Erstmals seit den 1950er Jahren fällt das globale Bevölkerungswachstum unter ein Prozent. Derzeit leben fast acht Milliarden Menschen auf der Erde.

Erstmals seit Beginn der Aufzeichnung durch die Vereinten Nationen im Jahr 1950 ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung unter ein Prozent pro Jahr gesunken. Dies berichtet die in Hannover ansässige Deutsche Stiftung Weltbevölkerung anlässlich des Weltbevölkerungstages am Montag. Derzeit leben 7,97 Milliarden Menschen auf der Welt, die Anzahl wächst aktuell „nur noch“ um 0,8 Prozent.

 

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie sei zudem die Lebenserwartung im vergangenen Jahr weltweit auf 71 Jahre gesunken, 2019 lag sie noch bei 72,8 Jahren. Doch beide Tatsachen bedeuteten noch keine Trendumkehr in Sachen Bevölkerungswachstum, teilt die Stiftung mit, denn in absoluten Zahlen nehme die Weltbevölkerung weiter zu: Zur Zeit wachse sie jedes Jahr um 66 Millionen Menschen – was ungefähr der Einwohnerzahl Frankreichs entspricht. Laut den aktuellsten Prognosen der UN werde das Bevölkerungswachstum in den 2080er Jahren mit etwa 10,4 Milliarden Menschen seinen Höhepunkt erreichen und danach leicht sinken. Bisher waren die Vereinten Nationen von einem Maximum von 10,9 Milliarden Menschen um das Jahr 2100 ausgegangen.

Hohe Geburtenziffer im Süden der Erdhalbkugel

Im Süden der Erdhalbkugel ist die Geburtenziffer noch relativ hoch. „Im globalen Süden bekommen viele Mädchen und Frauen immer noch mehr Kinder als sie sich wünschen. Das zeigen die hohen Geburtenziffern etwa in Afrika südlich der Sahara“, betonte Angela Bähr, die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung. Dort beträgt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau nach UN-Angaben 4,6. Zwar ist die Geburtenziffer auch hier gesunken, trotzdem liegt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau weit über dem weltweiten Durchschnitt von 2,3.

„Fehlende sexuelle Aufklärung und ein schlechter Zugang zu Verhütungsmitteln sind Gründe dafür, dass viele Mädchen bereits im Teenageralter schwanger werden – vor allem in Afrika südlich der Sahara. Wenn sie wegen ihrer Schwangerschaft die Schule nicht beenden können, geraten sie schnell in eine Armutsspirale“, erklärte Bähr. Die Möglichkeit der selbstbestimmten Familienplanung von Jugend an sei nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein Schlüssel zur Armutsbekämpfung. Bähr sagte: „Daher fordern wir die Bundesregierung auf, dass Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln die Grundpfeiler einer feministischen Entwicklungspolitik sein müssen.“

Armut und Bevölkerungswachstum hängen zusammen

Im vergangenen Jahr sei jedes zehnte Baby von Müttern geboren, die unter 20 Jahre alt gewesen waren. Insbesondere in Subsahara-Afrika, Lateinamerika und der Karibik sei der Anteil der Teenagerschwangerschaften sehr hoch, mit den entsprechenden gesundheitlichen Risiken, sowohl für die Mütter als auch für die Kinder. Die 1991 gegründete Stiftung Weltbevölkerung hat sich selbst dem Ziel verschrieben, Projekte der Familienplanung und Sexualaufklärung in Entwicklungsländern zu unterstützen.

Ein Blick auf die UN-Statistiken zeigt, dass Armut und hohes Bevölkerungswachstum zusammenhängen. Die zehn Länder mit den höchsten Geburtenraten liegen alle in Afrika, an der Spitze liegen der Sahelstaat Niger (47 Geburten jährlich pro 1000 Einwohner) gefolgt von Angola und Mali. Niger liegt auch auf dem UN-Armutsindex – Index der menschlichen Entwicklung – auf Platz 189, das ist der letzte Platz. Ein Drittel der Kinder unter fünf ist dort untergewichtig, 65 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten. Laut Bundesministerium für Entwicklung wird in Niger jeder nachhaltige Entwicklungsfortschritt durch das hohe Bevölkerungswachstum von jährlich fast vier Prozent wieder aufgezehrt. Auf der anderen Seite sind die geburtenschwächsten Länder Monaco (6,6 Geburten auf 1000), Südkorea, Andorra und Japan. Unter den zehn Staaten mit dem niedrigsten Bevölkerungswachstum sind auch die EU-Länder Griechenland, Portugal, Spanien und Bulgarien.