Aus den USA kommt auch ein anderer Pionier in Sachen mobiles Bezahlen: Google mit seinem 2011 auf den Markt gebrachten digitalen Portemonnaie „Google Wallet“, das ebenfalls über NFC-Technologie läuft. In der virtuellen Geldbörse kann der Nutzer Kreditkarten von Visa, Mastercard, American Express und Discover hinterlegen und mittlerweile auch auf mobilen Internetseiten bezahlen. „Der Vorteil ist, dass Google vom Händler dafür keine Gebühren verlangt“, sagt der HDE-Experte. Auf der Kontraseite stehe, dass Google stattdessen auf die Daten der Kunden aus sei. „Der Handel gibt Transaktionsdaten aber nicht gern nach draußen“, sagt Binnebößel. Zumindest für Deutschland sieht er für einen Erfolg des Systems daher keine allzu großen Chancen: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung in Richtung Kontra geht.“

 

Selbst in den USA haben sich schon Händler unter Führung des Supermarktriesen Walmart zusammengetan, um ein eigenes mobiles Bezahlsystem aufzubauen. Solche Überlegungen gebe es auch in Deutschland, sagt Binnebößel. „Hier ist man aber noch nicht so weit.“ Was es schon gibt, sind Apps von Händlern wie etwa Netto, die auf Kundenkarten aufbauen und mit denen inzwischen auch per Lastschriftverfahren bezahlt werden kann. „Die sind allerdings nicht unternehmensübergreifend einsetzbar“, sagt Binnebößel. Dies bedeutet, dass jeder Anbieter, der diesen Weg beschreitet, eine eigene App herausbringen müsste.

Die Kunden sind verunsichert

Die Vielzahl an Technologien und die Händlerakzeptanz behindern den Eroberungsfeldzug des mobilen Bezahlens. Damit eng verknüpft ist auch eine Verunsicherung der Kunden. Macht haben diese nämlich zweifellos: „Wenn die Kundschaft eine gewisse Zahlungsart einfordert, muss der Handel diese über kurz oder lang anbieten, um keine Kunden zu verlieren“, sagt Binnebößel. Die Krux dabei ist, dass auch der Kunde erst danach verlangen wird, wenn ein Verfahren in einer kritischen Masse an Akzeptanzstellen einsetzbar ist. „Das klassische Henne-Ei-Problem“, so Binnebößel.

Einig sind sich Anbieter wie Experten darin, dass noch viel Überzeugungsarbeit zum „Payment 3.0“ vonnöten ist. „In den USA, aber auch in Ländern wie Polen, Schweden oder der Türkei sind die Verbraucher da schon wesentlich weiter“, sagt der Mastercard-Chef Stolz. Zudem müsse man noch stärker über die Sicherheit des Verfahrens aufklären, das laut Mastercard ebenso sicher sei wie traditionelle Kartenzahlungen. „Momentan wissen nur wenige, wie das alles funktioniert“, sagt NFC-Forscher Reeh.

Für den Handelsexperten Binnebößel ist dies kein großer Wurf: „Das ist kein wirklich neues Bezahlsystem, nur die Verpackung ist neu.“ Denn im Hintergrund der Modelle steht die Zahlung per Kreditkarte. In den meisten Fällen – so auch bei mpass – ist dies Mastercard mit seinem sogenannten Paypass-Verfahren, das seit 2007 kontaktloses Bezahlen per NFC ermöglicht. Mittlerweile gibt es 350 000 Paypass-Akzeptanzstellen weltweit. „Mastercard verfolgt wie auch die Mobilfunkanbieter das Ziel, das Bezahlen durch Kontaktlos-Zahlungen schneller, einfacher und sicherer zu machen“, erklärt Christian Stolz, Deutschland-Chef von Mastercard. Der Formfaktor, also ob kontaktlos per Karte mit integrierter NFC-Antenne oder per Smartphone bezahlt werde, sei für Mastercard unerheblich.

Bislang wird das System hauptsächlich über NFC-fähige Kreditkarten und NFC-Sticker zum Nachrüsten von Handys genutzt. „Da aber der Trend zum elektronischen Zahlungsverkehr zunimmt und immer mehr Menschen Smartphones benutzen, ist das Bezahlen per Handy über eine integrierte digitale Brieftasche die logische Konsequenz“, so Stolz. Auch in Deutschland kann man laut Mastercard „bei vielen Einzelhändlern“ über Paypass bezahlen. In Stuttgart ist das Angebot mit elf Akzeptanzstellen, darunter die Parfümeriekette Douglas, die Vapiano-Restaurants oder etwa die Mercedes-Benz-Arena, allerdings noch recht überschaubar.

