Die Bezirksligisten von den Fildern siegen allesamt, einer in buchstäblich letzter Sekunde.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Vier Spiele, vier Siege. Der fünfte Spieltag der Fußball-Bezirksliga war aus Filder-Sicht der bislang erfolgreichste dieser Saison. Das Ausrufezeichen setzte der TSV Bernhausen mit einem 4:2 beim amtierenden Vizemeister – ein Auswärtscoup, der vor allem einen Matchwinner hatte. Ähnlich konnten der TSV Plattenhardt, der SV Vaihingen und die Spvgg Möhringen ihren jeweiligen Mann des Wochenendes feiern.

 

Türkspor Stuttgart – TSV Bernhausen

„Super Tore“ attestiert der Bernhausener Trainer Peter Weinmann seiner Mannschaft, und das gleich vier an der Zahl, was einen bemerkenswerten 4:2-Erfolg beim Vizemeister Türkspor Stuttgart zeitigte. Bei dreien hatte jener Akteur seine Füße maßgeblich im Spiel, bei dem es schon seit Saisonbeginn flutscht: Aristidis Perhanidis. Auch diesmal zündete der 23-Jährige auf der linken Außenbahn den Turbo. Das Ergebnis? Die beiden ersten Treffer der Fleinsbachkicker bereitete er mit energischen Flankenläufen vor. Den dritten Streich übernahm er dann selbst. Perhanidis zwirbelte einen Freistoß von der Strafraumgrenze aus direkt ins Netz – und erhitzte damit die gegnerischen Gemüter. Von Türkspor-Seite hatte man zuvor umgekehrt ein Bernhausener Foulspiel gesehen.

Weinmann und den Seinen konnte es egal sein. Die drei Zähler, die sie schließlich auf ihr Konto buchten, haben Big-Point-Qualität. „Dort zu gewinnen ist schwer. Es wird nicht viele Mannschaften geben, die das schaffen“, sagt der Coach. Und dafür nahm er dann auch die Begleitumstände in Kauf – jene, dass es laut Weinmann nach der Pause „ein nervenaufreibendes Emotionsspiel mit einigen unschönen Szenen geworden ist“. So monierten die Bernhausener einen Stoß gegen Marco Caruso und einen Ellbogenschlag gegen Sascha Beck – beides vom Schiedsrichter ungeahndet. Mehr noch: Beck bekam wegen Reklamierens selber die Ampelkarte zu sehen. Insgesamt zog der Unparteiische im hitzigen Ambiente zwölfmal Gelb.

Die somit folgende Sperre seines Akteurs ist für Weinmann „der Wermutstropfen der Partie“. Sein Neuzugang wird am kommenden Wochenende fehlen, wenn es für die Filderstädter gleich spannend weitergeht. Es schließen sich nun zwei Heimspiele gegen den SV Vaihingen sowie den Überraschungstabellenführer Ermis Metanastis an (30. September/3. Oktober). Danach werden die nach wie vor drittplatzierten Bernhausener wohl wissen, wohin die Reise in der Tabelle geht. Und auch, ob der Lauf ihres derzeit Besten anhält. Richtig: Aristidis Perhanidis.

TSV Plattenhardt – OFK Beograd Stuttgart

So etwas nennt man ein glückliches Händchen. Eine halbe Stunde war gespielt, als auf Plattenhardter Seiten Handlungsbedarf bestand. Bei David Russom ging nichts mehr – eine Wadenverhärtung. Wen stattdessen aufs Feld schicken? Das Trainerduo Sascha Krammer/Paulo Bayrak wählte Marius Mohr – und landete einen Volltreffer. Der 26-Jährige kam, sah und entschied nach der Pause die Partie. Mohr erzielte beide Treffer zum eher wackligen 2:0-Sieg gegen OFK Beograd Stuttgart. Erst staubte er nach einem Schuss seines Teamkollegen Simon Kirschner ab. Dann drückte er einen Flankenball von Alperen Albayrak ins Netz. Nein, keine Glanz-und-Glitzer-Tore aus der Rubrik „spektakulär“, aber wichtig allemal.

Mohr war damit der offensive Matchwinner. Der defensive hieß Daniel Wagner. Seinem Keeper hatte es der Aufstiegsanwärter zu verdanken, dass er nicht zuvor selbst auf die Verliererstraße geraten war. „Er hat uns im Spiel gehalten“, sagt Krammer. Wagners größte Tat: er wehrte einen Elfmeter des Beograd-Spielertrainers Aleksandar Babic ab. Vorausgegangen war ein Foul von Giuseppe Di Leone. Später kam dann noch Glück hinzu: Als auch der Meister im Kasten bereits geschlagen war, bei einem weiteren Versuch Babics, diesmal aus dem Spiel heraus, rettete für die Gastgeber der Pfosten.

