Am Freitag hat die FDP ihre Kandidaten für die Nachfolge von Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier vorgestellt.

Stuttgart - Die Jahreshauptversammlung der FDP-Stadtgruppe Ost verläuft an diesem Freitagabend anders als geplant. Bevor die eigentliche Sitzung im Naturfreundehaus Fuchsrain beginnt, dürfen sich die drei Kandidaten für das Amt des Bezirksvorstehers im Stuttgarter Osten vorstellen. Denn, wie kürzlich bekannt wurde, steht dem Bezirksbeirat ein Führungswechsel bevor.

 

Erstmals seit Jahrzehnten wieder FDP-Bezirksvorsteher

Durch die Ergebnisse der Gemeinderatswahl muss die CDU einen Bezirksvorsteherposten abgeben – zugunsten der FDP, die durch ihren Erfolg bei der Wahl und durch die Ergebnisse in der Innenstadt erstmals nach Jahrzehnten wieder Anspruch auf einen Posten hat. Nun muss verhandelt werden, wer die Nachfolge der bisherigen Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier antreten wird.

Die FDP hat schnell den Namen der 45-jährigen Bankbetriebswirtin Charlotta Eskilsson in den Ring geworfen, die dem Kreis- und dem Landesvorstand der FDP angehört. Als zweiter Kandidat steht Michael Conz im Raum. Wunschkandidat der Stadtgruppe Stuttgart-Ost ist Thilo Scholpp. Aus einem einfachen Grund: Scholpp wohnt im Gegensatz zu den anderen beiden im Bezirk: „Wir finden es sinnvoll, wenn der Bezirksbeirat von jemandem geführt wird, der den Osten gut kennt“, sagt Federico Busarello, Bezirksbeirat und Stadtgruppenvorsitzender.

Zehn Mitglieder stimmen ab

Zehn Mitglieder der Ortsgruppe sind am Freitagabend zur Versammlung gekommen, außerdem weitere FDP-Mitglieder, unter anderem Jan Havlik, Armin Serwani und Matthias Oechsner. Das Amt des ehrenamtlichen Bezirksvorstehers, macht Oechsner klar, sei ein zeitintensives. Nicht nur die Leitung der Sitzungen inklusive Vor- und Nachbereitung, auch das Besuchen von Veranstaltungen gehörten dazu. „Gerade Letzteres ist der zentrale Punkt. Bürgernähe ist eine der Hauptaufgaben.“ 15 Feste, wie etwa die Lange Ostnacht, stehen in diesem Jahr noch an, ergänzt Busarello. Auf keiner sollte der Bezirksvorsteher fehlen.

„Bei mir würde sich also nicht viel ändern“, sagt Scholpp und lacht. Der 52-Jährige verweist auf seine Wurzeln im Stuttgarter Osten: „Ich bin hier aufgewachsen. Ich liebe die Vielfalt: Unterschiedlichste Menschen und Kulturen treffen im Bezirk aufeinander.“ Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum sei groß. „Ich möchte ein Vorsteher sein, der Bürger, Gastronomie, Handel, Handwerk und Mittelstand einbindet“, sagt er.

Der Wandel im Osten ist eine Herausforderung

Eskilsson wiederum kennt die Arbeit in einem Bezirksbeirat. Bis 2010 saß sie im Bezirksbeirat Nord. „Es ist sicher ein arbeitsintensives Amt. Doch ich finde die Aufgabe spannend, mich mit allen Aufgaben, die den Osten betreffen, auseinanderzusetzen – und mit den Fraktionen Lösungen zu finden“, sagt sie. Gemeinsame Positionen seien zentral, sagt auch Conz. „Das ist die große Aufgabe eines Bezirksvorstehers: Mit den Fraktionen zusammenarbeiten und Entscheidungen abseits von Ideologien zu treffen. Nur so kann etwas beim Gemeinderat erzielt und für den Bezirk bewirkt werden.“ Sachorientiertes Arbeiten nimmt sich auch Scholpp vor.

Als besondere Herausforderungen nennen alle drei Kandidaten vor allem die städtebaulichen Maßnahmen, die in den nächsten Monaten und Jahren auf den Bezirk zukommen werden: Stöckach, die anstehende Sanierung in Gaisburg, die Villa Berg. Scholpp nennt auch die Verkehrssituation als eine Kernaufgabe des Bezirksbeirats. „Die Straßen sind verstopft, die Busse kommen nicht mehr durch. Wir brauchen ein Verkehrskonzept, das funktioniert“, sagt er. Außerdem Alternativen zum Auto. „Der öffentliche Nahverkehr muss besser werden, damit die Menschen umsteigen.“

Am Ende wurde noch einmal eine Abstimmung durchgeführt, bei der von zehn stimmberechtigten Mitgliedern aus dem Osten neun für Scholpp als möglichen Bezirksvorsteher gestimmt haben, bei einer Enthaltung. Wer die Nachfolge von Strohmaier antreten wird, wird am 24. Juni von der Gemeinderatsfraktion entschieden.