Deutsche Lehrerinnen und Lehrer gehören im internationalen Vergleich zu den Spitzenverdienern. Doch was ist mit Unterrichtsstunden und der Anerkennung? So äußert sich die OECD.

Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland gehören im internationalen Vergleich zu den Spitzenverdienern. Nur in Luxemburg könnten Lehrer noch mehr verdienen, sagte OECD-Direktor Andreas Schleicher am Dienstag in Berlin. Gleichzeitig liege die Zahl der Unterrichtsstunden unter dem internationalen Durchschnitt. Dass es in Deutschland dennoch einen Lehrermangel gibt, erklärte Schleicher mit fehlender Arbeit im Team, zu wenigen Möglichkeiten der individuellen Arbeit mit Kindern und zu wenigen Entwicklungsmöglichkeiten.

 

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersuchte für die Studie „Bildung auf einen Blick 2022“ den Bildungsbereich in 45 Ländern. Deutschland investiere sehr viel in seine Lehrer, sagte der OECD-Direktor. In den Jahren 2015 bis 2021 sei deren Bezahlung von einem sehr guten Stand auf einen noch besseren Stand gehoben worden.

Der Beruf ist für viele offenbar nicht attraktiv genug

Der Lehrermangel erkläre sich folglich nicht durch Geld. So sei in Finnland die Bezahlung eher mäßig, dennoch gebe es viel mehr Bewerber als Stellen. Schleicher sagte, es gebe offenbar eine „mangelnde intellektuelle Attraktivität“ des Berufs. Lehrer wollten nicht nur Einzelkämpfer sein, sondern im Team an der Entwicklung von Unterricht arbeiten oder Kinder auch außerhalb des Klassenverbands individuell fördern. Außerdem gebe es nur wenige Aufstiegsmöglichkeiten.

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), sagte: „Es erweist sich, dass die Attraktivität des Lehrerberufs nicht nur an der Bezahlung liegt.“ Es seien bessere Personalentwicklungschancen und mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung nötig. Auch die fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Berufs sei ihrer Meinung nach ein wichtiger Aspekt, weshalb Lehrer fehlten.

Aufgaben, die eigentlich nicht zum Beruf gehören

Als mögliche Lösungen nannte Prien, Lehrern die Möglichkeit zu geben, in ihrer Laufbahn an die Universitäten zurückzukehren oder zwischendurch auch in Unternehmen tätig zu werden. Lehrer seien trotz ihrer vergleichsweise wenigen Unterrichtsstunden in Deutschland außerdem sehr stark mit Aufgaben belastet, die nichts mit Unterricht zu tun haben. Hier sei eine Entlastung wichtig.

Die OECD untersuchte als Schwerpunkt ihrer Studie den Anteil junger Erwachsener mit einem höheren akademischen Abschluss oder höheren beruflichen Bildungsabschluss. Im OECD-Raum habe sich dieser Anteil unter den 25- bis 34-Jährigen seit dem Jahr 2000 von damals 27 Prozent auf jetzt 48 Prozent erhöht.

Starkes Berufsbildungssystem hat Einfluss

In Deutschland stieg der Anteil in dem Zeitraum von 22 Prozent auf 36 Prozent und liegt damit unter dem Durchschnitt. Dies erklärten die Studienmacher mit dem in Deutschland sehr starken Berufsbildungssystem, das mehr berufliche Möglichkeiten eröffne als die Systeme vieler anderer OECD-Länder.

Der Studie zufolge bringt der höhere Abschluss den jungen Menschen erhebliche Vorteile. Im Durchschnitt lag ihre Arbeitslosenquote 2021 bei vier Prozent, in Deutschland sogar nur bei zwei Prozent. Schleicher sagte: „Bildung zahlt sich aus - und zwar mehr als je zuvor.“ So seien auch erhebliche Einkommensvorteile mit den höheren Abschlüssen verbunden.