Regine Beck-Merling begegnet Demenz-Patienten mit Humor. Bei der Seniorenrunde stellt sie ihre Arbeit vor. Sie kommuniziert besonders über die Körpersprache und die Mimik mit den demenzkranken Menschen.

Ansichten einer Clownin - Wenn sich Regine Beck-Merling ihr geblümtes Dirndl, die viel zu großen Schuhe, den Hut und die kugelrunde rote Nase überstreift, geht sie zu ihrer zweiten Arbeit. Im Hauptberuf ist sie Gemeindediakonin in Birkach und Plieningen. Nebenbei ist sie seit April auch Clownin. Dann heißt sie allerdings nicht mehr Regine Beck-Merling, sondern Pauline Hummelschwert.

 

Wer denkt, dass Regine Beck-Merling jonglierend auf einem Einrad durch die Zirkusmanege fährt, irrt allerdings. Denn sie ist kein Clown im klassischen Sinn, sondern eine Begegnungsclownin. Statt Aufführungen zu machen, besucht sie Menschen mit Demenz in Senioren- und Pflegeeinrichtungen. „Bei meiner Arbeit geht es nicht um Lacher, sondern darum, schwierige Situationen mit ein wenig Humor zu entkrampfen“, erklärt sie. Morgen stellt sie, begleitet von zwei Kolleginnen, ihre Arbeit bei der Seniorenrunde im Steckfeld vor.

„Was würde Pauline Hummelschwert jetzt sagen?“

Die Idee, Clownin für alte Menschen zu werden, kam Beck-Merling sowohl durch ihren Beruf als auch aufgrund privater Umstände. Denn nicht nur als Diakonin hat sie regelmäßig mit Demenz-Patienten zu tun. „Auch mein Vater hatte zehn Jahre Alzheimer“, erzählt die 52-Jährige. Irgendwann hatte sie nach etwas gesucht, mit dem sie die Menschen, in deren Kopf sich der Nebel des Vergessens immer weiter ausbreitet, erreichen kann. „Ich wollte eine Brücke zur Gefühlsebene bauen“, sagt Beck-Merling.

Im Internet stieß sie auf die Ausbildung zur Begegnungsclownin beim evangelischen Bildungszentrum im hessischen Bad Orb. Über zwei Jahre ging die Ausbildung. Langsam schuf Regine Beck-Merling ihr Alter Ego Pauline Hummelschwert.

Sie beschreibt Pauline als gestandene, laute, aber sehr herzliche Frau mit übertriebenem schwäbischen Dialekt. Sie sei ganz anders als sie selbst. Das sei sehr wichtig, um die Persönlichkeiten klar voneinander zu trennen. Manchmal fällt es Regine Beck-Merling deshalb auch schwer, tollpatschig zu sein, wie es sich für einen Clown gehört. „Ich bin normalerweise Perfektionistin“, sagt sie. Obwohl die Rollen wie auch das Clowndasein und ihr eigentlicher Beruf streng getrennt bleiben sollen, hilft der Diakonin die Ausbildung auch bei ihren Besuchen in Altenheimen im Namen der Kirche. „Manchmal denke ich mir sogar: ,Was würde Pauline Hummelschwert jetzt sagen?‘“, erzählt Beck-Merling und lacht. Das helfe ihr, die Dinge von Zeit zu Zeit etwas leichter zu sehen.

Kommunikation über Körpersprache und Mimik

Verharmlosen wollen die Clowns die Situation der Menschen mit Demenz aber nicht, stellt Regine Beck-Merling klar. Und sie auch nicht ins Lächerliche ziehen. Bei ihren Begegnungen gehen sie und ihre Kolleginnen deshalb sehr behutsam vor. Wenn sie eine Gruppe besuchen, gibt es zur Auflockerung eine kleine Aufführung, dann gehen die Clowns direkt zu den Menschen und kommunizieren besonders über die Körpersprache und die Mimik mit ihnen.

Gerne versucht sie auch, Erinnerungen aus der Vergangenheit wachzurufen, sagt Beck-Merling. So hat sie zum Beispiel Requisiten wie eine ganz alte Kaffeemühle dabei. Oder sie singt Volkslieder mit den alten Menschen. Gerade Musik wirke immer wieder Wunder. Bei einer Demenzveranstaltung sei eine Dame im Raum gewesen, die apathisch auf ihrem Stuhl saß, berichtet Beck-Merling. Mit ihr habe sie den schönsten Moment ihrer Arbeit erlebt. Denn als Beck-Merling mit ihrer Clownspartnerin loslegte, sprang die Dame plötzlich von ihrem Stuhl auf, sang und tanzte mit den beiden und strahlte über das ganze Gesicht.