Tomaten werden durch die ganze Welt transportiert, um ganzjährig in deutschen Supermärkten zu liegen. Dem Klima schadet das. Welche Tomaten man kaufen sollte – und woher sie am besten stammen.

Ich liebe Tomaten. Schon als Kind habe ich kleine Kirschtomaten händeweise im Sommer von den Sträuchern meines Opas gepflückt. Nicht nur mir scheint es so zu gehen, denn Tomaten sind mit Abstand das beliebteste Fruchtgemüse (laut Botanik gehören Tomaten streng genommen zum Obst) der Deutschen. Dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zufolge isst jede:r jährlich etwa 28 Kilogramm Tomaten. Und das verteilt über das gesamte Jahr. Denn dass Tomaten stets in jeglicher Größe und Sorte in der Gemüseabteilung des Supermarktes liegen, und nicht nur, wenn sie im Sommer Saison haben, ist mittlerweile für einen Großteil der Einkäufer:innen selbstverständlich.

 

Dass die ganzjährige Verfügbarkeit von Tomaten Konsequenzen für das Klima hat, liegt auf der Hand. Wintertomaten, die in Deutschland im Gewächshaus angebaut wurden, kommen zwar nicht von weit her. Klimafreundlich sind sie allerdings nicht. Denn der CO₂-Fußabdruck von deutschen Wintertomaten liegt bei 2,9 CO₂-Äquivalente pro Kilogramm (CO₂-Äquivalente ist eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der verschiedenen Treibhausgase, die unterschiedlich stark zum Treibhauseffekt beitragen) pro Kilogramm Gemüse. Das hat das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (Ifeu-Institut) berechnet.

Sind Tomaten aus Südeuropa besser?

Zum Vergleich: Ein Kilo saisonale Kartoffeln hat nur etwa 0,2 CO₂-Äquivalente. Der schlechte Fußabdruck liegt vor allem an den zumeist mit fossiler Energie beheizten Gewächshäusern, die für die perfekte Tomatenreife auf bis zu 24 Grad erwärmt werden müssen. Alternativ kannst du zu Tomaten greifen, die außerhalb der Saison in Südeuropa angebaut werden. Diese haben nach Berechnungen des Ifeu-Institutes eine Klimabilanz von 0,4 CO₂-Äquivalente pro Kilogramm. Die Temperaturen eignen sich dort ganzjährig zum Tomatenanbau, beheizte Gewächshäuser braucht es nicht. Zu Buche schlägt besonders der weite Transportweg nach Deutschland. Die hohe Nachfrage in Europa lässt zwar Anbauregionen wie Almería in Südspanien wirtschaftlich gut darstehen. Die Arbeiter:innen und Erntehelfer:innen leben und arbeiten dort jedoch teils unter katastrophalen und menschenunwürdigen Bedingungen. Hier verlinke ich dir eine eindrückliche Doku zu diesem Thema.

Im Vergleich dazu haben Tomaten aus der Region, die in der Saison (Juli bis September) im Freiland angebaut werden, eine deutlich bessere CO₂-Bilanz. Im konventionellen Anbau fallen laut dem Ifeu-Institut 85 Gramm CO₂-Äquivalente und beim Bio-Anbau 35 Gramm CO₂-Äquivalente pro Kilogramm an. Diese Zahlen gelten allerdings nur, wenn auch die Anfahrt zum Supermarkt oder Hofladen entsprechend kurz ist. Eine 20-minütige Anfahrt mit dem Auto macht jedes Plus auf der Klimaskala wieder wett.

Jede dritte Tomate kommt aus China

Für manche Gerichte ist es praktisch, auf passierte oder stückige Tomaten zurückzugreifen. Konservenhersteller ernten dafür Tomaten zum perfekten Reifezeitpunkt, erhitzen und garen diese und machen sie ein. Am besten eignet sich hierfür die Verpackung im Tetrapak, denn diese Verpackung hat mit 62 CO₂-Äquivalente pro Tonne Inhalt im Vergleich zum Weißblech (448 CO₂-Äquivalente) und zum Einwegglas (463 CO₂-Äquivalente) die beste Klimabilanz. Das geht aus Daten des Ifeu-Institutes hervor, die der Naturschutzbund ausgewertet hat. Berücksichtigt ist dabei natürlich noch nicht die CO₂-Bilanz des tomatigen Inhaltes.

Auf der Zutatenliste von Dosentomaten sollte nichts weiter stehen als Tomaten und gegebenenfalls noch etwas Salz – und kein Zucker oder die sehr oft verwendete Zitronensäure. Auch ein Blick auf die Herkunft der enthaltenen Tomaten ist wichtig. Sprüchen wie „in Italien hergestellt“ oder „Italienische Tomatensauce“ sollte man nicht einfach glauben, denn solche Formulierungen verraten nicht, wo die Tomaten selbst angebaut wurden. Fehlt eine genaue Herkunftsbezeichnung, könnten die Tomaten sogar aus China stammen. Jede dritte Tomate kommt mittlerweile aus China, denn der Bedarf in Europa übersteigt das Tomatenangebot auf unserem Kontinent enorm. Chinesische Tomaten mögen nicht grundsätzlich schlechter sein als europäische Tomaten, aber der lange Transportweg und die mangelhaften Arbeitsbedingungen von vielen chinesischen Landwirten sprechen zumindest für mich gegen Tomaten aus China.

Viele Infos – was ist nun das Fazit?

Eine EU-Verordnung, die seit April 2020 gilt, soll immerhin für etwas Transparenz sorgen. Sie schreibt vor, dass in einem Produkt, das eine bestimmte Herkunft andeutet, mehr als die Hälfte der Zutaten von genau dort stammen muss. Passierte Tomaten aus 51 Prozent spanischen Tomaten und aus 49 Prozent chinesischen Tomaten dürfen jedoch weiterhin als spanisches Produkt ausgegeben werden.

Am ratsamsten ist es also, Tomaten im Winter von der Einkaufsliste zu streichen. Denn die niedrigste Klimabelastung haben Bio-Tomaten, die im Sommer in der Region im Freiland angebaut werden – oder die gleich auf dem eigenen Balkon oder im Garten wachsen. Wer dann noch mit dem Rad zum Einkaufen fährt, hat die umweltfreundlichsten Tomaten in der Küche liegen. Sollen auch im Winter frische Tomaten auf den Tisch kommen, sind die aus Südeuropa zumindest gemessen an der CO₂-Bilanz die beste Wahl. Wer auf ein zertifiziertes Bio-Label achtet, kann immerhin von faireren Anbau- und Arbeitsbedingungen ausgehen. Tomaten im Tetrapak sind bei den Konserven zu empfehlen, hier dann aber auf die Herkunft des Inhaltes achten.