Vorteile für den Handel sind fraglich

Ob sich ein Bezahlmodell durchsetzt, entscheiden zunächst einmal die Händler. „Der Knackpunkt für den Handel dabei ist: bringt es einen Zusatznutzen, oder ist es kostengünstiger“, erklärt Ulrich Binnebößel. Ein Verfahren wie mpass sei für den Handel nicht billiger, da die normalen Kreditkartengebühren in Höhe von drei Prozent des Umsatzes anfielen. Beim EC-Kartenverfahren, das die meisten Händler in Deutschland anbieten, sind es hingegen lediglich 0,3 Prozent. „Den Geschwindigkeitsvorteil durch Verfahren wie mpass sehe ich bislang auch nicht“, sagt Binnebößel. Der ergebe sich erst dann, wenn jeder Kunde so bezahle und nicht jeder Zwanzigste. Die mpass-Anbieter sehen die Lage anders: „Unsere Gespräche mit dem Handel unterschiedlicher Branchen und der Markt signalisieren uns ein sehr großes Interesse für den Einsatz von mpass in den Geschäften“, erklärt ein Telefonica-Sprecher.

Der Handelsexperte Binnebößel sieht hingegen einen größeren Mehrwert für den Handel in Mobillösungen wie etwa iZettle. Erst vor wenigen Tagen kündigte das schwedische Unternehmen an, auch in Deutschland Smartphones und Tablets zu Kassengeräten machen zu wollen. Dafür verteilt iZettle 25 000 einsteckbare Lesegeräte für Kredit- und EC-Karten kostenlos an Händler. „Damit können etwa Marktstände oder kleine Handwerksbetriebe ihren Kunden etwas bieten, was bisher nicht da war“, sagt Binnebößel. Dafür seien diese dann auch bereit, eine Gebühr zu zahlen – im Falle von iZettle 2,75 Prozent des Umsatzes. Als Partner haben die Schweden die DZ Bank und die Telekom gewonnen. Das werde iZettle helfen, das Vertrauen der Menschen in Deutschland zu gewinnen, sagte kürzlich der Gründer und Chef Jacob de Geer.

Pionier des Geschäftsmodells mit den Einsteck-Kartenlesern ist die US-Firma Square des Twitter-Mitgründers Jack Dorsey. Square wurde 2009 gegründet, hat die Kaffeehauskette Starbucks als Partner gewonnen und ist laut Medienberichten auf dem Weg, jährlich Zahlungen von rund acht Milliarden Dollar umzuschlagen.

Die Aktivitäten von Google Apple

Aus den USA kommt auch ein anderer Pionier in Sachen mobiles Bezahlen: Google mit seinem 2011 auf den Markt gebrachten digitalen Portemonnaie „Google Wallet“, das ebenfalls über NFC-Technologie läuft. In der virtuellen Geldbörse kann der Nutzer Kreditkarten von Visa, Mastercard, American Express und Discover hinterlegen und mittlerweile auch auf mobilen Internetseiten bezahlen. „Der Vorteil ist, dass Google vom Händler dafür keine Gebühren verlangt“, sagt der HDE-Experte. Auf der Kontraseite stehe, dass Google stattdessen auf die Daten der Kunden aus sei. „Der Handel gibt Transaktionsdaten aber nicht gern nach draußen“, sagt Binnebößel. Zumindest für Deutschland sieht er für einen Erfolg des Systems daher keine allzu großen Chancen: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung in Richtung Kontra geht.“

Selbst in den USA haben sich schon Händler unter Führung des Supermarktriesen Walmart zusammengetan, um ein eigenes mobiles Bezahlsystem aufzubauen. Solche Überlegungen gebe es auch in Deutschland, sagt Binnebößel. „Hier ist man aber noch nicht so weit.“ Was es schon gibt, sind Apps von Händlern wie etwa Netto, die auf Kundenkarten aufbauen und mit denen inzwischen auch per Lastschriftverfahren bezahlt werden kann. „Die sind allerdings nicht unternehmensübergreifend einsetzbar“, sagt Binnebößel. Dies bedeutet, dass jeder Anbieter, der diesen Weg beschreitet, eine eigene App herausbringen müsste.

Die Kunden sind verunsichert

Die Vielzahl an Technologien und die Händlerakzeptanz behindern den Eroberungsfeldzug des mobilen Bezahlens. Damit eng verknüpft ist auch eine Verunsicherung der Kunden. Macht haben diese nämlich zweifellos: „Wenn die Kundschaft eine gewisse Zahlungsart einfordert, muss der Handel diese über kurz oder lang anbieten, um keine Kunden zu verlieren“, sagt Binnebößel. Die Krux dabei ist, dass auch der Kunde erst danach verlangen wird, wenn ein Verfahren in einer kritischen Masse an Akzeptanzstellen einsetzbar ist. „Das klassische Henne-Ei-Problem“, so Binnebößel.

