Der jahrzehntelange Abwanderung aus Ostdeutschland ist gestoppt – bislang aber nur in den Großstädten. Nun geht es darum, mehr als bisher gegen die Landflucht in der ehemaligen DDR zu tun, kommentiert Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Die Wende des Jahres 1989 hat den Menschen in Ostdeutschland nicht nur politische Freiheit gebracht, sondern auch die Freiheit, ihre Heimat ungehindert zu verlassen. In den letzten Jahren sind sehr viele diesen Weg gegangen. Viel zu viele. Das Gebiet der ehemaligen DDR schien in einer Abwärtsspirale gefangen: wenn viele Menschen gehen, wird eine Stadt unattraktiv; das führt dazu, dass noch mehr Menschen gehen; die Stadt wird noch unattraktiver; das führt dazu . . .

 

Insofern ist der Befund erfreulich, dass dieser Negativtrend gebrochen ist. Die fünf ostdeutschen Länder ziehen heute mehr Menschen aus dem Westen der Bundesrepublik und aus dem Ausland an, als sie verlieren. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem von großen Städten wie Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Potsdam. Sie sind selbst im internationalen Vergleich hochattraktiv. Das ist auch das Ergebnis einer Strukturpolitik, die sich bewusst auf die Förderung von „Leuchtturm-Regionen“ konzentriert. Die Kehrseite darf jedoch nicht übersehen werden: in 85 Prozent der ostdeutschen Gemeinden gibt es auch heute mehr Fort- als Zuzüge. Die allermeisten ländlichen Gemeinden schrumpfen weiter. Darauf muss die Politik in allen Facetten – von der Wirtschaftsförderung bis zur Versorgung mit Schulen und Arztpraxen – stärker als bisher reagieren.