Die Nachbetrachtung zum zweiten Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Welche Aussagekraft hat eine Tabelle nach gerade einmal zwei Spieltagen? Keine, werden die meisten sagen. Gleichwohl, das verheißt jedes Sportpsychologen-Einmaleins, sollte man die Bedeutung eines Starts nicht unterschätzen. Je nach Verlauf kann er beflügeln – oder aber früh wacklige Knie bescheren. Allemal sind in der Fußball-Bezirksliga zwei Filderteams fürs Erste strahlende Gewinner. Die Rede ist vom TSV Plattenhardt und dem TSV Musberg, denen es am Sonntag gelungen ist, die positiven Eindrücke der vorangegangenen Woche zu unterstreichen. Demgegenüber stehen drei andere als Verlierer: In Möhringen, Vaihingen und Bernhausen prangt weiter die Null auf dem Konto.

 

Sportvg Feuerbach – TSV Plattenhardt

Zwei Spiele, sechs Punkte. So lautet derweil die Optimalausbeute des TSV Plattenhardt. Nicht nur das: mit ihrem 3:0 in Feuerbach haben die Filderstädter gleich in doppelter Hinsicht ein Ausrufezeichen gesetzt. Zum einen war der Gegner ja nicht irgendeiner, sondern eine Mannschaft, die ebenfalls zum Favoritenkreis zählt. Zum anderen, vor allem das muss im Weilerhau aufhorchen lassen: Es war ein Auswärtsspiel! Richtig: auswärts! Dort also, wo es doch in der Vergangenheit ein ums andere Mal schief gegangen ist. Auf des Gegners Plätzen, da sind in den vorigen Spielzeiten die Plattenhardter Aufstiegshoffnungen versickert wie Regenwasser im trockenen Boden. Von 28 Auswärtspartien gewann der Ex-Landesligist in zwei Jahren gerade einmal acht.

Insofern kann man den jetzigen Auftritt durchaus als Signal interpretieren. Neuer Trainer, neue Zeit? „Ja, ich habe da auch schon davon gehört“, sagt Steffen Küttner schmunzelnd zum bisherigen Komplex. Zum aktuellen Spiel könne er indes nur dies konstatieren: „Jeder hat seinen Job sehr gut erfüllt. Ich muss alle loben.“ Und zwei vielleicht noch etwas mehr als die anderen. Kevin Rippler rannte sich 90 Minuten lang die Lunge aus dem Leib. „Extrem, welche Wege er gegangen ist“, sagt Küttner. Und Kevin Siekerman zeigte nun erstmals im Ligabetrieb, warum er in diesem Sommer ganz oben auf der Plattenhardter Wunschliste gestanden war.

28 Tore hat der 31-Jährige in der vergangenen Saison für den TSV Deizisau erzielt. Ein Knipser, einer mit eiskaltem Torriecher – so Siekermans Ruf. Am Sonntag schoss er seine neue Mannschaft per Doppelschlag in Front. Erst traf der Ex-Bonlandener nach einem Schnittstellenpass, dann in Tor-des-Monats-Manier: mit Rechts angenommen, mit Links abgezogen, und erneut drin. „Ein tolles Ding“, sagt Küttner, dem zuletzt nur die Vielzahl an verschluderten Konterchancen missfiel. Freilich: spätestens nach Robin Rueffs Kopfball zum 3:0 war dann klar, dass nichts mehr anbrennen wird.

SV Vaihingen – TSV Musberg

Ähnlich gut wie die Plattenhardter ist lediglich ein anderes Filderteam aus den Startblöcken gekommen: der TSV Musberg. Jener setzte am Sonntag einen Markstein in der eigenen Abteilungsgeschichte: Das 4:1 im Derby beim SV Vaihingen bedeutet für den Verein den ersten Bezirksliga-Sieg seit 20 Jahren und drei Monaten – und zugleich vollends eine fulminante Rückkehr in die Spielklasse, auch wenn der Trainer Ralf Martins weiter eher ein „Ball flach halten“ empfiehlt. „Das bisherige Abschneiden ist die Bestätigung dafür, dass wir gut vorbereitet sind“, sagt der Coach, „richtig einschätzen kann ich es aber noch nicht.“ Schließlich habe man ja nun erst gegen zwei von 14 Gegnern gespielt.

