Während der Spitzenreiter seinen Lauf fortsetzt, wird es für die Filderteams aus Plattenhardt, Bernhausen und Vaihingen ein enttäuschender Spieltag.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Die beiden Großen vorneweg, der Rest mehr und mehr abgehängt – der SV Bonlanden und sein Verfolger Türkspor Stuttgart sind auf dem besten Weg, das Titelrennen in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga zu einem Zweikampf zu gestalten. Auch an diesem Sonntag siegte das Führungsduo im Gleichschritt, wobei der Filderstädter Tabellenführer eine rekordverdächtige Serie ausbaute und zugleich den Spieler des Spieltags in seinen Reihen hatte. Lange Gesichter derweil bei den Filderteams aus Plattenhardt, Bernhausen und Vaihingen. Für sie brachte das Wochenende Enttäuschungen.

 

SV Bonlanden – Spvgg Cannstatt

54 Wochen – so lange hält sie mittlerweile, die Serie des SV Bonlanden. Seit dem 16. Oktober 2016 haben die Kicker von der Humboldtstraße kein Punktspiel mehr verloren. Das damalige 1:2 beim jetzigen Verfolger Türkspor bedeutete die bislang letzte Liganiederlage. Gefolgt sind 25 Siege und sechs Unentschieden – und am aktuellen Spieltag ein weiterer eindrucksvoller Beweis der eigenen Stärke. Gegen die Spvgg Cannstatt, immerhin Tabellenvierter, ballerten sich die Filderstädter zu einem 5:1-Heimerfolg. Genauer gesagt: vor allem Maximilian Schwarz hat dies getan. Der 30-Jährige avancierte mit drei Treffern zum Mann des Tages.

Ausgerechnet Schwarz! „In den vergangenen Spielen konnte er machen, was er wollte: Das Ding ging einfach nicht rein“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer. Nun dafür umso öfter und umso sehenswerter. Einmal versenkte der Angreifer den Ball per Volleyschuss in der Dreiangel, einmal drosch er die Kugel aus 20 Metern ins Netz, einmal schob er sie flach ins Ziel. Hinzugerechnet ein weiteres „Traumtor“, so Kämmerer, von Rüchan Pehlivan und den Schlusspunkt des eingewechselten Steffen Schmidt, war das Bonlandener Schützenfest perfekt. Und wer wollte sich auf Gastgeberseite noch daran stören, dass dieses um einiges deutlicher ausfiel, als die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen tatsächlich waren.

„Auch wenn es das Ergebnis nicht vermuten lässt: Cannstatt war ein starker Gegner“, sagt Kämmerer. Die Gäste trugen lange zu einem Offensivspektakel bei, scheiterten in der vorentscheidenden Phase kurz nach der Pause aber bei zwei Großchancen am Keeper Luca Wiedmann. Jener wehrte erst einen von Feriz Meha verschuldeten Foulelfmeter ab und kratzte dann einen Distanzschuss aus dem Winkel.

SC Stammheim – TSV Plattenhardt

Allmählich nur noch mit dem Fernglas hinterherschauen kann derweil der TSV Plattenhardt. Jener war ja eigentlich mit dem Ziel angetreten, in dieser Saison im Aufstiegsrennen ein Wörtchen mitzureden – läuft aber nach seinem aktuellen 3:3 in Stammheim inzwischen bereits mit acht Punkten Abstand hinterher. „Die beiden Vorderen sind halt konstanter in ihren Leistungen und haben einfach auch etwas mehr individuelle Klasse als wir“, muss der Trainer Sascha Krammer ernüchtert feststellen. Erst recht nach der aktuellen eigenen Partie, die laut Coach mit einem „großen Ärgernis“ endete.

Konkreter formuliert: mit einer emotionalen Achterbahnfahrt für die Plattenhardter, die ihresgleichen sucht. 86. Minute: Riesenchance für den eingewechselten Niels Wüllbier zum vorentscheidenden 3:1. Der Angreifer vergibt jedoch freistehend, und im Gegenangriff fällt stattdessen das 2:2. Ecke, Foulspiel, Elfmeter – der Ausgleich. 92. Minute: diesmal großer Jubel beim Filderteam. Krammers Trainerpartner Paulo Bayrak schiebt ein zum 3:2. Also doch noch alles gut? Also doch noch der erhoffte Auswärtssieg? Auf Seiten der Weilerhau-Kicker haben es wohl alle gedacht – bis die 93. Minute kam und mit ihr die finale Volte, die das Plattenhardter Stimmungsbarometer endgültig in den Keller rauschen ließ. Stammheimer Konter, wieder ein Foul, diesmal von Patrick Dambacher. Und diesmal netzte Augustnol Bohn für den Gegner per Freistoß zum erneuten Ausgleich ein.

