Die Barockstadt Ludwigsburg ist die attraktivste Stadt im Kreis – dies zumindest legt der Zuwachs der Einwohner nahe: 588 Neubürger weist die Statistik für das vergangene Jahr aus. Misst man in Prozenten, ist allerdings Hemmingen spitze: Dort war ein Einwohnerzuwachs von 4,5 Prozent zu verzeichnen. Lediglich zwei Kommunen im Landkreis Ludwigsburg hatten Verluste zu verschmerzen: Aus Oberriexingen zogen sechs Personen mehr weg als neue zu, das sind minus 0,2 Prozent. Und in Tamm verließen rechnerisch 87 Bürger den Ort, das entspricht einem Minus von 0,7 Prozent.

Lockstoffe für junge Familien

Was sagen die Experten dazu? Werner Brachat-Schwarz ist Referatsleiter im Statistischen Landesamt hat einige Erklärungen für die Dynamik im nordwestlichen Kreis der Region Stuttgart. „Für die starke Zuwanderung sprechen die sehr guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Kreises, also viele Arbeitsplätze und eine sehr geringe Arbeitslosenquote“, sagt Brachat-Schwarz. Auch die Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart, die für Pendler relativ schnell zu erreichen ist, sei ein wichtiger Faktor.

Zudem gibt es offenbar in den ländlichen Teilen des Kreises auch noch einigermaßen bezahlbaren Wohnraum. Brachat-Schwarz formuliert es so: „Die Verbindung von bezahlbarem Wohnraum und die Nähe zu Arbeitsplätzen schafft vor allem für junge Familien einen Anreiz.“

Dieser Aspekt freilich gilt für die gesamte Region Stuttgart: Junge Menschen ziehen zu und sorgen für die positive Bevölkerungsentwicklung. Speziell in Ludwigsburg wirken sich aber auch die Hochschulen aus. Ludwigsburg kann mit vier Einrichtungen punkten, die ständig größer werden. „Seit einigen Jahren entscheiden sich immer mehr Jugendliche für ein Studium, in Hochschulstädten geht dies mit einem Bevölkerungsanstieg einher“, analysiert der Statistikexperte.

Die starke Zuwanderung ist für Brachat-Schwarz jedoch nicht der einzige Faktor für die Top-Platzierung im landesweiten Vergleich. „Die Zahl der Geburten ist hier deutlich höher als die der Sterbefälle“, so der Referatsleiter. Der Geburtenüberschuss war 2017 mit einem Plus von 809 Personen der zweithöchste aller Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg. „In den meisten anderen Kreisen war dieser Saldo sogar negativ“, weiß Brachat-Schwarz.

Landkreis schlägt Landeshauptstadt

Um den aktuellen Trend zu untermauern blickt der Mitarbeiter des Statistischen Landesamts auf den Fünfjahresvergleich, da kurzfristige Veränderungen in der Einwohnerzahl auch zufallsbedingt höher oder niedriger ausfallen können: „Von 2012 bis 2017 hat zum Beispiel die Stadt Ludwigsburg mit 5 393 neuen Einwohnern den höchsten Zuwachs.“

Die Gemeinde Kirchheim am Neckar kam mit 542 neuen Bürgern auf fast zehn Prozent mehr Einwohner – Rekord. Im Fünfjahresvergleich am langsamsten gewachsen ist wiederum Oberriexingen, hier lag der Einwohneranstieg lediglich bei 0,5 Prozent, was 17 Neubürgern entspricht. Keine der Kommunen im Kreis Ludwigsburg ist aber in dem Zeitraum geschrumpft.

Andere Kreise in der Region schneiden ähnlich gut ab. So verzeichnete Stuttgart im Jahr 2017 insgesamt 4711 zusätzliche Einwohner und landet damit auf dem zweiten Platz, gleich hinter dem Kreis Ludwigsburg. Die Landkreise Böblingen mit 3660 und Esslingen mit 3655 neuen Bürgern, belegen die Plätze drei und vier der Rangliste des Statistische Landesamts. Etwas abgeschlagen liegt der Rems-Murr-Kreis mit einem Zuwachs von 2180 Einwohnern auf Platz zehn und der Kreis Göppingen mit 1727 neuen Bürgern auf dem 16. Rang.

Für die Zukunft rechnet Werner Brachat-Schwarz mit noch weiter ansteigenden Zahlen in der Region Stuttgart. Allerdings nur, wenn die Kommunen in der Lage sind, die Attraktivität des ländlichen Raumes weiter zu steigern. „Bedeutsam dürfte sein, wie sich die Lebensverhältnisse in Stadt und Land weiter entwickeln werden“, sagt er. Sprich: Die Infrastruktur muss standhalten, Kindergärten, kulturelle Einrichtungen oder Sportanlagen müssen Schritt halten – sonst ziehen junge Familien auch schnell woanders hin.