Dem aktuellen zogen die Musberger das Fell mit einem vergleichsweise simplen Strickmuster über die Ohren. Früher, zu Bolzplatzzeiten, galt: drei Ecken, ein Elfer. Diesmal brachten drei Ecken und ein Elfer den auch in der Höhe nicht unverdienten Auswärtserfolg. Dreimal zappelte die Kugel nach Eckbällen im gegnerischen Netz. Die Schützen: der aufgerückte Innenverteidiger Marc Wiederoder per Doppelschlag sowie der Vaihinger Max Winkel mit einem Eigentor. Hinzu kam ein Strafstoß, den Lukas Zug im Nachschuss verwertete. „Standards haben wir viel trainiert. Da legen wir großen Wert drauf“, sagt Martins, derweil sein Pendant Stephan Tregel leidvoll anerkennt: „Scharf getreten, gut gemacht. Die Musberger waren da brandgefährlich.“

Im Gegensatz zum eigenen Team. Jenes ließ seine dickste Chance schon in der Anfangsphase liegen – und damit auch die Gelegenheit, der Begegnung vielleicht eine ganz andere Richtung zu geben. Ebenfalls Elfmeter, nach Foul an Oliver Heringhaus, doch Maximilian Stockbauer zielte am Tor vorbei. Von da an ging es bei den Vaihingern bergab. Unter dem Strich stand Niederlage Nummer zwei im zweiten Spiel, erneut eine deftige mit vier Gegentoren. Freilich: wirklich überraschend kommt dieser Auftakt für Tregel nicht. Der Megaumbruch mit 16 Zu- und 17 Abgängen dieses Sommers will erst einmal vollzogen sein. Umso schwerer, wenn dann wie am Sonntag lediglich ein 13-Mann-Aufgebot zur Verfügung steht, darunter der eigentliche Stammkeeper Maximilian Ulmer als Einwechselspieler fürs Feld. Mehr lässt eine Schulterverletzung in seinem Fall weiter nicht zu.

Tregels Devise: „Wir brauchen Ruhe. Wir brauchen Zeit.“ Es gelte, „jetzt erst einmal vier bis sechs Wochen mit bald wieder komplettem Kader zu trainieren und Abläufe einzustudieren“.

Spvgg Cannstatt – Spvgg Möhringen

Will heißen: alles noch kein Grund für ein flaues Bauchgefühl – was der Amtskollege Karl-Heinz Fuhrmann bei der Spvgg Möhringen ähnlich sieht. Er fordert im Hinblick auf die Seinen vor allem eines: Geduld. Auch bei Fuhrmanns Kickern steht nach dem 2:4 beim Spitzenreiter Spvgg Cannstatt auf der Habenseite noch die Null. Auch sie haben nach personellen Veränderungen erst wieder in Tritt zu kommen, speziell in der Abwehr. „Da müssen wir uns deutlich stabilisieren“, weiß der Coach, verspricht aber zugleich: „Wir werden Fortschritte machen, bestimmt.“ Die Frage ist nur: wie schnell?

Einstweilen zahlte das Jugend-forsch-Ensemble gegen einen abgezockt auftretenden Gegner Lehrgeld – und trug zur Schlappe mit laut Fuhrmann „bösen Fehlern“ selber kräftig bei. Einmal vertändelten die Möhringer an der Eckfahne den Ball. In zwei anderen Fällen passten Nico Apelt und Michael Heinle den Gastgebern die Kugel vor die Füße. Die Folge: nach 26 Minuten lief das Überraschungsteam der vergangenen Saison bereits einem Drei-Tore-Rückstand hinterher.

Aber, falls es jemand vergessen haben sollte: eben in dieser vergangenen Saison befanden sich unter den Fehlstartern – jawohl, auch damals die Möhringer. Vor einem Jahr verloren sie drei ihrer ersten vier Partien, ehe die Mannschaft noch eine furiose Runde spielte. Aktuell spricht Fuhrmann von einem „gewissen Déjà-Vu-Erlebnis“. Die Hoffnung an der Hechinger Straße ist, dass dies ja vielleicht auch für den weiteren Verlauf gelten mag.

Türkspor Stuttgart – TSV Bernhausen

Für den Moment ist es jedoch Fakt: Auf den drei Kellertreppen der Tabelle stehen drei Filderteams – die Vaihinger, die Möhringer und der TSV Bernhausen. Für dessen Trainer Peter Weinmann brachte auch dieser Sonntag „eine große Enttäuschung“. Diesmal allerdings nicht wegen der gezeigten Leistung, sondern allein aufgrund des Ergebnisses. Obwohl Weinmann seinen Kickern eine „super Vorstellung“ attestiert, „der komplette Kontrast zur Vorwoche“, mussten die Filderstädter im Spiel beim Aufstiegsmitfavoriten Türkspor Stuttgart eine 1:2-Niederlage quittieren. Bitter für sie: während Florian Becher und Abou Drammeh am Torgebälk scheiterten, reichte dem Gegner eine Standardsituation zur Entscheidung. Erdal Koyuncu staubte nach einem Eckball ab, nachdem zuvor Onur Aycil per Flachschuss der Ausgleich gelungen war.

Machtlos war bei den Gegentoren der Mann im Tor. Dort gab Weinmann überraschend dem 19-jährigen Nikolaj Siegloch den Vorzug – auch, weil die eigentliche neue Nummer eins Serdar Kurt erst am Freitag aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Die Personalnot am Fleinsbach hält freilich an: So musste Alessandro Pagano verletzt vom Platz. Die Diagnose: ein Adduktorenriss. Und das hat, ohne Wenn und Aber, auch schon nach nur zwei Spieltagen Aussagekraft. Der Verteidiger fällt damit für mehrere Wochen aus.