„Das ist einfach nur bitter. Wir machen eine Halbzeit lang ein Superspiel und bringen uns dann durch Fahrlässigkeiten selbst um den Erfolg“, stöhnt Krammer. Nach einem Abstauber von Marius Mohr und einem eigenen Strafstoß, den Alperen Albayrak nach Foul an Bayrak verwandelte, hatten die Seinen zur Pause noch mit 2:0 geführt. Ob es anders gelaufen wäre, wenn der Abwehrchef Lukas Haselmaier (privat verhindert) nicht ausgefallen wäre? Gut möglich. „Ruhe und Abgeklärtheit haben uns zuletzt gefehlt“, sagt Krammer.

TSV Bernhausen – OFK Beograd Stuttgart

Vielleicht sollten die Plattenhardter in puncto defensiver Stabilität mal Anschauungsunterricht beim Ortsnachbarn TSV Bernhausen nehmen. Für den stand zum dritten Mal in Serie die Null. 0:0, 2:0, nun erneut 0:0. 270 Spielminuten ohne Gegentor. Jedoch: zufrieden war auch am Fleinsbach keiner. Der Grund: gleichzeitig vergaben die Fiderstädter im Aufsteigerduell mit dem OFK Beograd Stuttgart Torchancen, nach welchen dem Trainer Peter Weinmann nur ein fassungsloses Kopfschütteln bleibt. „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber vorne einfach kein Glück gehabt“, konstatiert er.

Beispiele gefällig? Allein dreimal scheiterten die Bernhausener am Torgebälk. Innenpfosten Ahmet Fidan, Querlatte Onur Aycil, Innenpfosten Aristidis Perhanidis. Dazwischen wurde ihnen ein Kopfballtreffer von Fidan umstritten wegen Abseits aberkannt und wartete der gegnerische Keeper mit Glanzparaden auf. Zuletzt schien es wie verhext – und mussten Weinmann und die Seinen gar noch tief durchschnaufen, als in der Nachspielzeit plötzlich der Kontrahent am Sieg schnupperte. Der eigene Schlussmann Alexander Busse verhinderte bei der einzigen klaren Beograd-Möglichkeit das 0:1 und damit ein aberwitziges Ende der Partie, für die Weinmann nach Mustafa Akcay zwei weitere Leistungsträger hatte ersetzen müssen. Daniel Till (Urlaub) und Marco Palazzolo (muskuläre Probleme) fehlten ebenso.

Sportvg Feuerbach – SV Vaihingen

Von den Aufsteigern stehen die Fleinsbach-Kicker als guter Fünfter freilich nach wie vor am besten da – ganz im Gegensatz zum SV Vaihingen. Dessen Negativlauf hat sich mit einem 2:3 bei der Sportvg Feuerbach fortgesetzt, die vierte Niederlage nacheinander, flankiert von einem frustrierten Trainer Carmine Napolitano. Dessen Fazit lautet: „Wenn wir weiter so verteidigen, steigen wir sang- und klanglos wieder ab.“ Zumal: die wirklich starken Gegner kommen erst in den nächsten Wochen. Bonlanden, Cannstatt, Türkspor. Angesichts des Programms bis zur Winterpause könnte einem mulmig werden.

Einstweilen erzielten die Vaihinger zwar zwei schöne eigene Treffer zum zweimaligen Ausgleich. Erst drosch Valentin Kamm den Ball in den rechten oberen Torwinkel, dann wartete Yannik Breuninger mit einem schulbuchmäßigen Kopfball auf. Doch, um in der Schul-Terminologie zu bleiben: auf der anderen Seite konterkarierten die Gäste diese Hochs durch ein Abwehrverhalten, dem laut Napolitano „die Note fünf bis sechs“ gebührt. Bei allen drei Gegentoren durch die Brüder Dominik und Julian Hug hielten die Vaihinger den Steigbügel. Der Schlüsselmoment für Napolitano: beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte lief Philipp Rosenberg wie bei einem Penalty aufs gegnerische Tor zu, scheiterte aber – beim folgenden Konter traf stattdessen der Gegner.

Napolitanos Kommentar: „Eigentlich gibt es da nicht mehr viel zu erzählen. Man kann ja einfach das Gleiche wie in der vorigen Woche schreiben.“ Bonlandener Lust, Vaihinger Frust – selten waren die Kontraste größer als an diesem Spieltag.