Der SSV gewinnt das Kellerduell in Feuerbach und Stammheims Sturm auf die Spitze scheitert.

Stuttgarter Norden - Das wäre sie gewesen, die Chance auf einen Wachwechsel an der Spitze der Fußball-Bezirksliga. Doch der SC Stammheim ließ sie ungenutzt verstreichen. Denn im Spitzenspiel beim Tabellenführer TSVgg Münster musste sich der zweitplatzierte SC Stammheim mit 0:2 geschlagen geben. Und nun hat der Verfolger ein paar Verfolger, die ihm näher rücken: Zuvorderst der FC Stuttgart-Cannstatt, dann der TSV Weilimdorf, der in Bonlanden ein unterhaltsames Spiel ablieferte. Und auch mit dem MTV könnte in absehbarer Zeit wieder zu rechnen sein. Ein 0:2 handelte sich auch die Sportvg Feuerbach ein, die das Kräftemessen mit dem SSV Zuffenhausen ein zweites Mal in dieser Saison verlor. Was die Niederlage für die Feuerbacher einigermaßen erträglich machen dürfte: Die zwei im Klassement hinter ihnen liegenden Clubs und die drei auf den unmittelbaren Rängen davor punkteten ebenfalls nicht.

 

So viele Zuschauer wie in den Zeiten, als sich die Sportvg Feuerbach und der SSV Zuffenhausen (damals: FV Zuffenhausen) noch in der Landesliga miteinander maßen, waren im Feuerbacher Wilhelm-Braun-Sportpark am Sonntag nicht zu sehen. Aber es waren einige dabei, die das Duell noch aus vergangenen Zeiten kennen – sei es als Fan oder als Spieler. Und die wendeten sich allesamt entsetzt ab. Denn was sich in Hälfte eins dort auf dem Kunstrasen abspielte, hatte mit Bezirksligafußball nur ansatzweise zu tun. Im Vorfeld hatten beide Übungsleiter beklagt, dass sie mit der Trainingsbeteiligung unzufrieden seien. Die Folgen davon zeigten sich aber auf unterschiedliche Art und Weise: Während den Zuffenhäusern ab der 65. Minute die Luft ausgegangen war, machte sich der Trainingsmangel der Sportvg vor allem in der Abstimmung bemerkbar. Dabei hatten die Feuerbacher gar nicht schlecht angefangen.

Hochkarätige Tormöglichkeiten versemmelt

Aber das änderte sich in der 20. Minute: Ein Ballverlust von Sportvg-Mittelfeldspieler Martin Henne, ein Pass von Zuffenhausens Spielmacher Enes Korkmaz zu Martin Mataija, der frei vor Feuerbachs Keeper Emanuel Rehm die erste Chance der Gäste zur Führung verwandelte. Gegen nun völlig verunsicherte Feuerbacher verpassten es die Gäste allerdings, den Vorsprung zu vergrößern, obwohl Noureddine El Otmani, Martin Mataija und Fabian Eichner beste Gelegenheiten dazu hatten. Erst nach etwa einer Stunde Spielzeit fingen sich die Platzherren und waren nun ihrerseits an der Reihe, durch Raffaele di Muccio, Steffen Zeitvogel, Luca Annunziata, Erdinc Bozoglu, Marvin Höschele und Afram Yalman hochkarätige Tormöglichkeiten im Überfluss zu versemmeln oder durch SSV-Keeper Tim van Aken vereitelt zu bekommen. Dass die Partie schließlich zu Gunsten der Zuffenhäuser kippte, lag vorrangig an der Verletzung von Sportvg-Schlussmann Emanuel Rehm, der in der 87. Minute nach einem Zusammenprall mit Martin Mataija nicht mehr weiterspielen konnte. Da die Feuerbacher schon dreimal gewechselt hatten, musste Feldspieler Herolind Fejzulahi zwischen die Pfosten. Eingreifen musste der frisch gebackene Keeper Fejzulahi allerdings nur ein Mal – um den Ball aus dem Netz zu holen, in das ihn Korkmaz in der Nachspielzeit befördert hatte.

Mit dem aus einem 6:0-Erfolg über Plattenhardt resultierenden Selbstvertrauen reiste der SC Stammheim zum Gipfeltreffen bei der TSVgg Münster. Aber Münster ist halt mal nicht Plattenhardt: „Die TSVgg war aggressiver, präsenter auf dem Platz, und sie hat mehr Willen gezeigt“, sagte Stammheims Coach Thomas Oesterwinter. „Damit haben sie uns in der ersten Hälfte den Schneid abgekauft.“ Und ehe es sich der SC versah, lag er mit 0:1 im Hintertreffen und hätte bis zur Pause durchaus auch noch weiter zurückliegen können. In Hälfte zwei ließen die Gastgeber ihren Verfolger kommen. Der SC kam auch, er kam sogar zu Chancen. Aber zweimal verpasste es Michele Cinque, ein Mal Emre Yildizeli, den Vorsprung der Münsterer zu egalisieren. Die wiederum bespiegelten mit dem 2:0 in der Nachspielzeit die zweite Saisonniederlage des SC. „Natürlich sind wir enttäuscht. Aber das hilft uns momentan leider auch nicht weiter“, urteilte der Stammheimer Trainer.

