Die Nachbetrachtung zum 20. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - War das schon eine Vorentscheidung? Es deutet einiges darauf hin. Nämlich dass das Aufstiegsrennen in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga seit Sonntag nur noch ein Zweikampf zwischen dem SV Bonlanden und Türkspor Stuttgart ist – und dass der große Verlierer in diesem Wettstreit TSV Plattenhardt heißt. Nach ihrer 2:4-Niederlage im Verfolgerduell bei Türkspor haben die Filderstädter fünf Punkte Rückstand auf ihren Gegner, der zudem ein Spiel weniger absolviert hat. Wohl noch größer ist die Enttäuschung lediglich beim SV Vaihingen. Jener erlitt im Tabellenkeller seine bislang bitterste Schlappe dieser Saison.

 

SV Bonlanden – SC Stammheim

Vorne zieht derweil weiter der SV Bonlanden unbeirrt seine Kreise. 16. Spiel, 15. Sieg. Immerhin aber, auf dass ihm nicht zu langweilig wird, sah sich der Klassenprimus zur Abwechslung einmal ernsthaft gefordert. Der 3:1-Erfolg gegen den SC Stammheim gelang erst in der Endphase. „Dazwischen hatten wir Glück“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer. Nicht nur das: auch einen starken Torhüter Dustin Müller, der mit Glanzparaden aufwartete.

Eben Müller sowie Ömür Karatas waren schließlich die Matchwinner. Letzterer kam als Joker ins Spiel – und sicherte mit einem späten Doppelschlag die Punkte. Zwei Flachschüsse, und der Ball rauschte jeweils ins Netz. Zuvor hatte Andreas Pottmeyer mit einem direkten Freistoß für den Ausgleich gesorgt, dies alles wohl zur Erleichterung vor allem eines Teamkollegen. Dass die Bonlandener zur Pause noch 0:1 hinten gewesen waren? „Das haben wir selber aufgelegt“, weiß Kämmerer. Und das weiß natürlich auch sein Spieler Markus Großhans, der das Gegentor mit einem missratenen Querpass ermöglichte.

Partielle Entschuldigung für Großhans: er musste auf einer für ihn ungewohnten Position ran, zusammen mit Philipp Zirfaß als Ersatzinnenverteidigung. Die etatmäßige Abwehrzentrale mit Ronald Ried (Muskelfaserriss) und Sascha Häcker (krank) fehlte, ebenso erneut der Kapitän Stefan Adam (beruflich in Kalifornien). Er kehrt nach Ostern zurück, gerade rechtzeitig zu den Wochen, in denen es laut Kämmerer „dann entscheidend wird“.

Türkspor Stuttgart – TSV Plattenhardt

Dagegen scheint für den TSV Plattenhardt die Entscheidung bereits gefallen. Verrückt, aber wahr: das 2:4 bei Türkspor war im 19. Pflichtspiel dieser Saison (Liga und Pokal) die erste Niederlage der Weilerhau-Kicker – doch jene droht sogleich alle Aufstiegschancen gekostet zu haben. „Realistisch gesehen wird es jetzt auch für den zweiten Platz ganz schwer“, sagt der Trainer Sascha Krammer. Selbst bei einem eigenen Siegeslauf müsste ja zumindest einer aus dem enteilten Führungsduo mehrfach patzen.

Dass das fürs Verfolgerduell proklamierte Plattenhardter Unternehmen „Angriff“ mit einer Bruchlandung enden würde, zeichnete sich frühzeitig ab. Die Gäste legten einen krachenden Fehlstart hin. Nach gerade mal 20 Spielminuten stand es aus ihrer Sicht 0:3. „Wir haben unterirdisch verteidigt“, konstatiert Krammer. Wobei „wir“ vor allem für den linken Abwehrflügel mit Vincenzo Salvioli und Denis Kroer galt: Alle drei Gegentreffer entstanden über deren Seite. Beim dritten Türkspor-Streich machte zudem der Torhüter Dorian Kapaun eine schlechte Figur.

Kurzum: es war praktisch alles verloren, ehe die Filderstädter ihre Beine sortiert hatten. Dass Christian Mayer und Alperen Albayrak ihre Elf zwischendurch noch einmal heranbrachten? Makulatur. Gelb-Rot für Philipp Straub sowie ein von Denis Antonov zum Eigentor abgelenkter Schuss beendeten schließlich die Plattenhardter Erfolgsträume – in dieser Schlüsselpartie und wohl auch für die Saison insgesamt. Wie sagt Krammer? „Jetzt müssen wir schauen, dass die Moral nicht zu sehr sinkt, wenn es um eher nichts mehr geht.“

TSV Bernhausen – MTV Stuttgart

In der Tabelle stehen die Plattenhardter nur noch einen Zähler vor ihrem Ortsnachbarn TSV Bernhausen. Jener setzte sein Hoch fort, allen voran einer. Ahmet Fidan traf beim 4:2 gegen den MTV Stuttgart erneut dreifach und kommt auf eine immer bemerkenswertere Bilanz. In vier Ligaspielen seit der Winterpause hat der 30-Jährige nun neunmal eingenetzt. „Er zeigt gerade, was mit seinen technischen Fähigkeiten möglich ist“, sagt der Trainer Peter Weinmann, der sich zugleich selbst beglückwünschen darf. Die Entscheidung, Fidan ausschließlich als Spitze einzusetzen, hat er erst in der Winterpause getroffen. Zuvor hatte er seinen jetzigen Ballermann öfter im zentralen Mittelfeld aufgestellt.

