Ein neuer Vorschlag könnte Bewegung in den stockenden Prozess zum Thema Bürgerhaus bringen: In einem interfraktionellen Antrag fordert der Bezirksbeirat, das historische Gebäude, Pferdestall genannt, bereits jetzt zum Bürgerhaus zu machen, unabhängig von der Neuentwicklung des Areals drumherum.
S-Nord - Auf dem langen Weg zum Bürgerhaus für Stuttgart-Nord ist vielleicht ein nächster Schritt getan: Einstimmig hat der Bezirksbeirat Nord einen interfraktionellen Antrag verabschiedet, eingebracht von Sebastian Sage (SPD). Seine Idee: Anstatt darauf zu warten, bis die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) ihren Betriebshof an der Türlenstraße räumt, und dann das Bürgerhaus im historischen Backsteingebäude, dem sogenannten Pferdestall, einzurichten, soll die AWS bleiben und lediglich den Pferdestall freiräumen. Dort sind laut Sage Dinge wie Reserve-Mülleimer untergebracht, die woanders Platz finden könnten. So wäre allen geholfen: die AWS könnte weiter in Ruhe nach einem neuen Standort suchen, und der Bezirk Nord hätte trotzdem sein Bürgerhaus, in dem nicht nur Platz für die Sitzungen des Bezirksbeirats wäre, sondern auch für andere Veranstaltungen.
Positives Echo aus allen Parteien
„Der Zugang kann vom kleinen Parkdeck entlang der Böschung an der Mönchhaldenstraße barrierefrei hergestellt werden“, schreibt Sage im Antrag. Ein kleiner Außenbereich mit Bäumen sei hier denkbar. „Das Parkdeck wäre der Behinderten- und Fahrradparkplatz für das Gelände.“ Genaue Vorstellungen hat der Architekt bereits, wie das einmal aussehen könnte, und hat sogar eine Ideenskizze angefertigt: „Die Kutschentore würden verglast, zum Betriebshof mit davor angeordneter Begrünung abgeschirmt. Der bisher arg vernachlässigte Charme des alten Gebäudes käme gut zur Wirkung.“
Auf diese Idee, berichtet Sage auf Nachfrage, sei er gekommen bei einem Stadtteilspaziergang durch Stuttgart-Nord mit dem Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle. Solche Rundgänge werden regelmäßig veranstaltet, um die Stadtverwaltung auf Probleme oder Vorhaben im Bezirk aufmerksam zu machen. „Dabei ist mir aufgefallen, dass der Mitarbeiterparkplatz auf gleicher Höhe liegt wie der Pferdestall“, erinnert sich Sage. Daraus entwickelte er dann die Idee der alleinigen Nutzung des Pferdestalls als Bürgerhaus und machte daraus einen Antrag. „Das stieß dann auf positives Echo aus allen Parteien, und so wurde ein interfraktioneller Antrag daraus.“
Sebastian Sage ist es wichtig, dass es in Sachen Bürgerhaus endlich einmal vorangeht. „Wir haben viel zu wenig Bürgerkontakt.“ Das, so der Sozialdemokrat, werde auch bei der aktuellen Bürgerbeteiligung zum Rosensteinquartier deutlich, dem Viertel, das nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 auf den Gleisflächen entstehen soll. Es seien zu wenige Leute aus der Bevölkerung da. Die Bürgerbeteiligung findet im Rathaus statt, eben nicht in einem Bürgerhaus im Bezirk Nord.
Bezirksvorsteherin sorgt sich um den Verkehr
Die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger ist allerdings hin und her gerissen, was diesen Vorstoß angeht: „Dass wir ein Bürgerhaus brauchen, ist klar“, sagt sie. „Aber wäre dieser Plan Teil eines Gesamtkonzepts für Türlenstraße und Bürgerhospital, hätte ich ein besseres Gefühl.“ Sie macht sich Sorgen, ob der Verkehr nicht der Idee in die Quere kommt. „Ein Bürgerhaus soll ja viel Publikumsverkehr haben“, so Mezger. Ob der von Sage anvisierte Zugang über die Mönchhaldenstraße für das erwartete Mehr an Fußgängern und Fahrzeugen ausreiche, wisse sie nicht. „Es darf keinerlei Gefährdung für Bewohner und Besucher bestehen“, betont Mezger. Zudem müsse Geld in die Hand genommen werden, um den Pferdestall vom Betriebshof abzuschirmen. Nun muss zunächst die Stadtverwaltung den Vorschlag prüfen.
Seit Jahren schon existiert der Plan, das Bürgerhaus im Pferdestall unterzubringen, allerdings im Rahmen einer Neubebauung der Türlenstraße: auf dem Gelände des Bürgerhospitals und auf dem AWS-Betriebshof. Bisher gibt es keinen Alternativstandort für die AWS. Stuttgart-Nord hat als einziger Innenstadtbezirk kein Bürgerzentrum oder Bezirksrathaus.