Der TSV Plattenhardt gewinnt das Derby in Rohr. Für die anderen Filderteams läuft am elften Spieltag einiges blöd.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Blöde Querlatte. Blöde Fehler. Blödes Wetter. Vier von fünf Filderteams der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga durften am elften Spieltag hadern. Das fünfte lieferte zwar keine Glanzvorstellung ab, schwelgt aber dennoch im Hoch. Es ist vollbracht! Der TSV Plattenhardt hat mit seinem Derby-2:1 in Rohr erstmals seit März wieder ein Punkterunden-Auswärtsspiel gewonnen. Ein Ärgernis gab es allerdings auch für die damit weiter als Spitzenreiter-Verfolger engagierten Weilerhau-Kicker. Es lautet: blöde rote Karte.

 

TSV Rohr – TSV Plattenhardt

Nein, es ist kein einzelner Stein, sondern ein ganzer Steinschlag, der den Beteiligten des TSV Plattenhardt von Herzen gefallen ist. Gut sieben Monate waren vergangen. Gut sieben Monate mit inzwischen elf vergeblichen Anläufen – und mit einer wachsenden Mischung aus Verzweiflung und Frust. Nun hat es endlich wieder geklappt: ein Sieg des Aufstiegsanwärters auf gegnerischem Platz! Und wen interessierten da noch die Umstände? „Klar, ich hätte es mir mit weniger Zittern gewünscht“, sagt der Trainer Sascha Krammer nach dem 2:1 beim Tabellenletzten TSV Rohr. „Aber was zählt, ist nur eines: dass dieser Auswärtsfluch gebrochen ist.“

Gedankt sei dafür den Offensivkräften Kevin Rippler und Marvin Auch. Sie legten mit ihren Toren in der ersten Hälfte den Grundstein zum Erfolg. Rippler traf nach einer Ecke von Alperen Albayrak per Kopf. Dann servierte er den Ball für Auch, sodass dieser freie Schussbahn hatte. Eigentlich zwei Beruhigungspillen für die Gäste, hätte man meinen sollen. Dass es für sie danach trotzdem noch ein Nervenspiel wurde, lag ebenfalls zuvorderst an zwei Akteuren. Zum einen verursachte Xenofon Manafis einen Elfmeter, den Enrico Raupach zum Rohrer Anschluss verwandelte. Damit nicht genug: später sah der Verteidiger obendrein die rote Karte. Laut Schiedsrichter soll er seinem Gegenspieler Leonis Memaj im Fallen einen Schlag verpasst haben. Der Favorit musste die Endphase also in Unterzahl bestreiten.

Überragender Torhüter Carl

Zum anderen war da der Rohrer Keeper David Carl. Richtig, jener Carl, der manch einem beim Filderclub bereits als Unsicherheitsfaktor gegolten hatte. Bis Sonntag. Da machte der vermeintliche Wackelkandidat alle Kritiker fürs Erste mundtot. Der 24-Jährige avancierte zum herausragenden Spieler auf dem Platz. Insgesamt wehrte er ein halbes Dutzend Plattenhardter Großchancen ab. „Note eins“, merkt Krammer anerkennend an, derweil sein Gegenüber Heinz Rebentisch von einer „tadellosen Leistung“ spricht. „Dass er gerade zwei Wochen im Urlaub gewesen ist, hat ihm offensichtlich gut getan“, sagt der Coach.

Überhaupt hinterließ die Heimelf einen ganz anderen Eindruck, als man es von einem nun achtmal in Serie unterlegenen Schlusslicht vermuten könnte. Spielerisch überzeugte der Außenseiter durchaus, obwohl ihm in seinem Kapitän Marlon Stoll sowie Ricardo Luongo (beide muskuläre Probleme) kurzfristig erneut zwei Leistungsträger ausgefallen waren. „Wir wussten, dass es in dieser Saison erst einmal ein Geduldsspiel wird. Inzwischen kriegen wir immer mehr Ordnung, Struktur und Linie rein“, konstatiert Rebentisch.

Das Problem: vor dem gegnerischen Tor agierten die Seinen abermals so Furcht einflößend wie Lämmer auf der Weide. Der Plattenhardter Ligadebütant zwischen den Pfosten, Matteo Bauer, hatte somit einen ruhigen Nachmittag. Der Youngster kam zum Zug, nachdem Daniel Wagner (beruflich verhindert) und Dorian Kapaun (Sprunggelenkverletzung) hatten passen müssen.

In der Tabelle fehlen den Rohrern zu den Nichtabstiegsplätzen bereits sechs Punkte – und den Plattenhardtern zum Ersten Stammheim weiter acht. Daran, das muss man bei allem Aufatmen im Weilerhau freilich auch feststellen, hat sich nichts geändert. Blöde Ergebnisse der vorherigen Spieltage.

SC Stammheim – TSV Bernhausen

Dass die Kluft gleich geblieben ist, liegt am besagten Klassenprimus SC Stammheim. Jener servierte den TSV Bernhausen mit 5:1 ab – und trat das gerade erst aufgegangene Hoffnungspflänzchen der Filderstädter, sie könnten es aus der Krise geschafft haben, somit wüst in den Boden. „Eine herbe Enttäuschung für uns“, sagt der Gästecoach Peter Weinmann. Einer noch ordentlichen ersten Hälfte folgten aus seiner Sicht „unterirdische zweite 45 Minuten“ – „kein Aufbäumen mehr, keine gewonnenen Zweikämpfe, viele Stockfehler“.

