In Degerloch und Plieningen votieren die Bezirksbeiräte gegen Pläne, Ackerflächen mit Photovoltaik-Anlagen zu versiegeln.
Für Jan Ferenz, den stellvertretenden Leiter der Abteilung Stadtentwicklung in Stuttgart, ist in Sachen Fortschreibung des Regionalplans zur Festlegung von Vorbehaltsgebieten alles im grünen Bereich. Erneuerbare Energien müssten her, betont er im Bezirksbeirat Degerloch. Bezahlbare Energie sei zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts wichtig. Auch diene es dem KLimaschutz, wenn es mehr Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energien gibt. Konkret geht es darum, ob auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche südwestlich von Degerloch Freiflächen-Photovoltaik installiert werden soll. Vorbehaltsgebiete sind ein Weg, den Kommunen möglichst große Gestaltungsspielräume bei der Umsetzung des Regionalplans lassen.
Landwirtin vermisst Wertschätzung für die Filder-Böden
Schon im Vorfeld der Präsentation machte die Landwirtin Christine Knobloch-Hiller ihrem Unmut Luft. Die Filderböden würden behandelt „wie der letzte Dreck“, kommentiert sie die Teilfortschreibung, die nicht von der Stadt getragen wird. Stuttgart ist lediglich am Verfahren beteiligt. „Es gibt keine Wertschätzung für die lokale landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion“, sagte die Vertreterin der Landwirtschaft im Bezirksbeirat. Unterhalb der Freiflächen-Anlagen verkümmere die Natur und die Böden trockneten aus. Wo Ferenz von einem „besonderen Gewicht für „besondere, raumbedeutsame Funktionen“ spricht, sieht Knobloch-Hiller einen Verlust an wertvollem Ackerland. Dessen Bepflanzung wirke sich auch positiv auf den Klimaschutz aus, streicht sie heraus. Ein Maisfeld in der Größe eines Fußballfeldes bindet annähernd so viel CO2 wie jährlich von 8 bis 13 PKW ausgestoßen wird.
Auch unter den Bezirksbeiräten überwiegt die Kritik. Man könne doch ersatzweise die Dachflächen im Gewerbegebiet nutzen, lautet ein Vorschlag. Der Tenor: Auf der Gemarkung Stuttgart dürfe es nicht zur Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen kommen. Die Beschlussvorlage des Referats Städtebau, Wohnen und Umwelt zur „Festlegung von Vorbehaltsgebieten und Öffnung der regionalen Grünzüge für Freiflächen-Photovoltaik“ wird mit großer Mehrheit abgelehnt. In einer Stellungnahme weist das Gremium zudem darauf hin, es dürfe keine Umwandlung möglicher Agri-Photovoltaik-Anlagen in Freiland-Anlagen stattfinden. Agri-Photovoltaik zielt darauf ab, Flächen parallel für Bepflanzung und Energiegewinnung zu Nutzen.
Auch in Plieningen werden die Pläne abgelehnt
Aus dem Bezirksbeirat Plieningen liegt ein interfraktioneller Antrag für die Sitzung am 4. November vor, in der die Teilfortschreibung voraussichtlich Thema sein wird. Auch hier lehnt man die Pläne der Stadt einstimmig ab. PV-Anlagen könnten auch an städtischen Gebäuden angebracht werden, statt „beste Ackerböden mitten in bestehenden Ackerflächen zuzustellen“. Der Stadtteil habe bereits durch die Durchgangsstrecke von S 21 und die entsprechende Baustelleneinrichtung rund 44 Hektar landwirtschaftlicher Flächen verloren.