Fidans aktuelle Erfolgsquote: zwei Abstauber sowie ein souverän abgeschlossener Sololauf über den halben Platz – damit zwang er den Gegner in die Knie. Und er machte den zwischenzeitlichen Bernhausener 1:2-Rückstand wett. Und er ließ vergessen, dass Onur Aycil beim Stand von 2:2 einen Elfmeter verschoss. Wer gefoult worden war? Klar, natürlich Fidan.

Spvgg Cannstatt – TSV Rohr

Ähnlich groß war die Freude derweil beim TSV Rohr. Dessen Mannschaft liftete die zuletzt aufgekommenen Sorgenfalten mit einem 1:0-Auswärtssieg beim bisherigen Tabellenvierten Spvgg Cannstatt – sehr zur Erleichterung auch des Trainers Sascha Härtenstein. Nach den Schlappen in Feuerbach (1:5) und gegen Bernhausen (2:4) hatte jener mit seinem Assistenten Mike Pfisterer getagt. „Rauchende Köpfe – wir sind zwei Stunden lang zusammengehockt und haben überlegt, was wir tun können“, sagt Härtenstein. Das Ergebnis war am Sonntag zu sehen. Mit einer auf vier Positionen veränderten Aufstellung, verändertem Spielsystem (Doppelsechs) und vor allem aber auch einer veränderten Einstellung setzten die Rohrer zum Befreiungsschlag an.

„Herz und Leidenschaft“ erkannte der Coach dieses Mal. Der Lohn für eine kompakt stehende Gästeelf war Florian Möcks Führungstor kurz vor der Pause. Der 28-jährige staubte nach einem Eckball ab – während der eigentliche Torjäger Ramin Sina als namhaftestes Opfer der Personalrochade nur auf der Bank hockte. „Wir wissen, welche Qualitäten er hat. Aber momentan ist es bei ihm wie vernagelt“, sagt Härtenstein, der zwischen den Pfosten erneut auf den Winterpausen-Neuzugang David Carl baute. Der Grund: der Platzhirsch Kai Hansen weilt im Heimaturlaub.

OFK Beograd Stuttgart – Spvgg Möhringen

Ebenfalls einen Torhütertausch gab es bei der Spvgg Möhringen, in deren Fall aber erst während der Partie. Matthias Rätzke musste mit einer Wadenzerrung vom Feld. So kam Martin Brodbeck zu einem unerwarteten Blitzcomeback. Nach neunmonatiger Verletzungspause befand sich der ursprüngliche Stammkeeper zum überhaupt ersten Mal wieder im Aufgebot.

Das Gute für die Möhringer: sowohl mit Rätzke als auch mit Brodbeck stand die Null. „Mal kein Gegentor erhalten zu haben, ist enorm wichtig“, sagt der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann. Die kleine Enttäuschung: zu einem eigenen Treffer reichte es allerdings auch nicht, trotz Chancenplus. Folglich lautete der Endstand im Kellerduell bei Beograd Stuttgart 0:0. Nils Große Scharmann, Manuel Klopfer und Manuel Lan scheiterten jeweils frei stehend. Freilich: Unkenrufer mögen sagen, ein anderes Resultat hätte die Begegnung auch nicht verdient gehabt. Fuhrmann selbst spricht von einem „Abnutzungskampf“. „Kämpferisch stark, fußballerisch aber deutlich verbesserungswürdig“, sagt der Coach.

SV Vaihingen – TSVgg Münster

Was das Ergebnis für die Möhringer allemal erträglich macht: ihr Abstand zur Abstiegszone hat sich nicht verkleinert. Dafür verantwortlich ist auch der SV Vaihingen, der seinerseits die Pleite des Spieltags erlebte. So schaffte der Aufsteiger das Kunststück, als erste Mannschaft dieser Saison gegen das Schlusslicht TSVgg Münster zu verlieren. Statt die einkalkulierten Punkte einzufahren, stolperten die Gastgeber in eine 2:3-Niederlage und stecken nun selbst erneut ganz tief im Schlamassel. „Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen“, sagt der Trainer Carmine Napolitano, „es war ein Tag, an dem nichts funktioniert hat.“

Der Knockout in Kurzversion: drei weit und hoch geschlagene Bälle, drei Vaihinger Abwehrpannen, drei Gegentore. „Jeder bei uns hat gedacht, er müsste nach vorne rennen, wodurch die defensive Ordnung verloren gegangen ist“, ächzt Napolitano. Der finale eigene Sturmlauf verhalf trotz zahlreicher Chancen nur noch zur Ergebniskosmetik durch Nicolas Münch und den Neuzugang Jannik Maus. Letzteren hat es beruflich auf die Filder verschlagen. Bisher kickte der 25-Jährige für den CfR Buschbell in der Bezirksliga Mittelrhein.

Ob es gut oder eher schlecht ist, dass es für die Vaihinger nach dem bösen Dämpfer nun gleich ohne Verschnaufpause weitergeht, muss sich zeigen. Am Donnerstag folgt das Nachholspiel gegen Beograd Stuttgart – das nächste Abstiegsduell.