Einig sind sich Anbieter wie Experten darin, dass noch viel Überzeugungsarbeit zum „Payment 3.0“ vonnöten ist. „In den USA, aber auch in Ländern wie Polen, Schweden oder der Türkei sind die Verbraucher da schon wesentlich weiter“, sagt der Mastercard-Chef Stolz. Zudem müsse man noch stärker über die Sicherheit des Verfahrens aufklären, das laut Mastercard ebenso sicher sei wie traditionelle Kartenzahlungen. „Momentan wissen nur wenige, wie das alles funktioniert“, sagt NFC-Forscher Reeh.

Apple setzt erstmal auf Passbook

Nach Einschätzung von Experten könnte hierbei gerade dem Unternehmen eine entscheidende Rolle zukommen, das kürzlich erklärte, nicht auf den NFC-Zug aufzuspringen: Apple. „Es ist nicht klar, ob die Near Field Communication irgendein aktuelles Problem löst“, begründete Apple-Marketingchef Phil Schiller gegenüber dem US-Technik-Blog „All Things D“ lapidar, warum das neue iPhone 5 auf die NFC-Technologie verzichtet. Wie schon so oft geht der kalifornische Technikriese seinen eigenen Weg. Dass er damit durchaus in der Lage ist, ganze Heerscharen von Kunden für neue Technologien zu begeistern – und an sich zu binden –, ist mit iPod, iPhone und iPad mehr als bewiesen.

Statt auf NFC setzt Apple erst mal auf die in seinem neuen Betriebssystem iOS 6 vorinstallierte Anwendung Passbook – eine Art Container-App, die ihrerseits Apps für digitale Gutscheine, Kundenkarten und Tickets aufnimmt, mit zeit- und ortsbasierten Informationen anreichert und so etwa als virtuelles Flugticket oder virtuelle Bonuskarte genutzt werden kann. Als Übertragungsstandard vom Smartphone zur Kasse dient ein QR- oder Barcode. „Passbook bietet alles, was der Kunde heutzutage braucht“, sagt Phil Schiller.

„Schockwelle für den Payment-Markt“

Für das Beratungsunternehmen Mücke, Sturm & Company (MS&C) ist die App weit mehr: „Passbook dient der Heranführung der Kunden an mobile Bezahlverfahren und könnte in den nächsten Schritten voraussichtlich zu einer Mobile Wallet mit Bezahlfunktion ausgebaut werden“, heißt es in einer Analyse. Schon jetzt, ohne Bezahlfunktion, prognostizieren die Berater das Marktvolumen für Passbook auf 12,3 Milliarden Dollar im kommenden Jahr. „Wenn Apple Passbook zum zentralen mobilen Archiv und Managementsystem entwickelt haben wird, steht auch dem Payment-Markt eine Schockwelle bevor“, sagt MS&C-Partner Achim Himmelreich.

„Wenn sich Passbook etabliert, ist es durchaus denkbar, dass Apple eine Bezahlfunktion oben draufsetzt“, sagt auch Binnebößel. Allerdings sei völlig unklar, welches Verfahren dann mit welchen Partnern zum Einsatz kommen würde. Mitte Oktober hat Apple zumindest angekündigt, dass seine Kunden künftig in den eigenen Apple Stores mit ihrem iPhone über Passbook bezahlen können. Die Abrechnung erfolge – ganz einfach – über das iTunes-Account.

Anbieter betonen hohe Sicherheit

Das Thema Sicherheit spielt bei der Diskussion über mobiles Bezahlen eine große Rolle. Mastercard betont daher, dass über die Funkschnittstelle keine sicherheitsrelevanten Daten übertragen würden. Zudem werde nur dann eine Transaktion ausgelöst, wenn sich NFC-Smartphone oder -Karte in einem Abstand von höchstens vier Zentimetern am Terminal befinden. Eine versehentliche Abbuchung oder eine Manipulation durch Dritte werde so verhindert. Bei mpass müssen die Nutzer bei Transaktionen über 25 Euro einen PIN-Code eingeben. Wer sein Handy verliert, kann die Bezahlwege umgehend sperren lassen.

Der niederländische Konzern NXP Semiconductors gilt als Erfinder der NFC-Technologie und liefert die intelligenten Chips an Mastercard, Google, Samsung und Co. Seit 2011 testet auch die Deutsche Bahn NFC unter dem Namen „Touch & Travel“ als Bezahlmethode für Kunden. Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember soll das System dann für alle handelsüblichen NFC-Handys möglich sein, teiltedie Bahn jüngst mit.

Auch die Sparkassen und Volksbanken testen im Raum Hannover mit „Girogo“ ein mobiles Bezahlverfahren mittels Karte. Partner sind unter anderem Edeka, DM, Esso oder Douglas. Die beiden Letzteren wollen bis Jahresende alle Standorte mit NFC-fähigen Terminals ausstatten. Bei Girogo können Kunden im Gegensatz zu anderen Verfahren auf ihrer NFC-Karte einen Betrag von bis zu 200 Euro speichern.