Die Nachberichterstattung zum vierten Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Ein heißer Titelzweikampf zwischen dem TSV Weilimdorf und NAFI Stuttgart – so hatten es die Experten vor einem Jahr prognostiziert und damit in der Fußball-Bezirksliga ins Schwarze getroffen. Genau so ist es dann gekommen. Beweisen die Herren Tipper der Staffel nun auch in dieser Saison den richtigen Riecher? Fakt ist: schon nach dem dritten Spieltag scheint sich die Spreu vom Weizen zu trennen. Auf den vorderen Tabellenplätzen haben sich ziemlich genau jene Mannschaften breit gemacht, die vorab als Spitzenkandidaten gehandelt worden sind, darunter der SV Bonlanden und der TSV Plattenhardt. Beide Filderstädter Teams feierten am Wochenende klare Siege – im Plattenhardter Fall zum Leidwesen des bisher frech auftrumpfenden Aufsteigers TSV Rohr, für den eine starke Serie endete.

 

TSV Plattenhardt – TSV Rohr

Hatte da irgendein Schelm die Kopiertaste gedrückt? Am Ende musste es den Beteiligten des TSV Plattenhardt gerade so vorkommen. Erst eine lange Zeit offene Begegnung, dann brachen die Dämme. Die eine Mannschaft setzte schließlich erbarmungslos nach, die andere, angeschlagen taumelnd, bekam kräftig eingeschenkt. Exakt das war auch vor Wochenfrist der Spielfilm gewesen, beim bitteren 1:5 der Weilerhau-Kicker im Derby in Bonlanden. Der aktuelle Unterschied: diesmal waren nicht sie das Opfer, sondern diejenigen, die austeilten. Mit einem eigenen 5:1 betrieb das Aufgebot des Trainerduos Sascha Krammer und Paulo Bayrak gegen den TSV Rohr eine eindrucksvolle Wiedergutmachung für die vorangegangene Schlappe.

„Es war wichtig, gleich zu zeigen, dass wir nicht angeknackst sind“, sagt Krammer – und dass die Kursrichtung grundsätzlich weiter stimmt. „Wir haben nicht den Anspruch, unbedingt aufzusteigen“, erläutert der Coach die Ambitionen, „aber von der Kaderzusammenstellung her wollen wir ja schon vorne mitmischen.“ Mit nun sechs Punkten aus den ersten drei Partien ist ein Grundstein gelegt.

Zum Einsatz kamen auf Plattenhardter Seite sieben neue Spieler des Kaders, darunter als Debütant der im Nachklapp verpflichtete Philipp Mantilla Mayans. Der 26-Jährige ist einst für die zweite Mannschaft des SV Bonlanden aufgelaufen, ehe er zuletzt sechs Jahre für sein Arztstudium in Budapest weilte. Dass er dort das Fußballspielen nicht verlernt hat, zeigte er schon in den jüngsten Trainingseinheiten seit seiner Rückkehr auf die Filder – und nun auch im Wettbewerb. Mantilla ersetzte auf der rechten Verteidigerposition den gelb-rot-gesperrten Michael Müller gut.

Kroer und Wagner ragen heraus

Zu den herausragenden Figuren der Gastgeber avancierten allerdings zwei andere. Erstens Denis Kroer, dem mit einem Flachschuss das Führungstor gelang. Zweitens der Keeper Daniel Wagner. Letzterer verhinderte mit einigen Paraden ein größeres Ungemach für die Seinen als den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Ömür Karatas. Denn damit in Anbetracht des Endergebnisses kein Missverständnis aufkommt: zumindest eine Stunde lang bewegten sich die Rohrer durchaus auf Augenhöhe – bis Christian Mayer den Favoriten Plattenhardt mit einem akrobatischen Schuss erneut in Front brachte und bis Adnan Ajdinovic den bei einem Konter enteilenden Kroer nur noch durch ein Foul stoppen konnte. Der von Bayrak verwandelte Elfmeter zum 3:1 bedeutete die Vorentscheidung.

Dass es zuletzt für sein Team noch heftig kam, nimmt der Gäste-Co-Trainer Panagiotis Andreadis indes mit Gelassenheit. „Wir sind mit unseren vielen jungen Spielern in einem Lernprozess. Da gehören Fehler und Niederlagen dazu“, sagt er. Auch waren sie an der Dürrlewangstraße realistisch genug, um zu wissen, dass der Höhenflug nicht unbegrenzt weitergehen wird. Mit dem Resultat vom Sonntag endete eine Serie. Letztmals hatte der TSV Rohr im Dezember 2015 ein Auswärtsspiel um Punkte verloren. Damals, noch in der Kreisliga A, war der spätere Aufsteiger beim Lokalrivalen 1. FC Lauchhau-Lauchäcker mit 1:2 unterlegen. Seitdem hatten Andreadis’ Mannen auf gegnerischen Plätze eine makellose Bilanz mit sieben Siegen angefügt.