Für Weinmann ist der Fall dabei klar: „Eine Kopfsache.“ Wie es halt so ist, wenn sich die Verunsicherung einmal wie ein ansteckender Bazillus in die Reihen geschlichen hat. Diesmal waren es drei Schlüsselereignisse, die die Fleinsbachkicker aus dem Gleichgewicht brachten. Erst fälschte Daniel Till einen eigentlich harmlosen gegnerischen Schuss so ab, dass dieser zum Bernhausener Rückstand im Netz landete. Dann erkannte der Schiedsrichter umstritten das vermeintliche Ausgleichstor von Ahmet Fidan nicht an – angeblich Abseits. Und schließlich, als Fidan und Co. noch haderten, schlenzte der Stammheimer Torjäger Bernhard Kreis den Ball sehenswert zum vorentscheidenden 0:2 in die Dreiangel. „So trifft man bestimmt nicht immer. Aber gegen uns gehen solche Dinger halt gerade rein“, sagt Weinmann.

Insgesamt ist seine Mannschaft nun seit fünf Wochen ohne Sieg. Macht im Klassement Platz elf. Beim Überraschungsteam der vergangenen Saison kehrt Ernüchterung ein. Blöde Phase irgendwie.

Sportvg Feuerbach – Spvgg Möhringen

Weiter auf einem guten Weg, zum Überraschungsteam dieses Spieljahrs zu werden, ist derweil die Spvgg Möhringen. Jene grüßt nach ihrem 2:2 bei der Sportvg Feuerbach von Rang vier – Spiel Nummer sieben in Serie ohne Niederlage. Freilich: die große Freude wollte an der Hechinger Straße wie schon vor Wochenfrist beim Remis gegen das Spitzenteam von Ermis Metanastis nicht aufkommen. Flankiert wurde das eigentlich gute Ergebnis erneut vom Gefühl, ein mögliches Mehr verpasst zu haben. Duplizität der Ereignisse: abermals verhinderte die Querlatte des gegnerischen Tors kurz vor Schluss die Möhringer Führung. Nils Große Scharmann scheiterte mit einem Kopfball am Gebälk. „Schade, dass es nicht zum Dreier gereicht hat“, sagt deshalb der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann.

Für Große Scharmann wäre es die persönliche Krönung an diesem Nachmittag gewesen. Zuvor hatte der Schlaks an beiden Gästetreffern maßgeblichen Anteil gehabt. Das 1:1 hatte er nach einem Musterpass von Marvin Kuhn kühl erzielt. Und beim 2:1 hatte er den Feuerbacher Keeper Lucas Engel so bedrängt, dass sich dieser die Kugel in die eigenen Maschen faustete.

Dass zuvor der Gegner in Front gegangen war? „Nur der Schiri weiß, warum“, knurrt Fuhrmann mit Blick auf eine umstrittene Elfmeterentscheidung. Ali Abalo soll einen Gegenspieler zu Fall gebracht haben – nach Fuhrmanns Beobachtung war es eher umgekehrt. Insofern: blöder Pfiff.

SV Sillenbuch – SV Vaihingen

Bleibt aus Filder-Sicht noch der SV Vaihingen. Dessen Beteiligte befanden sich nach ihrer Punkteteilung, einem 1:1 in Sillenbuch, anders als der Nachbar Möhringen in keinem Zwiespalt der Gefühle. Einhelliger Tenor beim Schwarzbachclub: ein gern mitgenommener Zähler. „Der ist wichtig und gibt wieder Sicherheit“, sagt der Trainer Stephan Tregel, dessen Mannschaft zuvor viermal nacheinander als Verlierer vom Platz gegangen war. Dass diesmal nicht, war nicht zuletzt dem Keeper Maximilian Ulmer anzurechnen. Jener wartete in der zweiten Hälfte mit zwei Glanzparaden auf.

Der andere Mann des Tages hieß zumindest bis zur 85. Spielminute Fabian Rück, Der Angreifer stellte mit einem Volleyschuss den Vaihinger Ausgleich her – ehe seine Laune zuletzt durch einen Platzverweis getrübt wurde. Nach einem energisch geführten Zweikampf zeigte der Schiedsrichter Rück Gelb-Rot. „Für uns nicht nachzuvollziehen“, sagt Tregel.

In puncto Traumtreffer bekam der Schütze der Gäste indes Konkurrenz. Auch die Sillenbucher Führung taugte als Bewerbung für jeden „Tor des Monats“-Wettbewerb. Für den Aufsteiger drosch Sascha Blessing die Kugel aus 25 Metern in die Maschen, ebenso per Direktabnahme. „Ein Wahnsinnstor“, findet selbst Tregel, der sonst nicht viele Highlights zu sehen bekam. Ein Grund: auf schneebedecktem Rasen war weniger Ballkunst als Ärmelhochkrempeln gefragt. „Spielerische Lösungen“ waren laut Coach unter diesen Umständen „nicht möglich“. Blödes Wetter.