Die Nachbetrachtung zum 22. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Das Wort zum Sonntag sprach Thomas Illig, der Fußballchef des SV Vaihingen: „Jetzt wird’s verdammt eng.“ Das gilt nach dem 22. Spieltag in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga nicht nur für die eigene Mannschaft, die ihren Negativlauf ungebremst fortgesetzt hat, sondern noch zwei andere Filderteams. So muss auch der SV Bonlanden II ob der nächsten Schlappe im Abstiegskampf weiter den Rechenschieber bemühen. Und so fuhr die ebenfalls gefährdete Spvgg Möhringen zwar drei wichtige Zähler ein – beklagt dafür aber frei nach dem Motto „Keine Woche ohne Krankenhausfahrt“ sogleich den nächsten Schwerverletzten.

 

Die faustdicke sportliche Überraschung ereignete sich derweil andernorts. Verantwortlich: der SV Sillenbuch. Der düpierte den vermeintlich übermächtigen Spitzenreiter NAFI Stuttgart auf dessen Platz, wonach im Titelrennen plötzlich noch einmal Spannung aufkommt. Für den türkischen Club bedeutet das aktuelle 0:1 die erste Punktspiel-Heimniederlage seit zweieinhalb Jahren. Dem damaligen 4:6 gegen den SSV Zuffenhausen II waren zuhause 29 Siege und zwei Unentschieden gefolgt.

MTV Stuttgart – TSV Plattenhardt

Der TSV Plattenhardt kann gegen keines der Topteams der Liga gewinnen. Diese für die Filderstädter ärgerliche Erkenntnis stand allmählich wie in Stein gemeißelt, hatte es doch bei den bisherigen neun Anläufen dieser Saison gegen die aktuell fünf Klassenbesten nicht einen einzigen Sieg gegeben. Seit Sonntag nun ist im Weilerhau Aufatmen angesagt. Im zehnten und letzten Versuch hat es endlich geklappt. Mit dem 3:1 beim Tabellendritten MTV Stuttgart hat die Mannschaft ein Ausrufezeichen gesetzt und zugleich bereits aufgekommene Zweifel beseitigt, sie könnte sich mental schon auf dem Weg in die Sommerpause befinden. „Für die Stimmung ist dieses Ergebnis super“, sagt der Trainer Bernd Giersdorf, der jetzt auf „eine kleine Aufholjagd“ im Klassement hofft. Nachdem die vom Papier her schwersten Aufgaben abgearbeitet sind, wollen die Plattenhardter noch ein paar Positionen gut machen.

Einstweilen gab ein starker Schlussspurt den Ausschlag. Mit drei Toren innerhalb von neun Minuten drehten die Gäste die Partie. Der Matchwinner dabei: Christian Mayer. Zweimal netzte er selbst ein, einmal gab er die Vorlage. Zudem bewiesen Giersdorf und dessen Partner Paulo Bayrak mit ihren Einwechslungen ein glückliches Händchen. Eine „richtige Belebung“ sah Giersdorf vor allem durch Pantelis Doumtsis und Tim Tratz. Letzterer war kaum auf dem Rasen, als er den Führungstreffer markierte. Im Liegen stocherte der 31-Jährige den Ball in die Maschen – und begradigte damit ein vorheriges Missgeschick seines Teamkollegen Nikola Prvanov. Der hatte mit einem zu kurzen Rückpass das gegnerische 1:0 eingeleitet.

Plattenhardter Glück: das eigentliche Schreckgespenst des Kontrahenten war gar nicht dabei. Der Torjäger Raphael Hahn weilte auf einer Kommunion. Plattenhardter Pech: für den Verteidiger Erdal Tunc dauerte das Spiel nur eine Viertelstunde. Er schied mit einer Muskelverletzung aus.

VfB Obertürkheim – SV Bonlanden II

Wie ist der SV Bonlanden II gerade in Form? Wer diese Frage beantworten möchte, wird sich schwer tun. Denn das Problem ist: es scheint gerade zwei Bonlandener Bezirksliga-Mannschaften zu geben. Und die sind leistungstechnisch in etwa so weit voneinander entfernt wie die Erde vom Mond. Auch im Spiel in Obertürkheim zeigten die Schwarz-Weißen ihre derzeit zwei Gesichter. In der ersten Hälfte mit einer Vorstellung, die in dem Trainer Robert Stadtmüller „bereits schlimmste Befürchtungen“ wach werden ließ. 1:5 lagen die Seinen zur Pause hinten. Yannic Buchwald und Daniel Johne leiteten mit zwei schlimmen Fehlpässen die ersten beiden Gegentore ein, worauf die Defensive der Gäste im Stile eines angeknockten Boxers überhaupt über den Rasen taumelte. „Jede Woche passieren bei uns einem anderen solche fatalen Dinger“, ächzt Stadtmüller.

