Während es in Plattenhardt, Möhringen und Vaihingen läuft, wächst in Bernhausen die Abstiegsangst.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Drei Gewinner und ein großer Verlierer – das ist die Filder-Bilanz zum 21. Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Auf der einen Seite feierte der TSV Plattenhardt eine perfekte englische Woche, baute die Spvgg Möhringen durch ein Last-Minute-Tor ihre Erfolgsserie aus und landete der SV Vaihingen Big Points im Kampf um den Klassenverbleib. Auf der anderen werden die Sorgen des TSV Bernhausen immer größer. Am Fleinsbach wächst die Abstiegsangst. Gemeinsamkeit der erwähnten vier Mannschaften: jede hatte einen herausstechenden Spieler in ihren Reihen.

 

OFK Beograd Stuttgart – TSV Plattenhardt

Spieler des Tages, Teils eins: Alperen Albayrak, TSV Plattenhardt. Wird in dieser Saison etwa doch noch einiges gut? Fakt ist: der TSV Plattenhardt arbeitet gerade intensiv daran, eine Befürchtung zu zerstreuen – jene, seine Mannschaft könnte es nach den abermals vorzeitigen Aus im Aufstiegsrennen nun in der Rückrunde austrudeln lassen. Das 3:1 beim OFK Beograd Stuttgart ist der dritte Sieg innerhalb von acht Tagen. Eine perfekte englische Woche also für die Filderstädter. Und der aktuelle Erfolg noch dazu auswärts! Es sind also zudem drei Punkte gegen den Komplex der vergangenen Monate, ging es doch auf gegnerischen Plätzen bisher meistens schief. „Es macht gerade Spaß“, sagt der Trainer Sascha Krammer, was am Sonntag nicht nur für ihn, sondern insbesondere auch für zwei seiner Kicker galt.

Für die inoffizielle Auszeichnung „Spieler des Spiels“ gab es eben zwei Bewerber. Zum einen Kevin Rippler, der mit einem Volleyschuss aus dem Hinterhalt sowie einem Abstauber doppelt traf. Zum anderen Alperen Albayrak, der beide Tore seines Teamkollegen vorbereitete. In unserem Ranking hat Albayrak die Nase knapp vorn. Der Grund: er verwandelte zwischendurch auch noch einen Elfmeter zur Führung seiner Elf. Gefoult worden war der eingewechselte Theofilaktos Spiridopoulos.

Alles in allem stand ein verdienter Gästesieg, nach welchem die Plattenhardter mit Rückenwind in die interessante nächste Aufgabe gehen. Am kommenden Wochenende gibt der Tabellenführer SC Stammheim seine Visitenkarte im Weilerhau ab. Wenn auch selber kein Aufstiegskandidat mehr, nehmen Krammer und die Seinen doch noch Einfluss im Titelkampf? Fix sein soll bis zu dieser Begegnung auch, wer von Juli an als neuer Coach das Sagen haben wird. Ein Gespräch mit dem Wunschkandidaten war für den Montagabend geplant. Der ursprünglich für die Krammer/Bayrak-Nachfolge favorisierte Patrick Plewnia (DFB-Stützpunkttrainer im Bezirk Alb) hatte wie berichtet aus zeitlichen Gründen abgesagt.

VfB Obertürkheim – Spvgg Möhringen

Spieler des Tages, Teil zwei: Samir Ramic, Spvgg Möhringen. Die bittere Pille vom Trainer gab es vor dem Spiel. Da teilte Karl-Heinz Fuhrmann seinem Angreifer Samir Ramic mit, dass diesmal kein Platz für ihn in der Startformation ist. Der 21-Jährige musste somit als einziger aus der Tabellenführer-Bezwingerelf der vorigen Woche seinen Posten räumen. Aber vielleicht war Ramic ja deshalb besonders motiviert, als er dann nach der Pause verspätet auf den Rasen durfte. Und womöglich ist es nur deshalb so gekommen, wie es schließlich gekommen ist.

Zweite Minute der Nachspielzeit. Beide Gegner hatten sich eigentlich bereits mit einem Unentschieden abgefunden. Da spielte Christian Preskitt einen Pass auf den eingewechselten Ramic, und der fackelte nicht lang. Ein satter Linksschuss, und die Spvgg Möhringen stand in Obertürkheim doch noch als 2:1-Sieger fest. Glücklich, etwas schmeichelhaft – aber passend zum derzeitigen Lauf. „Man kann eben auch mal drei Punkte mitnehmen, wenn die Leistung nicht die beste war“, sagt Fuhrmann. Heuer ist in der Spielklasse ein einziges Team noch unbesiegt: eben die Möhringer. Jahresübergreifend hat der Überraschungsvierte von seinen vergangenen 16 Punktspielen lediglich eines verloren (im November 1:2 in Plattenhardt).

So war es letztlich zu verschmerzen, dass sich die Mannschaft mit der für sie ungewohnten Favoritenrolle schwer tat. Erst recht, nachdem der Gegner das frühe Abstauber-Führungstor von Marvin Kuhn spektakulär egalisiert hatte: Nikolai Pozorski drosch den Ball aus rund 25 Metern volley in die Dreiangel.

