Die Nachbetrachtung zum 13. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Sollte es in einem Saisonrückblick irgendwann darum gehen, den verrücktesten Spieltag dieser Bezirksliga-Runde zu benennen, jener vom Sonntag wäre schon mal dick vorzumerken. Der Spitzenreiter NAFI Stuttgart? Auf eigenem Platz vom Vorletzten blamiert. Der Tabellenzweite Türkspor? Ebenfalls in eine Heimschlappe getaumelt. Der Dritte SV Bonlanden? Siegesserie beendet – nur ein Remis. Und so gibt es einen lachenden Vierten und ist die vorläufige Überraschung perfekt. Die neue Nummer eins heißt: TSV Plattenhardt, mithin eine Mannschaft, die vor der Saison auf keinem Tippzettel stand. Die Weilerhau-Kicker selbst setzten ihren seit Wochen währenden Lauf mit einem 6:0-Schützenfest fort. Ähnlich erfreulich verlief das Wochenende nur noch für die Spvgg Möhringen. Jene hat erstmals wieder den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz geschafft.

 

SV Sillenbuch – TSV Plattenhardt

Nein, keine Freudentänze auf dem Rasen. Und auch keine „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“-Gesänge, wie man es vermuten könnte. Stattdessen hat sich die Delegation des TSV Plattenhardt nach vollbrachter eigener Tat zwar zufrieden, aber unaufgeregt auf den Heimweg gemacht. Von ihrem Glück der Tabellenführung haben die Filderstädter zu diesem Zeitpunkt schlicht noch nichts gewusst. Den wabernden Gerüchten von den Schlappen der Konkurrenz hatte der Trainer Sascha Krammer zunächst keinen rechten Glauben schenken wollen – bis er zuhause online die Bestätigung erhielt. Nicht nur das: auch noch die Zugabe. Einmal zum Ausschneiden und Einrahmen: Platz eins – Plattenhardt. Der seit Wochen währende Lauf der Weilerhau-Kicker hat somit seinen nächsten Höhepunkt. „Die Favoriten sind für mich nach wie vor andere“, sagt Krammer, „aber klar: das ist toll; wir genießen diese Situation. Und wir wollen alles tun, um so lange wie möglich ganz vorne dabei zu sein.“

Zwei Spieler mit besonderer Motivation

Einstweilen bedeutet das 6:0 in Sillenbuch den zehnten Sieg seiner Mannschaft aus zuletzt zwölf niederlagenlosen Pflichtspielen. Taten sich die Gäste in der ersten Hälfte noch schwer, gerieten die zweiten 45 Spielminuten zu einer eindrucksvollen Demonstration der eigenen Stärke. Vor allem zwei Akteure drehten auf – dies mit zusätzlicher Motivation. Vor Wochenfrist, ausgerechnet in der Spitzenpartie gegen NAFI, war den eigentlichen Leistungsträgern Alperen Albayrak und Denis Kroer nur ein Platz auf der Ersatzbank geblieben. Der Grund: vorherige beruflich beziehungsweise verletzungsbedingte Fehlzeiten im Training. „Man hat den beiden angemerkt, dass ihnen das etwas gestunken hat“, sagt Krammer. Die aktuelle Bilanz? Albayrak: zwei Torvorlagen. Kroer: ebenfalls zwei Assists sowie das Tor des Tages. Beim vorentscheidenden 3:0 schnappte der 27-Jährige sich den Ball, legte einen Sololauf über den halben Platz hin, bei dem er vier Gegenspieler wie lästige Fliegen abschüttelte, und versenkte die Kugel schließlich mit Vehemenz im Netz.

Noch Fragen? Nö. Höchstens zu zwei anderen Punkten. Abzuwarten bleibt, ob die ausgeschiedenen Erdal Tunc (Zerrung) und Marvin Jauch (Übelkeit) bis zum Topduell am nächsten Sonntag gegen Türkspor wieder fit werden. Und: wann die Plattenhardter eigentlich letztmals Erster in der Bezirksliga waren? Um das zu beantworten, bedarf es eines tiefen Blicks ins Archiv. Es war im September 2011. Damals, unter dem Trainer Ralf Rueff, belegte die Mannschaft am Ende den vierten Platz.

SV Bonlanden – MTV Stuttgart

Einen Tabellenplatz nach oben gerutscht, nun punktgleich mit dem Ersten. Insofern könnte man die Fußballer des SV Bonlanden sogar als einen Gewinner des Spieltags bezeichnen. Freilich: als solche fühlten sie sich mitnichten. Es gibt nämlich noch eine andere Hälfte der Wahrheit. Diese besagt: der Landesliga-Absteiger hat mit seinem 1:1 gegen den MTV Stuttgart erstmals seit sechs Wochen wieder Zähler liegen lassen, er hat dadurch die mögliche Tabellenführung verpasst, und er ist zumindest 45 Minuten lang so aufgetreten, dass es dem Trainer Klaus Kämmerer den Blutdruck in ungesunde Höhen trieb.