Team präsentiert sich durchschlagskräftig

Die große Frage beim FC Stuttgart-Cannstatt war: Wie präsentiert sich das Team nach der Winterpause? Die Antwort: überraschend gut – und sehr durchschlagskräftig. Denn ehe es sich der Gastgeber TSVgg Plattenhardt versah, lag er mit 0:2 hinten. Diagonalball Hans Fakner, Schuss Spiridon Katsiulas – das 1:0 für den FC nach nur fünf Minuten, dem Behar Hasanaj weitere fünf Minutenspäter das 2:0 folgen ließ. Hasanaj zeichnete nach Kopfballvorlage von Recep Yildiz, der zusammen mit Gökhan Dogan das Trainergespann bildet, für das 3:0 verantwortlich. Und Katsiulas fügte seiner persönlichen Statistik in der 65. Minute noch einen Scorerpunkt hinzu, als er das 4:0 durch Muhammet Altintas vorbereitete. „Danach haben wir leider abgeschaltet“, sagte Dogan. Was aber bis auf den Ehrentreffer der Plattenhardter folgenlos geblieben ist.

Da machte es der TSV Weilimdorf bei seinem Auftritt bei der Landesliga-Reserve des SV Bonlanden schon ein bisschen spannender. Erst Rückstand nach Foulelfmeter, eine Minute später Ausgleich durch Patrick Härle nach Vorarbeit von Gökhan Kücükcolak. Dann ein Doppelschlag nach der Pause, als binnen 100 Sekunden erst Cesur Sevimli per Strafstoß und erneut Härle trafen. Dem folgten in der Schlussphase die Tore, mit denen die TSVgg zum 3:3 ausglich, ehe Carmine Pescione kurz vor dem Schlusspfiff der entscheidende Treffer zum 4:3 für die Weilimdorfer glückte. Geschenkt, dass die Plattenhardter eigentlich einen weiteren Strafstoß hätten zugesprochen bekommen müssen. Ebenfalls geschenkt, dass bei den Schüssen von Sevimli, Härle und Kücükcolak das Aluminium des Plattenhardter Gehäuses weitere Tore verhinderte. „Es war einfach alles dabei, was man sich von einem guten und temporeichen Bezirksligaspiel wünscht“, sagte TSV-Spielleiter Michael Bachmann.

Stürmer Raphael Hahn trifft wieder

Ähnlich zufrieden wie der Weilimdorfer Funktionär war Francesco Mazzella di Bosco, Trainer des MTV Stuttgart. Der konnte nicht nur einen 4:2-Erfolg seiner Mannschaft über den SV Vaihingen feiern, sondern auch ein Ende der Durststrecke von Stürmer Raphael Hahn. Hahn traf nach einem Pass von Markus Herberth zum 1:0 und schloss zwei Alleingänge mit weiteren Treffern ab. Für das vierte Tor für die Elf vom Kräherwald zeichnete Dominik Hug verantwortlich, der fünf Minuten vor seinem Erfolgserlebnis eingewechselt worden war. Den Vaihingern war zwar in Hälfte eins der zwischenzeitliche 1:2-Anschluss geglückt, doch das 2:4 kam zu spät, um den Erfolg des MTV noch zu gefährden. Was offenbar nicht jeder gut verkraftete: Der SVV -Kapitän Max Knoll handelte sich nach einem Frustfoul gegen Willie Sauerborn in der Schlussminute die rote Karte ein.

Apropos rot: Für Jan Zajifert war nach Gelb-Rot die Partie zwischen seinem Team Croatia Stuttgart und der SG Untertürkheim schon nach 49 Minuten beendet. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1, nachdem Hasan Isbert die Kroaten früh in Führung gebracht hatte, sich das Team von Trainer Igor Ilicic aber nach einer Unachtsamkeit das 1:1 einfing. Doch auch in Unterzahl hielten die Platzherren mit viel Engagement dagegen und hatten durch Isbert und Stanislav Vrcan gute Chancen, um wieder in Front zu gehen. Doch der erlösende Treffer sollte erst in der Nachspielzeit fallen. Nach einem Foul des Untertürkheimer Keepers an Isbert und der roten Karte wegen Notbremse für den Schlussmann trat Isbert selbst zum Freistoß an und versenkte ihn zum 2:1. „Toll, was meine Mannschaft in Unterzahl für eine Moral gezeigt hat“, lobte Ilicic. „Der Sieg war immens wichtig.“

Siege bräuchte auch der TV 89 Zuffenhausen dringend. Das Problem: Beim SV Sillenbuch holte er keinen, obwohl die Sillenbucher durch ein Eigentor von Alex Ersing nach Eckstoß von Daniel Gäng bereits nach einer Viertelstunde hinten lagen. Gäng und Maximilian Eisentraut hätten eigentlich schon in der ersten Halbzeit für die Vorentscheidung sorgen können, doch beide vergaben mehrere gute Möglichkeiten. Die Platzherren waren da ein ganzes Stück effektiver: zwei Angriffe, zwei Tore – schon war aus dem Rückstand eine Führung geworden und die Moral der Zuffenhäuser am Boden. „Erst haben wir uns naiv angestellt und danach haben wir das Fußballspielen eingestellt“, ärgerte sich TVZ-Coach Marco Scheel. „Und das, obwohl uns schon das Wasser bis zum Hals steht.“