Der Deutsche Basketball Bund hat seine Bewerbung für die EM 2015 zurückgezogen.

Frankfurt/Main - Der Deutsche Basketball Bund hat seine Bewerbung für die EM 2015 zurückgezogen und den Europäischen Basketball-Verband heftig attackiert.

 

Zweifel am professionellen Bewerbungsverfahren

Vier Tage vor der Turniervergabe entschied der DBB zusammen mit den vorgesehenen Mitausrichtern Frankreich, Italien und Kroatien, wegen "unüberbrückbarer Differenzen" mit der FIBA Europe auf eine Kandidatur zu verzichten. "Grund dafür sind immense Zweifel ob des professionellen Bewerbungsverfahrens und mangelnde Transparenz des zuständigen Europäischen Verbandes", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Bewerbungs-Gemeinschaft. Einziger Kandidat bleibt nun die Ukraine.

Ende der Nationalmannschaftskarriere von Dirk Nowitzki

Mit der Entscheidung dürfte auch das Ende der Nationalmannschaftskarriere von Superstar Dirk Nowitzki besiegelt sein. Der 33-Jährige hatte nach der EM in Litauen in diesem Jahr gesagt, er werde in den kommenden Jahren nicht für Deutschland spielen. Seinen Rücktritt hatte der Würzburger bislang aber nicht erklärt, weil er sich im Falle einer Heim-EM in vier Jahren einen rauschenden Abschied in Deutschland offen lassen wollte. Bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer fällt die Ausrichtung des Turniers nun ebenfalls als Faustpfand weg.

Dennoch hatte der DBB nach Aussagen von Präsident Ingo Weiss keine andere Wahl, als aus dem Bewerbungsrennen auszusteigen. "Der Verband hat jedes Maß verloren", sagte Weiss der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die FIBA Europe. Von dort gab es am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme. "Wir werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern", sagte FIBA-Sprecher Sebastian Montag der dpa. Rückendeckung erhielt der DBB von der Bundesliga. "Wir haben sehr großen Respekt vor der Entscheidung", sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. "Man kann nicht einfach während des Spiels die Regeln ändern. Diese Entscheidung ist Fairplay-Notwehr."

Sponsor soll vier Millionen Euro garantieren

Nach Angaben von Weiss, der zugleich auch Vize-Präsident des Europäischen Verbandes ist, hatte die FIBA Europe in den vergangenen Wochen Änderungen im Bewerbungsvertrag vorgenommen. Unter anderem hätten der DBB und seine Partner bereits bis zum Sonntag einen nationalen Sponsoren präsentieren müssen, der vier Millionen Euro garantieren sollte. "Aber wie soll ich den präsentieren, wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich die EM überhaupt bekomme", schimpfte der DBB-Boss.

Zudem habe der Kontinentalverband einen Passus in den Bewerbungskontrakt eingebaut, durch den er nachträglich noch eigenhändig Änderungen hätte vornehmen dürfen. "Wenn die gesagt hätten, lade 1000 VIPs ein, hätte ich das machen und die Kosten tragen müssen", ereiferte sich Weiss. Schon jetzt hätten sich die Kosten auf rund 9,2 Millionen Euro belaufen. Auch weil es um die Verwendung von Steuergeldern und Mitgliedsbeiträgen geht, habe sich der DBB "schweren Herzens" zum Rückzug aus dem "aussichtsreichen Bewerbungsprozess" entschieden.

Letzte EM 1993 in Deutschland

Das Konzept hatte vorgesehen, dass die vier Vorrunden-Gruppen in Berlin, Straßburg, Mailand und Zagreb ausgetragen werden. Die Zwischenrunde sollte in Köln oder Düsseldorf sowie Lyon oder Dünkirchen stattfinden. Die Endrunde war in einer neu gebauten Arena in Paris-Bercy geplant. "Die Hallen wären überall voll gewesen. Das wäre ein Basketball-Fest geworden", meinte Weiss.

Die Basketball-Fans müssen nun weiter auf das erste Groß-Event in Deutschland seit der EM 1993 warten, bei der die DBB-Auswahl den Titel gewonnen hatte. "Es bleibt nach wie vor unser Ziel, ein Turnier in Deutschland auszurichten. Vielleicht orientieren wir uns zusammen mit Frankreich in Richtung WM 2018", sagte Weiss. Für Nowitzki käme dieses Turnier zu spät. Er wäre dann bereits 40 Jahre alt.