Fuhrmann und vier Leistungsträger bleiben

Im Großen und Ganzen, da gibt es für Fuhrmann keinen Zweifel, „geht der Weg in die richtige Richtung“. Und so ist ihm auch eine Entscheidung nicht schwer gefallen: Der Coach hat mittlerweile für eine weitere Saison zugesagt. Mit ihm bleiben die Leistungsträger Kuhn, Manuel Klopfer, Matteo Brunetti und Nils Große Scharmann – diese Personalien hat Fuhrmann als erste abgeklärt. Bei seinem Abwehrchef Steven Jordan will er noch Überzeugungsarbeit leisten. Auf dass der Routinier sein schon seit zwei Jahren beabsichtigtes Karriereende ein weiteres Mal verschieben möge. „Er spielt eine phänomenale Runde. Auf einem solchen Niveau hört man nicht auf“, sagt Fuhrmann.

Und der aktuelle Matchwinner Ramic? Keine Sorge: kommt auch noch dran – allerdings auch in diesem Fall etwas später.

MTV Stuttgart – SV Vaihingen

Spieler des Tages, Teil drei: Tom Wolf, SV Vaihingen. Eigentlich hebt der Trainer Stephan Tregel ungern einzelne Spieler hervor. Sein Credo lautet: die Mannschaft ist der Star. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. An diesem Sonntag war einer schlicht zu gut, als dass man ihn in der Spielanalyse hätte übergehen können. Die Rede ist von Tom Wolf. „Der Junge hat eine überragende Partie gezeigt“, sagt Tregel mit Blick auf den 22-Jährigen, der am Sonntag zum ersten Mal in der Vaihinger Startelf stand. Die Hinrunde hatte der Angreifer wegen eines Schlüsselbeinbruchs nahezu komplett verpasst. Seitdem mühte er sich, als Joker persönliche Pluspunkte zu sammeln. Aktuell kam gleich ein ganzer Berg dazu – beim 4:1-Sieg im Abstiegsduell beim MTV Stuttgart war Wolf der Matchwinner.

Zweimal foppte der Youngster mit Sololäufen die gegnerische Abwehr, zweimal zappelte der Ball anschließend im Tor. Zahlreiche weitere gute Aktionen rundeten seine Vorstellung ab. Vor allem Wolf übertünchte damit, dass die Begegnung ansonsten lange bei weitem nicht so klar war, wie es das Ergebnis vermuten lässt – Letzteres auch deshalb, weil die Vaihinger zugleich einen Unglücksraben in ihren Reihen hatten. Max Winkel verursachte zwei Elfmeter. Einen wehrte der nach seiner Verletzungspause zwischen die Pfosten zurückgekehrte Keeper Maximilian Ulmer ab.

Erst als der Gegenspieler Joel-Noah Graham für einen Ellbogenschlag gegen Giampiero Lapeschi Rot gesehen hatte, ließen Tregels Kicker keine Zweifel mehr aufkommen und tüteten die drei Big Points ein. Sechs Punkte Abstand sind es nun zum Relegationsplatz, den momentan der TSV Bernhausen belegt. Und der ist am kommenden Wochenende der nächste Gegner. Unschwer zu erahnen, dass der Spieler Wolf abermals auflaufen darf.

TSV Bernhausen – Türkspor Stuttgart

Spieler des Tages, Teil vier: Alexander Busse, TSV Bernhausen. Beim erwähnten anstehenden Kontrahenten, am Fleinsbach, wachsen derweil Ratlosigkeit und Abstiegsangst. Immer schwerer fällt es, sich vorzustellen, wie die Mannschaft im Tabellenkeller die Kurve bekommen will. Das 0:2 gegen den ebenfalls noch bangenden Kontrahenten Türkspor Stuttgart bedeutet den nächsten Nackenschlag. „Der Wille war da. Es lief aber einfach nichts – kaum Torchancen, keine Durchschlagskraft“, sagt der Trainer Peter Weinmann. Die einzige dicke vergab Marco Palazzolo in Hälfte eins: Der Routinier schoss frei stehend den Gästekeeper an. Vollends gezogen war den Bernhausenern der Stecker, als dann nach der Pause stattdessen der Gegner in Führung ging. Nektarios Malamidis köpfte einen Eckball ins Netz. Pech der „Veilchen“, dass der ehemalige Verbandsliga-Kicker (Calcio) ausgerechnet gegen sie nach abgelaufener Wechselsperre seinen Einstand gab. Er avancierte bei Türkspor prompt zum überragenden Mann.

Jener in Weinmanns Elf hieß derweil Alexander Busse. Allein der Keeper, der den schwächelnden Tayfun Özcan ersetzte, verhinderte eine deftigere Pleite. Mit einigen Paraden war er vor den nun folgenden Schlüsselspielen in Vaihingen und gegen den MTV Stuttgart der Bernhausener Spieler des Spiels. Ob Busse sich in Anbetracht der Gesamtsituation darüber freuen konnte, steht auf einem anderen Blatt.