Der Spitzenreiter Bonlanden verliert erstmals seit 18 Monaten. Drei andere Filderteams siegen.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Und sie sind doch nicht unschlagbar. Der 22. Spieltag der Stuttgarter Bezirksliga hat den überraschenden Beweis erbracht. Nach fast auf den Tag genau 18 Monaten haben die Fußballer des SV Bonlanden erstmals wieder ein Punktspiel verloren. Schluss also mit der Rekordserie von 41 Begegnungen ohne Niederlage – dies mit der Folge, dass nun alles auf einen spannenden Zweikampf um den Meistertitel hindeutet. Bonlanden oder Türkspor? Das wird das große (Fern-) Duell der nächsten Wochen sein. Starker Dritter bleibt derweil der Aufsteiger TSV Bernhausen, der das zweite Knallerergebnis des Sonntags geliefert hat. Nicht nur das: auch können die Fleinsbachkicker mit einer für sie erfreulichen Personalie aufwarten.

 

SV Bonlanden – MTV Stuttgart

Der MTV Stuttgart also. Keiner der Großen der Staffel, sondern der bisherige Tabellenzehnte. 41 Mannschaften hatten nacheinander versucht, diesen SV Bonlanden zu Fall zu bringen – ohne Erfolg. Der Außenseiter vom Kräherwald hat es nun mit seinem 3:1-Sieg an der Humboldtstraße geschafft. Oder sollte man treffender formulieren: dessen Torjäger Raphael Hahn? Der zweimalige Bezirksliga-Schützenkönig demonstrierte eindrucksvoll seine Klasse. Mit zwei Treffern war er der Matchwinner – und zugleich derjenige, der den Gastgeber-Trainer Klaus Kämmerer um dessen Geburtstagsgeschenk brachte. Der Coach hatte am Freitag seinen 57. gefeiert.

„Uns war klar, dass unsere Serie irgendwann zu Ende gehen wird. Aber in diesem Spiel war es völlig unnötig“, sagt Kämmerer. Unnötig vor allem deshalb, weil die Seinen ihrerseits in der zweiten Hälfte Tormöglichkeiten zuhauf vergaben. Der eigene Chancenwucher stand im Kontrast zu Hahns Kaltschnäuzigkeit. Mal fehlte es an der Zielgenauigkeit, mal stand der glänzend aufgelegte gegnerische Keeper Marc Wulle im Weg. Bezeichnenderweise musste für die einzige Ausnahme, den zwischenzeitlichen Ausgleich, ein Elfmeter herhalten. Nach einem Foul an Maximilian Schwarz verwandelte Nico Presthofer. Doch währte die Bonlandener Freude nicht lange. Dann war erneut der Gegner da. Eine geschickte Ballannahme, ein ungestümes Einsteigen des Schlussmanns Dustin Müller – ebenfalls Strafstoß, diesmal auf der anderen Seite. Und so lief der Favorit abermals einem Rückstand hinterher.

Pottmeyer und Häcker verletzt

In der Summe stand eine verkorkste Partie der bislang vermeintlich Unantastbaren. Auch aufgrund der tempoarmen ersten 45 Minuten, die laut Kämmerer „gar nix“ waren. Und auch, weil sich in Andreas Pottmeyer (Knieprobleme) und Sascha Häcker (Mittelfußprellung) zwei Leistungsträger auf der Verletztenliste einreihten. Ein Tag, wie es ihn nach 18 Monaten des Dauererfolgs dann wohl auch einmal geben kann und darf. Freilich: besser nur einmalig. Denn der Verfolger Türkspor bleibt in Lauerstellung. Zwar hat der Tabellenzweite noch immer acht Punkte Rückstand, allerdings zwei Spiele weniger absolviert. Zudem steht das direkte Duell der beiden Titelanwärter noch aus (am 3. Juni in Bonlanden). Kämmerers entsprechende Empfehlung vor dem folgenden Ortsderby am Donnerstag gegen den TSV Plattenhardt: „Wir sollten das schnell abhaken und korrigieren. Nicht, dass sich da irgendwie etwas in den Köpfen festsetzt.“

Sportvg Feuerbach – TSV Bernhausen

Wozu umgekehrt ein mentales Hoch führen kann, zeigt derweil das Beispiel TSV Bernhausen. Der Aufsteiger avanciert gerade zur Mannschaft der Stunde. Beflügelt durch zuletzt drei Siege, schoss er in Feuerbach den Vogel ab. Endstand: 8:2. In Worten: acht eigene Tore. Gierig nutzten die Filderstädter die Gelegenheit zum Schützenfest gegen einen Gegner, der laut dem Trainer Peter Weinmann freilich auch „eine leichte Beute war“. Gegen verunsicherte Gastgeber kombinierten die Seinen flott. Nach acht Minuten führten sie bereits mit 2:0.

Die Spieler des Spiels? Der eine hieß Daniele Sinesi. Der 20-Jährige stand seit sieben Monaten erstmals wieder in der Startelf und zündete auf der rechten Außenbahn den Turbo. Mehrfach eroberte er den Ball und riss mit seinen schnellen Antritten Lücken. „Er hat seine Chance klasse genutzt“, sagt Weinmann.

