Eifersucht, Misstrauen und weniger Sex: Wer viel am Smartphone hängt, schädigt seine Beziehung. Das haben Forschungen ergeben. Es gibt aber auch Wege aus der Handyfalle.

Wir alle kennen es: Mitten im Gespräch blinkt und vibriert das Smartphone, und schon schenken wir unserem Gegenüber keine Aufmerksamkeit mehr. Was wie eine harmlose Unterbrechung eines Miteinanders erscheinen mag, kann Beziehungen langfristig schädigen und sogar das psychische Wohlbefinden von Betroffenen beeinträchtigen.

 

Phubbing nennt die Wissenschaft das Phänomen. Das Kunstwort, das sich aus den englischen Wörtern „phone“ für Telefon und „snubbing“ für Brüskieren zusammensetzt, bezeichnet die Angewohnheit, sich im sozialen Kontext dem Smartphone zu widmen und dadurch das Gegenüber zu vernachlässigen.

„Insbesondere für Liebesbeziehungen kann eine häufige Smartphone-Nutzung zum Risikofaktor werden“, erklärt die Psychologin Anne Milek, die an der Universität Witten/Herdecke forscht und gemeinsam mit ihrem Team eine der ersten groß angelegten Studien zu dem Thema ins Leben gerufen hat.

Milek geht unter anderem der Frage nach, warum und in welchen Situationen Menschen gephubbt – also verletzt – reagieren. Eine mögliche Ursache sieht die Expertin darin, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen. „Wendet sich der Partner oder die Partnerin ständig dem Handy zu, kann das Gefühl von Verbundenheit gestört werden“, erklärt sie. Emotionale Distanz und Eifersucht seien dann mögliche Folgen: „Bei häufiger Handynutzung innerhalb einer Paarbeziehung kann der Eindruck entstehen, man selbst sei weniger wichtig als das Gerät.“

Wo genau liegt die Grenze?

Dass sich Phubbing negativ auf Liebesbeziehungen auswirkt, bestätigt auch eine Studie der Baylor-Universität aus Texas. Eine Umfrage unter Paaren hat ergeben, dass ein häufiger Smartphone-Gebrauch Misstrauen begünstigt und zu weniger Zufriedenheit in der Beziehung führt. Sogar die Lebenszufriedenheit von Betroffenen sinkt, so das Ergebnis einer Untersuchung in der Zeitschrift „Psychological Reports“.

Auch das Sexualleben leide unter Phubbing: „An Tagen, an denen das Smartphone viel genutzt wird, kann es zu weniger Austausch von Zärtlichkeiten und körperlicher Nähe kommen“, berichtet Milek unserer Zeitung.

Wie viel Zeit am Smartphone eine Beziehung verträgt, darauf kann die Forschung keine eindeutige Antwort geben; die Toleranz gegenüber der Handynutzung sei nämlich von Mensch zu Mensch verschieden, erklärt Milek.

Der Forscherin zufolge müssten Paare gemeinsam herausfinden, wann, wo und in welchen Situationen das Smartphone erlaubt ist. Und wann es besser ist, es auch mal beiseitezulegen. „Es kann hilfreich sein, das Schlafzimmer oder das gemeinsame Abendessen zur handyfreien Zone zu erklären.“

Sprechen hilft – miteinander

Und was tun, um Konflikte zu vermeiden? Milek rät zur offenen Kommunikation. „Wer verletzt ist, sollte mit dem Partner darüber sprechen.“ Umgekehrt helfe Transparenz, negative Gefühle beim Gegenüber erst gar nicht aufkommen zu lassen. „Wenn man erklärt, warum es gerade wichtig ist, aufs Handy zu schauen, fühlt die Partnerin sich weniger ausgeschlossen“, sagt Milek.

Das gelte insbesondere für Momente, in denen man durch Zeit am Smartphone Gefahr laufe, intime Zweisamkeit zu verpassen, wie der gemeinsame Abend auf dem Sofa. Ganz verbannen müsse man das Smartphone deswegen aber nicht. Denn oft würden hinter Konflikten rund um die Handynutzung andere Probleme innerhalb der Beziehung stecken, so die Expertin.