Die nächste Metalltarifrunde Anfang 2018 dürfte besonders brisant werden. Dann sollen flexiblere Arbeitszeiten und mobile Arbeitsmodelle im Vordergrund stehen. Bisher haben Arbeitgeber und IG Metall großes Interesse daran. Dennoch birgt das Thema viel Streitpotenzial.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Ludwigsburg - Die Erwartungen sind groß: Arbeitsmodelle der Zukunft sollen in der Tarifrunde 2018 entstehen, wenn Arbeitgeber und Gewerkschaft sich auf neue Lösungen für die Metall- und Elektroindustrie einigen können. Beide Seiten haben erhebliches Interesse daran, doch über Details dürfte noch viel gestritten werden.

 

Um die Debatte in die Betriebe zu tragen, hat die IG Metall eine bundesweite Kampagne losgetreten. „In den nächsten 18 Monaten wollen wir mit den Kollegen über die Herausforderungen diskutieren“, sagte Baden-Württembergs Bezirksleiter Roman Zitzelsberger am Rande der Bezirkskonferenz in Ludwigsburg. Konkret soll es vor allem um mehr freie Zeiteinteilung in straffen Systemen wie der Schichtarbeit gehen – aber auch um die Neuregelungen der mobile Arbeit. Vorzeigeunternehmen wie Bosch, Daimler und zuletzt Audi haben da schon vorgelegt.

Der Acht-Stunden-Tag soll bleiben

Wenn die Arbeitgeber mehr Flexibilität wollten, müssten sie den Mitarbeitern mehr Zeitsouveränität zugestehen, mahnt Zitzelsberger. Dies könnte beispielsweise eine vorübergehende Absenkung der Wochenarbeitszeit zur Kindererziehung sein, ohne dass es gleich ins Geld geht. Oder ein zeitweiliger Halbtagsjob zur Pflege eines Angehörigen. Um große Symbolzahlen soll es nach Vorstellung der IG Metall nicht gehen: Die hart erkämpfte 35-Stunden-Woche steht für sie nicht zur Disposition. Auch nicht der Acht-Stunden-Tag: Der Arbeitgebervorschlag, ihn aufzuweichen, sei „durchschaubar und brandgefährlich“, meint Zitzelsberger. Der Acht-Stunden-Tag sei nicht nur eine historische Errungenschaft, es seien auch alle Fragen der betrieblichen Arbeitsbelastung auf ihn ausgerichtet. „Ich kann den Arbeitgebern nur raten: Lasst uns über Dinge reden, die wir neu regeln müssen, und lasst die Hände weg von Bereichen, in denen wir weiterhin Schutzrechte brauchen.“

In Baden-Württemberg ist Flexibilität nichts Neues, hier gibt es einen Dreiklang aus Gleitzeitkonten für die kurzfristige individuelle Nutzung, Flexikonten für eine „atmende Produktion“ sowie Langzeitkonten für längere Auszeiten oder zur Gestaltung der Lebensarbeitszeit. „Andere Tarifgebiete haben das nicht in dieser Form“, sagt Zitzelsberger. Nun will er mit den Arbeitgebern darüber diskutieren, was sich im Südwesten bewährt hat und was korrigiert werden muss. „Wir werden mit Sicherheit über Dinge reden müssen, wo noch Flexibilität reinpasst.“ In anderen Tarifgebieten werde es darum gehen, das Dreistufenmodell überhaupt erst tarifvertraglich zu vereinbaren.