Toi, toi, toi also aus Plattenhardter Sicht. Dass der Toptorjäger des Gegners, der Schützenlisten-Führende Kai-Milan Liedtke, derweil gar nicht dabei war? Dass jener wegen eines grippalen Infekts kurzfristig hatte passen müssen? „Es hat uns wohl nicht geschadet“, sagt Krammer, lacht – und freut sich nun aufs Spitzenspiel am nächsten Sonntag in Stammheim.

Mal schauen, ob der Matchwinner Mohr dann anders als bisher von Beginn an ran darf. Empfohlen hat er sich jedenfalls.

SV Vaihingen – MTV Stuttgart

Schade eigentlich, dass es auf dieser Ebene keine Fernsehkameras gibt. Dann hätte Valentin Kamm wohl gute Chancen auf das schönste Tor des Wochenendes. Wann schafft man es schon einmal, den Ball per Flugkopfball im gegnerischen Netz zu versenken? Und da es dann schon einmal lief, hat der Angreifer im zweiten Durchgang gleich noch nachgelegt. Nach einem Steilpass seines Teamkollegen Nico Breuer bewies er auch mit dem Fuß Treffsicherheit. Er schob dem Gästekeeper Marc Wulle die Kugel durch die Beine.

Für den SV Vaihingen bedeutete dies einen 2:1-Heimerfolg gegen den MTV Stuttgart – Saisonsieg Nummer drei im vierten Spiel. Der erstaunliche Wandel hält also an. Zum Vergleich: für die neun Punkte, die die Schwarzbachkicker nun bereits auf ihrem Konto haben, hatten sie in der vergangenen Saison die komplette Hinrunde gebraucht. „Es passt gut“, sagt der Leistungsträger Kai Hauner, mahnt aber zugleich: „Wir sollten jetzt auf dem Teppich bleiben.“ Heißt: weiter Ziel Klassenverbleib, nur dies – daran gedenken die Vaihinger so schnell nichts zu ändern.

Hauner selbst ist dabei inzwischen ohne Binde am Arm unterwegs. Das Kapitänsamt hat er an Jannik Maus abgegeben. Auf jenen haben sich der Trainer Stephan Tregel sowie der Mannschaftsrat, mit Hauner als Mitglied, als Nachfolger verständigt. Weitere interessante Personalie: Yannik Breuninger stand am Sonntag erstmals seit seinem Kreuzbandriss vor elf Monaten wieder in der Startformation – und hielt gleich 90 Minuten durch. In gewisser Weise war folglich auch er ein Matchwinner.

Spvgg Möhringen – VfB Obertürkheim

Die Nummer schien bereits gelaufen – „mit einem grotesken Ergebnis“, wie der Möhringer Trainer Karl-Heinz Fuhrmann fand. Aber einem Ergebnis, wie es halt zustande kommt, wenn man sich selbst im Auslassen von Tormöglichkeiten übertrifft. „Zehn Hundertprozentige“ hatte der Coach für die Seinen gezählt und nach der Pause „ein wahres Scheibenschießen“ registriert. Dennoch stand es gegen den VfB Obertürkheim weiter nur 1:1. „Mal eine Abwehr auf der Torlinie, mal Abseits, mal schlicht Unvermögen von uns“, sagt Fuhrmann.

Dann kam die Nachspielzeit. Und dann, in buchstäblich letzter Sekunde, kam doch noch die Erlösung für das zuletzt dreimal in Serie unterlegene Filderteam. Eine Co-Produktion zweier Einwechselspieler bescherte das späte Happyend. Pedro Miguel Carvalho Fumega setzte sich auf der rechten Seite energisch durch, flankte den Ball vors Tor, und dort drückte Aliou Abalo die Kugel ins Netz. Abgehakt damit, dass den Gästen zuvor ihrerseits aus keiner Chance der Ausgleich gelungen war. Tim Wagner hatte eine Ecke direkt verwandelt – dies mit freundlicher Unterstützung des heftig blasenden Winds und des Möhringer Keepers Martin Brodbeck.

„Normalerweise“, sagt Fuhrmann „darf so ein Ball nicht rein." Aber was war an diesem Nachmittag schon normal? Gezählt hat schließlich nur eines: Abalos finale Hurra-Aktion. Ohne die wären die Möhringer nun Tabellenvorletzter. Mit ihr sind sie Neunter. Hört sich gleich viel besser an.