In der Bezirksliga ist die Hinrunde beendet. Zeit für ein Zwischenzeugnis der fünf Filderteams.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Ein vermisster Schiedsrichter, ein Trainer, der seinen Torjäger am liebsten am Kragen gepackt hätte, und ein zunehmendes Überraschungsteam der Spvgg Möhringen, das nun sogar den amtierenden Vizemeister mit 5:0 vom Sportplatz schießt – der letzte Hinrundenspieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga hat es noch einmal in sich gehabt. Gewinner der ersten Saisonhälfte sind aus Filder-Sicht eben die Möhringer, Verlierer der erneut unterlegene TSV Plattenhardt, der TSV Bernhausen und der TSV Rohr. Ein Zwischenzeugnis, das sich nicht nur an den absoluten Zahlen orientiert, sondern auch an dem, was ursprünglich zu erwarten war.

 

Note eins bis zwei: Spvgg Möhringen

Manch einer mag sie belächelt haben, als der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann im Sommer sein Saisonziel verkündete. Jenes lautete: sich direkt hinter den Top fünf der Staffel etablieren – was doch arg mutig klang für eine Mannschaft, die bislang ein Dauerabo im Kampf gegen den Abstieg hatte. Inzwischen darf erneut gelächelt werden – diesmal allerdings auf Seiten der Möhringer. Nach dem 5:0 vom Sonntag gegen den tief gefallenen Vizemeister Türkspor Stuttgart ist der Außenseiter Halbzeitfünfter. „Ein toller Auftritt von uns zum Abschluss einer tollen Hinrunde“, sagt Fuhrmann. Und das, obwohl die Vorzeichen erneut schwierig waren.

Nach der Handverletzung von Martin Brodbeck standen die Möhringer ohne gelernten Torhüter da. Ein Problem, das sie schon aus dem vorigen Spieljahr kennen. Damals funktionierten sie den Angreifer Matthias Rätzke zum Keeper um – der aktuell wegen Knieproblemen aber ebenfalls nicht zur Verfügung steht. Was also tun? Der Spielleiter Christian Kuchar hat wohl schon geahnt, was kommt, als Fuhrmann ihn zum Gespräch zur Seite nahm. Der einstige Abwehrrecke hat sich im Training immerhin schon gelegentlich die Handschuhe übergestreift. Das musste als Empfehlung reichen. Und in der Tat: Kuchar machte seine Sache gut.

Zu den Matchwinnern wurden freilich andere. Marvin Kuhn traf zweimal und holte zudem einen Elfmeter heraus. Und Nils Große Scharmann kam ebenfalls auf drei Torbeteiligungen. Am Ende zogen die Gastgeber ihrem konditionell abbauenden Gegner „mit Kontern den Zahn“, wie Fuhrmann es nennt. Entsprechend groß nun die Vorfreude auf das Derby am nächsten Sonntag in Vaihingen. Geht dann in der Tabelle sogar noch mehr?

Note zwei bis drei: SV Vaihingen

Die Spieltagsbilanz in Kürze: null Punkte, zwei kuriose Gegentore, dazu zwei weitere Namen auf der eh schon langen Verletztenliste. Es ist für den SV Vaihingen also ziemlich dumm gelaufen bei seinem 1:2 in Feuerbach. Dabei waren die Gäste durch einen Flachschuss von Nicolas Münch in Führung gegangen. Dann aber erlitt Florian Henkelmann im Sprintduell einen Muskelfaserriss, weshalb der Verteidiger seinen Gegenspieler ziehen lassen musste – beim folgenden Rettungsversuch beförderte Daniel Johne den Ball unglücklich ins eigene Netz. Und dann wehrte der Youngster Gabriel Klaric, der im Tor den angeschlagenen Maximilian Ulmer vertrat, einen Freistoß zwar glänzend ab – doch flog die Kugel in Ping-Pong-Manier auf den Kopf des Feuerbacher Torjägers Amir Limani, der so zur Entscheidung traf. Hinzu kam eine Knieblessur von Manuel Rath.

Gleichwohl: insgesamt stimmt für die Vaihinger nach der Last-Minute-Rettung der vergangenen Saison die Kursrichtung. Mit 17 Punkten haben sie sechs mehr auf dem Konto als vor Jahresfrist. „Die Entwicklung ist gut. Wir liegen im Soll“, sagt der Abteilungsleiter Peter Breuer. Belegen die Seinen auch am Ende noch einen einstelligen Tabellenplatz, am Schwarzbach wollte wohl keiner meckern.

Note vier bis fünf: TSV Bernhausen

Dass sich die bärenstarke vergangene Saison nicht so einfach würde wiederholen lassen, das hatten sie am Fleinsbach geahnt. Aber ein Absturz von Platz drei auf dreizehn? Damit konnte keiner rechnen. Und viel hat nicht gefehlt, und die eigene Krise hätte nun am Samstag gar auf den ultimativen Tiefpunkt geführt. Beim 3:1 im Kellerduell in Rohr sah es zwischendurch so aus, als sollte es selbst gegen den abgeschlagenen Serienverlierer der Staffel schief gehen. Denn nach einer Stunde liefen die Filderstädter plötzlich einem Rückstand hinterher. Enrico Raupach erwischte den Keeper Alexander Busse mit einem 30-Meter-Glücksschuss auf dem falschen Fuß.

