Ist mit knapp 40 Jahren nun Schluss? Giampiero Lapeschi ist sich da noch nicht so sicher. Zurückblicken kann er auf eine bewegte Karriere, in der er für fünf verschiedene Filderclubs gespielt hat. Beim jetzigen geht er begleitet von Misstönen.

Vaihingen - Auf die Frage nach der schönsten Spielzeit in mehr als zwei Jahrzehnten als aktiver Fußballer auf den Fildern muss Giampiero Lapeschi nicht lange überlegen: „Das war die Saison 2003/04 beim SV Bonlanden. Wir waren eine geniale Truppe und hatten ein sensationelles Umfeld“, sagt der Mann, der gelegentlich immer noch wie ein Lausbub im Teenageralter wirkt, in drei Monaten aber schon seinen 40. Geburtstag feiert. Insgesamt sechs Jahre hat „Giampi“, wie er im Freundes- und Bekanntenkreis heißt, für die Filderstädter die Kickstiefel geschnürt. Wenn er über die besagte Oberliga-Runde unter dem damaligen Trainer Uwe Freund spricht, kommt er aus dem Schwärmen nicht heraus.

 

Lapeschi erzählt dann von einem Freundschaftsspiel in der Winterpause gegen den Uefa-Cup-Teilnehmer Lokomotive Moskau (2:4) und seinem direkten Gegenspieler Dmitri Lozkov, einem 25-maligen russischen Nationalspieler. Er erinnert sich mit leuchtenden Augen an sein eigenes Traumtor aus 35 Metern Torentfernung zum 1:0-Punktspielsieg beim Ex-Bundesligisten SV Waldhof Mannheim vor 4000 Zuschauern. Und der gebürtige Neapolitaner, der als Achtjähriger beim SV Hoffeld mit dem Fußball begonnen hat, denkt zurück an den schließlich sensationellen zweiten Rang, den er mit seinem damaligen Verein nach der Vorrunde belegte – vor den Traditionsclubs aus Ulm, Reutlingen, Sandhausen und eben Mannheim.

„Beste Mitspieler, die ich je hatte“

„Es war eine verschworene Einheit mit den besten Mitspielern, die ich je an meiner Seite hatte“, sagt Lapeschi. Die Namen, die wie aus der Pistole geschossen fallen, sind Frank Posch („Als Ex-Profi eine unglaubliche Respektsperson für uns junge Spieler“), Steffen Kaiser („Der genialste Techniker, mit dem ich je zusammen spielen durfte“), Marco Mangold, Peter Kehrer oder Lucio Fanelli. Letzterer ist für Lapeschi „bis heute einer der engsten und wichtigsten Freunde“.

Gut 15 Jahre nach diesen fußballerischen Sternstunden hat Lapeschi nun im Bezirksligaspiel des SV Vaihingen gegen die Sportvg Feuerbach vor eineinhalb Wochen aller Voraussicht nach sein letztes Pflichtspiel als Aktiver bestritten. Fest vorgenommen hat er sich das jedenfalls, wobei das noch nicht das allerletzte Wort sein muss. „Ich bin noch gesund und genauso fit wie mit 30 oder 35“, sagt der Deutsch-Italiener, der momentan von verschiedenen Kumpels und Vereinen bearbeitet wird, doch noch eine weitere Saison anzuhängen.

Klar ist, dass es kein Weiter beim SV Vaihingen gibt, für den der Chef dreier kleinerer Firmen zuletzt am Ball war. Dort, am Schwarzbach, ist es ein Abschied mit Misstönen. „Wenn sie einen alten Mann nicht mehr brauchen können, der wegen Familie und Beruf maximal einmal pro Woche trainieren kann, dann ist das für mich nachvollziehbar“, sagt Lapeschi. „Was mir aber nicht gefällt, ist, wenn man das nicht im Februar oder März, sondern eine Woche vor dem Saisonende erfährt.“ Seine Spielerpass wird er deshalb auf jeden Fall abholen. Sollte es doch noch nicht ganz in den sportlichen Ruhestand gehen, könnte er sich momentan am ehesten eine gelegentliche Aushilfstätigkeit in der zweiten Mannschaft oder bei den Alten Herren des SV Bonlanden vorstellen – an der Seite seines eineinhalb Jahre jüngeren Bruders Fabio.

Francesco Totti als Vorbild

„Ich hatte in 22 Jahren fünf Vereine. Als Wandervogel kann man mich damit wohl nicht bezeichnen“, sagt Lapeschi, der als großes sportliches Vorbild den italienischen Ex-Nationalspieler Francesco Totti nennt. Als 17-Jähriger durfte er beim TSV Georgii Allianz unter Klaus Kämmerer („Mein wichtigster Förderer und bester Trainer“) bereits in der Landesliga ran. Danach hatte Lapeschi neben den erwähnten SV Bonlanden und SV Vaihingen noch zwei kürzere Zwischenstationen ebenfalls auf den Fildern, nämlich beim TV Echterdingen und TSV Plattenhardt. Dem Ruf von Calcio Leinfelden-Echterdingen („Teilweise haben die wöchentlich angerufen“) ist er hingegen nie erlegen, auch mit einer Profikarriere ist es nie etwas geworden.

„Ich habe es immerhin bis in die vierthöchste deutsche Klasse geschafft. Für mehr haben mir zehn bis 15 Prozent Ehrgeiz gefehlt. Und zudem war ich immer ganz gruselig schlecht im Kopfballspiel und hatte meinen linken Fuß nur, um nicht hinzufallen“, sagt Giampiero Lapeschi mit einem Schmunzeln.