SSV Zuffenhausen – SV Bonlanden

Fünf Tore im Derby gegen den TSV Plattenhardt, vier Tore nun beim 4:2 im Auswärtsspiel in Zuffenhausen. Kommt der Titelfavorit SV Bonlanden also früh ins Rollen? Allein mit Blick auf die Ergebnisse könnte man es vermuten. Doch war der Trainer Klaus Kämmerer noch nie einer, der so leicht zufriedenzustellen ist. Sein Fazit lautet: „Es holpert noch. Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen.“

So paradox es nach neun Treffern in zwei Begegnungen klingen mag: Steigerungsbedarf sieht der Coach vor allem in der Effizienz. Erneut münzten die Seinen eine Überlegenheit erst mit reichlich Anlaufzeit in entsprechend Zählbares um. Und erneut geriet eine von den Filderstädtern eigentlich dominierte Begegnung somit zur lange zähen Angelegenheit. Für den einzigen Treffer in der ersten Hälfte musste bezeichnenderweise ein Elfmeter herhalten. Der nach seinem Joker-Doppelpack der vorigen Woche von der Bank in die Startelf beorderte Maximilan Schwarz verwandelte. Gefoult worden war Rüchan Pehlivan. Ansonsten? Dauerregen, gegnerischer Abwehrbeton, Bonlandener Mühen.

Erst als Kämmerer nach der Pause von einer 4-4-2- auf eine 4-1-4-1-Ordnung umstellte, tat es den Ruck. Die offensiven Protagonisten hießen dabei erneut Pehlivan, Stefan Adam und Felix Böse. Der eine traf ein zweites Mal, diesmal per Kopf. Der andere war Lenker und Antreiber und netzte ebenfalls ein. Der dritte, Böse, machte laut Kämmerer „ein überhaupt gutes Spiel“.

Und ein vierter Akteur bereitete zuletzt kurzzeitig Sorgen: Der Innenverteidiger Fabio Lapeschi schied verletzt aus, nachdem er einen Schlag auf den Fuß bekommen hatte. Weil die Bonlandener ihr Wechselkontingent bereits ausgeschöpft hatten, mussten sie die Partie in Unterzahl beenden. Inzwischen jedoch Entwarnung: Lapeschis Einsatz am nächsten Spieltag dürfte nicht gefährdet sein. Dann geht es im Filderderby gegen die Spvgg Möhringen.

Spvgg Möhringen – Sportvg Feuerbach

Der Trainer ergriff die Flucht, gleich nach dem Spiel. Das Ziel: die Dolomiten, Norditalien. Für dort hat Jörg Elser einen einwöchigen Wanderurlaub gebucht. Die Übungseinheiten bei der Spvgg Möhringen leitet in den nächsten Tagen an seiner Stelle der Mannschaftssenior Martin Homm. Lästermäuler mögen behaupten: der aktuelle Auftritt des Filderteams war ja auch zum Davonlaufen. Was glänzend begann, endete für die Kicker von der Hechinger Straße mit Ernüchterung. Trotz einer 2:0-Pausenführung kamen sie gegen die Sportvg Feuerbach schließlich nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. Der erste Saisonsieg lässt also weiter auf sich warten. Doch nicht nur das: obendrein sahen Steven Jordan und Pedro Carvalho Fumega jeweils Gelb-Rot und sind damit fürs Derby am nächsten Sonntag in Bonlanden gesperrt.

Mehr ärgerte Elser allerdings der verpasste „Dreier“. Nach dem Ausfall von Sebastian Hofmann (beruflich in Spanien) und Thomas Brodbeck (krank plus Zerrung) hatten ausgerechnet die beiden dafür in die Elf gerückten Spieler die Möhringer in Führung geschossen: Der Flitterwochen-Rückkehrer Etienne Friedrich traf mit einem Lupfer – „eine super Einzelaktion“, wie Elser sagt. Und Markus Löw hatte mit einem Freistoß Erfolg.

Nach der Pause aber schlug der bis dahin enttäuschende Gegner zurück. Und nachdem Matthias Rätzke und Sandro Deffner Großchancen zum 3:1 ausgelassen hatten, zeigte dann der Feuerbacher Ex-Profi Recep Yildiz, dass auch er sich aufs Schießen von Freistößen versteht: Sein Versuch krachte aus rund 35 Metern Entfernung ins Möhringer Netz. Elser knurrt: „Ich hatte meine Mannschaft eben deswegen extra noch gewarnt, dass sie keine Standards verursachen soll.“ Gefahr erkannt, Gefahr jedoch nicht gebannt. Es war zum In-die-Luft-gehen – in diesem Fall nicht jene der Dolomiten.