„Vorne komplett zahnlos, hinten schlampig.“ So lautet das Fazit des Coachs zu Durchgang eins, wonach er nach eigenem Bekunden „ziemlich angefressen“ war. Ein Glück für die Seinen, dass der Gegner durch Raphael Hahn und Fadi Odesh insgesamt gleich dreimal am Torgebälk scheiterte – und dass die Kugel dann nur in einem Fall in den Maschen lag. Irgendwie bezeichnend dabei: ein eigener Eckball wurde zum Bumerang, nach welchem der zweimalige Liga-Schützenkönig Hahn zur gegnerischen Führung traf.

Verdacht auf Bänderriss

Erst nach der Pause bekamen die Bonlandener die Kurve und erarbeiteten sich selbst ein klares Chancenübergewicht. Nur: mehr als der Ausgleich durch Rüchan Pehlivan nach Vorarbeit von Felix Böse sprang nicht heraus. Und vollends vorbei war es mit einer etwaigen Erfolgsstimmung in Anbetracht der Tatsache, dass es obendrein einen personellen Verlust zu beklagen gab. Steffen Schmidt schied mit Verdacht auf einen Bänderriss im Sprunggelenk aus – die Folge eines Fouls.

Gewinner Bonlanden? Kämmerer sagt: „Wir haben die gegnerischen Schwächen an diesem Spieltag nicht richtig ausgenutzt. Das ist ärgerlich.“

TSV Rohr – SC Stammheim

Drei eigene Tore gegen die bislang abwehrstärkste Mannschaft der Liga! Wenn das mal keine Ausbeute ist. Hätte den Beteiligten des TSV Rohr jemand diese Zahl prophezeit, sie wären wohl frohlockend auf den Platz gegangen. Nun, im Nachhinein, ist es mit der Freude allerdings nicht mehr ganz so weit her. Der Haken an der Geschichte: der Gegner SC Stammheim hat noch einmal öfter eingenetzt. Endstand: 3:4. Aus dem möglichen Coup gegen eines der Spitzenteams ist nichts geworden. „Für die Zuschauer ein geiles Spiel. Leider aber haben wir es verpasst, einen Punkt mitzunehmen“, sagt der Rohrer Co-Trainer Panagiotis Andreadis.

Verantwortlich dafür macht er vor allem die Schwächen im Umschaltspiel. In der Rückwärtsbewegung waren die Gastgeber zu langsam. Oder der Gegner bei seinen Gegenzügen zu schnell? Fakt ist: allein der Stammheimer Youngster Armando Barbieri traf dreimal – der freche Auftritt eines gerade mal 18-Jährigen. Bei seinem vorentscheidenden dritten Streich luchste er Max Schilling den Ball ab. Vorangegangen war ein zu schlampiger Pass von Adnan Ajdinovic. Demgegenüber ragte beim Aufsteiger Ramin Sina heraus. Er bereitete die ersten beiden Rohrer Tore vor und hatte dann selbst mit einem Lupfer Erfolg.

Andreadis bilanziert: „Wir sehen es positiv, dass wir gegen eine solche Mannschaft auf Augenhöhe waren.“ Auch wenn das dann im ersten Moment kein ausreichender Trost für das Endergebnis war.

Spvgg Möhringen – FC Stuttgart-Cannstatt

Das soll mal einer mit Logik erklären. Da hecheln die Kicker der Spvgg Möhringen wochenlang ihrem zweiten Saisonsieg hinterher, fangen sich einen Nackenschlag nach dem anderen ein. Und nun? Erst ein 5:0 in Zuffenhausen. Dann, am Sonntag, ein 6:1 gegen den FC Stuttgart-Cannstatt. Sieht so aus, als wären unter dem Interimstrainer Martin Homm alle Banne gebrochen. Gewiss: die Gegner waren zwei Hinterbänkler der Liga – der aktuelle hat nur gar achtmal nacheinander verloren. Aber auch gegen die musste man das erst einmal hinbekommen, und noch dazu in dieser Form. Jene nennt Homm „sehr, sehr gut“. „Unser Matchplan ist komplett aufgegangen“, sagt der Coach. Von Anfang an Vollgas, stetes Pressing. So lagen die Seinen schon nach sieben Minuten durch einen Volleyschuss von Thomas Brodbeck und einen klugen Schieber von Matthias Rätzke mit 2:0 vorn.

Am Ende hatten sich sechs verschiedene Möhringer in die Schützenliste eingetragen – und war ein siebter für Homm „Man of the match“. Die Rede ist von Johannes Löw. Der Routinier stand nach seinem Mexiko-Urlaub erstmals wieder in der Startformation und war der Lenker im Spiel des Filderteams, das nun um einiges erleichtert auf die Tabelle blicken kann. Erstmals seit dem fünften Spieltag reicht es dort wieder für einen definitiven Nichtabstiegsplatz. Homm sagt: „Ein nächster kleiner Schritt“ – was manch einen stutzig machen mag. Wie dann wohl ein großer aussähe?