Knapp zwei Monate vor der Bürgermeisterwahl hat noch kein ernst zu nehmender Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen. In der Verwaltung und im Gemeinderat verwundert das bisherige Desinteresse an einer Nachfolge von Nicolas Fink.

Aichwald - Womöglich muss die Gemeinde Aichwald eine Casting-Show mit dem Titel „Aichwald sucht den Bürgermeister“ – kurz ASDB – organisieren. Denn bisher ist für die Wahl am Sonntag, 17. März, gerade mal eine Bewerbung im Rathaus der rund 7500 Einwohner zählenden Kommune eingegangen. Und die ist noch nicht einmal zugelassen, weil laut der Ortsverwaltung noch erforderliche Unterlagen nachgereicht werden müssen. Den Fraktionen im Gemeinderat ist zumindest bisher kein veritabler Kandidat bekannt, der den zum Jahreswechsel aus dem Amt geschiedenen Nicolas Fink (SPD) beerben könnte. Der äußerst beliebte und erfolgreiche Schultes sitzt seit 1. Januar als Nachfolger von Wolfgang Drexler im Landtag. Weshalb bisher kein ernst zu nehmender Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen hat, wird allerorten spekuliert. Eine schlüssige Erklärung für das bisherige Desinteresse an Aichwalds Chefsessel fällt schwer.

 

Die Bezahlung ist sehr gut

An der Stelle kann es nicht liegen, sie gilt als sehr attraktiv. Die Gemeinde ist schuldenfrei, verfügt über eine gute Infrastruktur, ordentliche Rücklagen und ein rühriges Vereinsleben. Und sie liegt günstig und idyllisch auf dem Schurwald im Stuttgarter Speckgürtel, weshalb sie als Wohnort beliebt ist. Zudem stimmt die Bezahlung für den Bürgermeister-Job: die Stelle ist in die Besoldungsgruppe A 16 eingestuft, was einem monatlichen Grundgehalt zwischen 5762 und 7305 Euro entspricht.

Auch das Arbeitsklima in der Verwaltung und das parteiübergreifende Miteinander wird gelobt. Zum Beispiel von Volker Haug, der zurzeit als erster stellvertretender Bürgermeister interimsmäßig die Geschäfte im Rathaus führt. Während der Schultes-Vakanz lässt er den CDU-Fraktionsvorsitz im Gemeinderat ruhen. Möglicherweise komme das Kandidatenkarussell so träge in Schwung, „weil es sich um eine außerplanmäßig frei werdende Stelle handelt“, mutmaßt Haug. Wer plane, Bürgermeister zu werden, beschaffe sich einen Wahlkalender, um nach passenden Stellen Ausschau zu halten. Andererseits sei bereits seit Mitte November bekannt gewesen, dass der 42-jährige Nicolas Fink in die Landespolitik wechselt.

Letzterer hinterlasse sicher große Fußstapfen, denn er habe unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit „Kraft Persönlichkeit überzeugt“, sagt Haug. Aber auch das könne einen entschlossenen und qualifizierten Kandidaten kaum abschrecken. Haug glaubt, dass sich demnächst potenzielle Fink-Nachfolger melden. Schließlich ende die Bewerbungsfrist erst am Montag, 18. Februar, um 18 Uhr. Und er habe es schon erlebt, dass sich Verwaltungsleute „erst wenige Wochen vor den Wahlen für eine Kandidatur entschlossen haben“.

Hilft ein Banner am Straßenrand?

Laut Haug sind bisher keine Kandidaten für sondierende Gespräche an die Parteien herangetreten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Richter bestätigt das und ist darüber „verwundert“. Möglicherweise seien es „taktische Gründe“, sich erst spät aus der Deckung zu wagen. Letztlich sei für ihn die Parteizugehörigkeit zweitrangig, sagt Richter, aber als Bürgermeister wünsche er sich eine Person, „die Leute vereinen kann und das bisher in der Gemeinde Angestoßene fortführt“.

Womöglich muss die Gemeinde auf der Suche nach einem neuen Bürgermeister Maßnahmen ergreifen wie das im Kreis Freudenstadt beheimatete Empfingen. Die Kommune hatte vor rund eineinhalb Jahren auf einem 15 mal sechs Meter messende Banner „Empfingen sucht BÜRGERMEISTER/IN“ an der A 81 zwischen Sulz und Horb um Kandidaten gebuhlt. Am Ende bliebe noch eine ASDB-Show.