Vor zwölf Jahren verschwand die neunjährige Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Ein geistig behinderter Mann wurde damals von einem Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt gibt es neue Hinweise.

Lichtenberg - Er zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der vergangenen Jahre, nun kommt neue Bewegung in den Fall Peggy: Zwölf Jahre nach dem Verschwinden des kleinen Mädchens aus dem oberfränkischen Lichtenberg hat die Polizei die Suche nach seiner Leiche wieder aufgenommen. Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte am Montag ein Haus in Lichtenberg, es habe Hinweise gegeben, so ein Polizeisprecher, dass sich die Leiche Peggys dort befinde. Zusätzlich werde das Grundstück genauestens abgesucht. Unter anderem werde das Kopfsteinpflaster des Hofes entfernt. Das Haus ist bewohnt, es liegt in direkter Nähe zu Peggys Elternhaus.

 

Zur Erinnerung: Peggy Knobloch war neun Jahre alt, als sie am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwand. Die Suche, unter anderem mit Leichenspürhunden und Bundeswehr-Tornados, blieb erfolglos. Bis heute fehlt jede Spur von ihr, eine Leiche wurde nie gefunden. Aber es gibt einen Verurteilten: Ulvi Kulac. Der heute 35 Jahre alte Mann, der nach einer in der Kindheit erlittenen Hirnhautentzündung geistig behindert ist, sitzt in der Psychiatrie.

Erfolgreiche Bürgerinitiative

Er wurde 2004 vom Landgericht Hof wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht war überzeugt, dass er Peggy sexuell missbraucht hatte, und, um die Tat zu vertuschen, sie Tage später erstickte. Beweise gab es keine, die Richter bezogen sich in ihrem Urteil auf ein Geständnis, das Kulac in Vernehmungen bei der Polizei abgelegt, und später widerrufen hatte. Schon damals gab es erhebliche Zweifel, ob Kulac der Schuldige ist – vor allem in der Bevölkerung. Viele Menschen waren verärgert, weil ihrer Meinung nach der junge Mann nur deshalb sofort als Verdächtiger ins Visier der Ermittler geriet, weil er in Lichtenberg durch exhibitionistische Handlungen aufgefallen war.

Es bildete sich eine Art Bürgerinitiative (www.ulvi-kulac.de), die die Unschuld des jungen Mannes beweisen möchte. Der Rechtsanwalt Michael Euler wurde mit der Ausarbeitung des Wiederaufnahmeantrags beauftragt, den er Anfang April dem Landgericht Bayreuth übergab. In dem Antrag stützt sich der Rechtsanwalt vor allem auf Zeugen, die Peggy am Nachmittag des Tages, an dem sie verschwand, noch gesehen haben wollen, und die das Landgericht Hof im Prozess nicht gehört hatte. Euler wirft den damaligen Ermittlern unter anderem vor, Zeugen manipuliert und Aussagen, die seinen Mandanten entlasten, ignoriert zu haben. 2012 hatten Staatsanwalt und Kripo Bayreuth in dem Fall mit neuen Ermittlungen begonnen. Die Hinweise auf das Anwesen in Lichtenberg hätten sich verdichtet, sagte der Sprecher.

Nun steht der Fall vermutlich vor einer Wende. Auch Anwalt Euler ist überrascht: „Ich hatte keine Ahnung, dass es eine Durchsuchung geben soll“. Zum Bewohner des Hauses machte die Polizei keine Angaben. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen vorbestraften Sexualtäter, den die Polizei schon bei den früheren Ermittlungen im Visier gehabt haben soll.