Das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu hat für unsere Zeitung die Gehaltsangaben seiner Nutzer ausgewertet. Demnach wird in der Region Stuttgart relativ gut verdient – was aber eher auf die Männer zutrifft als auf die Frauen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Dass in der Region Stuttgart relativ gute Gehälter gezahlt werden, kann nicht überraschen. Die vielen namhaften Unternehmen mit teils hoch qualifizierten Jobs müssen schon ordentlich Geld hinlegen, um die guten Kräfte anzulocken und zu halten. Dadurch wird das Einkommensniveau insgesamt nach oben gedrückt. Die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu hat jetzt exklusiv für unsere Zeitung Daten ausgewertet, die die Situation näher beleuchten.

 

Lohnlücke in der Region von 20 Prozent

Demnach wird in der Region Stuttgart – also in Stuttgart, Böblingen, Esslingen, Göppingen und Ludwigsburg – ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt von 56 144 Euro gezahlt. Die Männer kommen auf 61 059 Euro, die Frauen aber lediglich auf 48 787 Euro. Die Differenz beträgt somit im Schnitt 12 272 Euro oder 20,1 Prozent.

Demnach ist die Lohnlücke, das sogenannte Gender Pay Gap, in der Region noch größer als bundesweit. Das Statistische Bundesamt hatte Ende Januar festgestellt, dass Frauen in Westdeutschland im Jahr 2022 pro Stunde durchschnittlich 19 Prozent weniger verdient haben als Männer. Bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie bekamen die Arbeitnehmerinnen pro Stunde noch sechs Prozent weniger.

Höhere Verdienste für Männer mit Personalverantwortung

Einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der Vergütung haben Berufserfahrung und Personalverantwortung. Nach Kununu-Angaben werden in der Region Stuttgart an Beschäftigte mit Personalverantwortung durchschnittlich 69 401 Euro brutto im Jahr gezahlt – ohne diese Aufgaben sind es 53 063 Euro. Dies ergibt eine Differenz von 16 338 Euro.

Die höhere Vergütung für Personalverantwortliche ist Kununu zufolge auch eine Erklärung dafür, warum Frauen im Schnitt deutlich weniger verdienen. Nach der Analyse des Portals sind derzeit bundesweit nur gut 28 Prozent aller Führungskräfte weiblich. Folglich gehe der Löwenanteil der hohen Gehaltszahlungen an die männlichen Führungskräfte.

Rascher Gehaltsaufstieg mit Berufserfahrung

Schon wenige Jahre nach dem Berufsstart kann es beim Gehalt steil aufwärts gehen: Anfänger mit null bis drei Jahren Berufserfahrung kommen auf durchschnittlich 44 764 Euro, bei bis zu sechs Jahren gibt es 53 388 Euro, bei bis zu zehn Jahren 60 136 Euro und bei mehr als zehn Jahren 68 477 Euro brutto im Jahr. Basis der Angaben sind Gehaltsdaten ausschließlich von Vollzeitbeschäftigten im Zeitraum vom 1. Januar 2022 bis 31. März dieses Jahres. Angaben, die nicht innerhalb eines vorher definierten Gehaltsbandes liegen, wurden vorher aussortiert.

Die Gehaltszufriedenheit in der Region Stuttgart ist den Nutzerangaben zufolge nicht Spitze: Lediglich 62,3 Prozent bewerten ihre Einkommenssituation mit gut oder sehr gut, was mit den hohen Lebenshaltungskosten hier zu tun haben könnte.

Kununu zählt sich zu den führenden Arbeitgeber-Bewertungsplattformen in Europa. Das erhöhte Einkommensniveau in Stuttgart hatte jüngst auch die Recruiting-Plattform Stepstone in ihrem „Gehaltsreport 2023“ mit Zahlen dokumentiert.

Top-Verdiener in der Versicherungsbranche

Unlängst hatte Kununu zudem seinen bundesweiten Gehaltscheck 2023, basierend auf einer Auswertung von 566 000 Gehaltsangaben bis Dezember 2022, veröffentlicht. Demnach verdienen die Deutschen jährlich im Durchschnitt 48 538 Euro – Männer erhalten 8215 Euro mehr als ihre weiblichen Kolleginnen.

Beschäftigte in der Versicherungsbranche sind offenbar die Top-Verdienenden. Mit einem Durchschnittssalär von 59 629 Euro liegen sie knapp vor dem Bankenwesen (59 053 Euro), der Beratungsbranche (57 621 Euro), dem IT-Sektor (57 475 Euro) sowie der Energiebranche (56 416 Euro). Am wenigsten wird laut der Studie in der Gastronomie (34 863 Euro) sowie bei Firmen aus dem Sport und Beauty-Umfeld (37 569 Euro) gezahlt.

Über Top-Gehälter im sechsstelligen Bereich freuen sich Partner von Anwaltskanzleien (146 818 Euro), Chefärzte (136 861 Euro) und Werksleiter (102 568 Euro). Gut dotierte Jobs haben auch männliche beziehungsweise weibliche leitende Ingenieure (96 636 Euro), kaufmännische Leiter (94 263 Euro) oder Vertriebsleiter (86 143 Euro).

Am höchsten ist das Durchschnittsgehalt derzeit in Hessen, wo die Beschäftigten im Schnitt mit 53 295 Euro nach Hause gehen. Auf den weiteren Plätzen folgen Hamburg (51 355 Euro) sowie Baden-Württemberg (50 966 Euro). Am wenigsten wird in Mecklenburg-Vorpommern (38 186 Euro) und Sachsen (39 925 Euro) verdient.

Höchste Gehaltszufriedenheit in München

Bezogen auf die deutschen Großstädte sind die Spitzenverdiener in München zu finden – mit einer Durchschnittsvergütung von 57 196 Euro. Da überrascht es nicht, dass auch die Gehaltszufriedenheit dort mit 64,1 Prozent bundesweit am größten ist.

Kununu zufolge ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Gehalt oft aber nicht nur an den tatsächlichen Zahlen abzulesen, weil dafür neben den Lebenshaltungskosten vor Ort etwa auch die Zufriedenheit mit der beruflichen Aufgabe eine große Rolle spielten.