Dann aber kam wie gesagt noch Hälfte zwei und das Kontrastprogramm. Plötzlich startete eine wild entschlossene Bonlandener Elf die große Aufholjagd. Drei gleichzeitig vorgenommene Wechsel des Coachs trugen dazu bei. Unter anderem war der nach seiner Langzeit-Verletzungspause noch im Aufbau befindliche Torjäger Niels Wüllbier mit einem Doppelschlag zur Stelle. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte die Schiedsrichterin nicht zwischendurch einem laut Stadtmüller „glasklaren“ Buchwald-Tor die Anerkennung verweigert.

So stand unter dem Strich ein irres 4:6, das für Stadtmüller zwei Erkenntnisse bringt. Erstens: seine Mannschaft kann in dieser Saison desaströs, wozu denn die finale rote Karte für Marcel Decker wegen der Beleidigung eines Gegenspielers passte. Zweitens: seine Mannschaft kann in dieser Saison auch super gut. Für Letzteres würde es allmählich öfter Zeit. Das Polster zur Abstiegszone beträgt nur vier Punkte.

SSV Zuffenhausen – Spvgg Möhringen

Der bittere Beigeschmack kam 24 Stunden nach dem Spiel. Da erhielt der Trainer Jörg Elser seinen inzwischen fast schon obligatorischen Anruf aus dem Krankenhaus. Der diesmalige Patient: Matteo Brunetti. Die aktuelle Diagnose: mehrfacher Daumenbruch. So setzt sich die schwarze Serie der Spvgg Möhringen fort. Nach Christian Kuchar, Marcus Budday und Markus Bullinger ist der italienische Abwehrmann der vierte Langzeitausfall innerhalb weniger Wochen – die „normal“ Verletzten dabei gar nicht erwähnt. Und so war die Freude über das so wichtige 2:1 im Abstiegsduell beim SSV Zuffenhausen prompt getrübt.

Immerhin: was die Begegnung an sich betrifft, hatten die Möhringer dann zur Abwechslung das Glück auch einmal auf ihrer Seite. „Wir sind ganz schwer ins Spiel gekommen. Der Gegner hatte Vorteile“, sagt Elser. Und dieser Gegner drängte auch darauf, seine durch einen Alleingang Josip Mataijas bewerkstelligte Führung auszubauen – als die Kugel plötzlich auf der anderen Seite im Tor lag. Steffen Müllers Ausgleich, erzielt in Robben-Manier: Ballannahme, Dribbling, satter Schuss, kam aus dem Nichts. Damit nicht genug: der extra von seinem Arbeitsort Bamberg angereiste Manuel Klopfer setzte noch einen drauf, indem er das Spielgerät nach einem Pass von Etienne Friedrich über die Linie stocherte. Und hilfreich hinzu kam dann auch noch ein Blackout des gegnerischen Angreifers Carmine Pescione: Der drosch einen Elfmeter meterhoch übers Tor.

„Der Ball ist übers Fangnetz bis zum benachbarten Freibad geflogen“, konstatiert Elser mit einem Schmunzeln – Letzteres auch deshalb, weil der Strafstoß aus seiner Sicht unberechtigt war. Die Brunetti-Botschaft, die die gute Laune schließlich kostete, stand da noch aus.

SV Vaihingen – Sportvg Feuerbach

Werder Bremen hat es in der Bundesliga gerade vorgemacht: anhaltender sportlicher Malaise und drohendem Abstieg zum Trotz – der Trainer bleibt. In diesen Spuren wandelt nun auch der SV Vaihingen. Ein erneuter Trainerwechsel? „Das wäre ja absurd“, sagt der Abteilungschef Thomas Illig, „schließlich kann der Trainer nichts dafür , wenn die Mannschaft die Torchancen nicht nutzt.“ So steht für Carmine Napolitano die Jobgarantie, wobei allerdings auch Illig weiß: allmählich muss etwas passieren. Das 0:2 am Sonntag gegen die Sportvg Feuerbach war die fünfte Niederlage im sechsten sieglosen Spiel seit der Winterpause. Momentan marschieren die Schwarzbachkicker schnurstracks in Richtung Kreisliga A.

Und das Besorgnis Erregende dabei: es sind eben längst nicht mehr allein die Schwächen im Abschluss, die zum Verhängnis werden. Auch schießt sich die Vaihinger Defensive in bitterer Regelmäßigkeit selbst ins Knie. Diesmal war es Jeremiah Geywitz, der mit einem ohne Not vertändelten Ball den vorentscheidenden zweiten Gegentreffer einleitete. Zuvor hatte der Gästekicker Aykut Can einen Freistoß in Tor-des-Monats-Manier in die Dreiangel gezirkelt gehabt. „Das Ding“, sagt Napolitano, „war nicht zu verteidigen.“ Der Rest? „Wir sind ideenlos und kopflos angerannt“, räumt der Coach ein – resultierend auch daraus, dass in Giampiero Lapeschi der Spielmacher fehlte. Der Routinier weilte beruflich in Dubai.

Bange machen könnte zudem der Spielplan. Im Vaihinger Restprogramm befinden sich die sechs führenden Teams der Staffel. Aber wie sagt Illig: „Vielleicht liegen uns ja gerade diese Gegner mehr, die selbst spielen wollen.“ Es ist die Hoffnung, die bleibt. Auch wenn es ein bisschen klingt wie das Pfeifen im finsteren Wald.