Strapaziert hat die Nerven des Trainers Peter Weinmann aber vor allem ein anderer. Gestatten: Aristidis Perhanidis, Bernhausener Torjäger. Dass jener in der ersten Hälfte einen Elfmeter verballerte? Ärgerlich, aber kann passieren. Dass der 24-Jährige sich dann kess ein zweites Mal den Ball schnappte, als der Schiedsrichter nach der Pause abermals auf Strafstoß entschied? Weinmann verfolgte es mit rudernden Armen – er wollte, dass ein anderer schießt. Und dass Perhanidis die Kugel schließlich auch noch frech in die Tormitte chippte? Das zeitigte beim Coach vollends Schnappatmung. „Wenn das schief gegangen wäre, hätte ich ihm für immer seine Fußballschuhe weggenommen“, sagt Weinmann und lacht. Tat es aber nicht. Es war der Ausgleich. Damit nicht genug: Perhanidis leitete darauf mit zwei beherzten Aktionen obendrein die entscheidenden Treffer ein – zweimal profitierte Daniel Till.

Ende gut, alles gut? Zumindest für den Moment. „Mit der Leistung können wir überhaupt nicht zufrieden sein, aber diesmal ging es nur um die Punkte“, sagt Weinmann, der nun auf externe Verstärkungen hofft. Ein erster Neuer, der Angreifer Senol Arslan (27, zuletzt Tunaspor Echterdingen), gab aktuell bereits seinen Einstand.

Note fünf: TSV Plattenhardt

An einer Symbolik hat es nicht gefehlt. Nachdem der Schiedsrichter wegen eines Terminirrtums von ihm erst mit einer Dreiviertelstunde Verspätung erschienen war, versank die Schlussphase der Plattenhardter Partie in der Dämmerung. Es wurde duster – sowohl auf dem Spielfeld als auch für die Gäste von den Fildern in ihrer Gesamtsituation. Nicht nur, dass sie in Cannstatt durch zwei späte Gegentreffer noch mit 1:3 verloren und ihre schwarze Auswärtsbilanz ausbauten. Zudem ist damit seit Samstag eines vollends klar: das war’s, auch in dieser Saison. Endstation im Aufstiegskampf. Bei nun bereits 14 respektive elf Punkten Rückstand auf das Führungsduo der Tabelle ist der ursprünglich große Titelfavorit frühzeitig aus der Verlosung raus. „Da muss man sich nichts vormachen“, sagt der Trainer Sascha Krammer. Er sieht in der Abteilung nun Gesprächsbedarf.

Krammers Ankündigung: „Wir müssen das komplette Paket durchleuchten, was noch passt und was nicht.“ Das beziehe sich auf Spieler, Konzept – und auch Trainer. „Wenn der Verein zum Schluss kommt, dass es eine bessere Lösung gibt, ist alles denkbar“, sagt der Coach mit Blick auf sich und seinen Partner Paulo Bayrak. Schon jetzt lässt sich feststellen: die Philosophie, auf Neuzugänge aus der zweiten Reihe höherklassiger Clubs zu setzen, ist krachend gescheitert. Vor allem diese vermeintlichen Leistungsträger enttäuschen bisher.

Aktuell half auch eine der besseren Vorstellungen nichts. Antonino Rizzos zwischenzeitlicher Ausgleich war zu wenig. Pech, dass Bayrak und Bilal Toy am Torgebälk scheiterten. Zuletzt, als die Plattenhardter trotz Unterzahl nach Gelb-Rot für Robin Rueff alles auf eine Karte setzten, wurden sie ausgekontert. In dieser Hinsicht konnte es ihnen sogar ganz recht sein, dass das Ganze für die Zuschauer nur noch schemenhaft zu erkennen war.

Note fünf bis sechs: TSV Rohr

14 Spiele noch in dieser Saison. 14 Spiele Abschiedstour aus der Bezirksliga – darüber braucht man sich an der Dürrlewangstraße keinen Illusionen mehr hinzugeben. Das 1:3 im Kellerduell mit dem TSV Bernhausen war die elfte Niederlage in Serie. Aus dem erwartet schweren Spieljahr ist ein vorzeitig gegen die Wand gefahrenes Spieljahr geworden. Auch, weil der qualitativ von vornherein ausgedünnte Kader mittlerweile zudem unter Auflösungserscheinungen leidet. Verletzte, Kranke, Gesperrte, Aussteiger. Von seinen ursprünglich 26 aufgelisteten Kickern hatte der Trainer Heinz Rebentisch am Samstag noch acht zur Verfügung. Ihre Elf füllten die Rohrer mit fünf Zweite-Mannschaft-Akteuren auf. Passend zum Negativlauf: der Torschütze Enrico Raupach schied mit ausgekugelter Schulter aus. Und den beiden entscheidenden Gegentreffern gingen nach Rebentischs Einschätzung „klare Fehlentscheidungen des Schiedsrichters“ voraus.

Wie es weitergeht? Rebentisch sagt: „Man muss jetzt schon Vorbereitungen treffen, dass man nach einem Abstieg in der Kreisliga A in kein Loch fällt.“ Auf dass es dort wieder bessere Noten gibt. Ob mit ihm oder ohne ihn, lässt der Coach noch offen.