Der andere war einmal mehr Ahmet Fidan. Jener steuerte seine Saisontore Nummer 14 bis 16 bei. Umso größer die Bernhausener Freude über eine Begebenheit hinter den Kulissen: Dort hat Fidan mittlerweile seinen Verbleib für die nächste Saison zugesagt. Er soll, so Weinmanns Hoffnung, damit „das Zugpferd bei den weiteren Personalplanungen sein“. Und zugleich der ultimative Gute-Laune-Macher vor dem Filderstädter Derby am kommenden Sonntag gegen den SV Bonlanden. In dieses gehen die Fleinsbachkicker nun als Tabellendritter. Spitzenspiel – wer hätte das vor der Runde gedacht?

OFK Beograd Stuttgart – TSV Rohr

Ebenso zeigt die Formkurve beim TSV Rohr weiter nach oben – wobei jener sich im Gegensatz zu den Bernhausenern mit wenigen Glanzlichtern begnügte. Die allerdings sollten zum 3:2-Sieg beim Abstiegskandidaten OFK Beograd Stuttgart reichen. Vor allem der erste und der dritte Treffer waren ganz nach dem Geschmack des Trainers Sascha Härtenstein. Balleroberung, schnelles Umschaltspiel, kühler Abschluss – „zwei super herausgespielte Tore“, sagt der Coach. Im einen Fall legte Enrico Raupach für Ilir Memaj auf, im anderen Max Schilling für Manuel Rath. Die beiden Letztgenannten erwiesen sich somit als gute Joker. Beide hatte Härtenstein zunächst auf die Bank gesetzt. Die Begründung: zuletzt urlaubsbedingte Fehlzeit beziehungsweise Trainingsrückstand.

Dass es ansonsten gegen die stark ersatzgeschwächten Gastgeber (die Ex-Landesliga-Kicker Babic, Ilic und Malbasic fehlten verletzt) ein eher mühsamer Kampf war? Egal. Mit zehn Punkten aus den vergangenen fünf Partien sind die Rohrer nun guter Siebter. Härtensteins Vertragsverlängerung gilt als Formsache. Sie dürfte in den nächsten Tagen über die Bühne gehen.

Croatia Stuttgart – Spvgg Möhringen

Ob es auch für den Amtskollegen Karl-Heinz Fuhrmann bei der Spvgg Möhringen weiter geht, hängt unterdessen allein noch von einem Faktor ab: dem Klassenverbleib – so des Trainers selbst bestimmtes Kriterium. Hierzu haben seine Kicker den nächsten Schritt getan. Das 3:2 bei Croatia Stuttgart war ihr zweiter Sieg innerhalb von vier Tagen. „So langsam kommen wir in die Spur“, sagt Fuhrmann. Ein Aufschwung, den er auch darauf zurückführt, dass er mittlerweile wieder mehr personelle Alternativen hat.

Hinzu kam aktuell das nötige Glück. In Führung gingen die Möhringer durch ein Ping-Pong-Tor. Nach einem Schuss des Kapitäns Steven Jordan flipperte der Ball im Strafraum-Getümmel an den Fuß von Sandro Deffner – und landete von dort im Netz, ohne dass der Schütze selbst etwas aktiv beigesteuert hätte. Zuvor hatte Manuel Klopfer per Kopf ausgeglichen, ehe Pedro Miguel Carvalho Fumega nach starker Vorarbeit von Nils Große Scharmann zum vorentscheidenden 3:1 vollendete. Verschmerzen konnten die Gäste hiernach die holprige erste halbe Stunde – und die Tatsache, dass die sehenswerteste Aktion dem Gegner vorbehalten war. Dessen Angreifer Josip Milos nagelte den Ball aus spitzem Winkel volley in die Dreiangel. „Ein Traumtor“, stellt Fuhrmann anerkennend fest.

SV Vaihingen – SC Stammheim

Zum voraussichtlichen Relegationsplatz 14 haben die Möhringer nun, schwuppdiwupp, ein Polster von acht Zählern. Das Team, das besagten Schleudersitz belegt, ist weiter der SV Vaihingen. Bei jenem ist die erste Woche unter dem neuen Trainer Stephan Tregel spätestens seit Sonntag als missraten zu bezeichnen. Die Einstiegsbilanz: drei Spiele, drei Niederlagen. Das 0:1 gegen den SC Stammheim war der nächste Dämpfer in den Hoffnungen auf eine Trendwende. „Natürlich können wir damit nicht zufrieden sein“, sagt Tregel, hat aber immerhin „Positives“ erkannt. Es werde gerade von Begegnung zu Begegnung ein bisschen besser.

Zumindest gemessen an der zweiten Hälfte, in der die Vaihinger durch Holly Bokilo, Marius Kollbacher und Fabian Rück drei Ausgleichschancen vergaben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ebenso vom Gegner vom Rasen gefegt hätten sein können – wäre dieser nicht insgesamt gleich viermal am Torgebälk gescheitert. Letztlich reichte den Stammheimern ihr einer Treffer von Vadim Kromm und müssen die Gastgeber weiter warten, dass der Knoten platzt, auch im Angriff. Dort feierte in dem USA-Heimkehrer Robin Wagner ein A-Jugendlicher sein Bezirksliga-Startelfdebüt.