Die Filderteams landen am zwölften Spieltag der Bezirksliga beeindruckende Siege, allen voran der TSV Plattenhardt.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Auf einer vorweihnachtlichen Wunschliste hätten sie es für sich nicht schöner notieren können: vier Spiele, vier beeindruckende Siege. Damit sind die Filderteams die großen Gewinner des zwölften Spieltags in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Das dickste Ausrufezeichen setzte der TSV Plattenhardt. Den Weilerhau-Kickern gelang das Kunststück, innerhalb von zwei Wochen zum zweiten Mal den Spitzenreiter NAFI Stuttgart zu düpieren. Die Folge: von Platz eins bis vier sind es in der Tabelle nur noch zwei Punkte – womöglich die Basis für eines der spannendsten Aufstiegsrennen seit Jahren.

 

SC Stammheim – SV Bonlanden

Darf man sich als Vertreter des SV Bonlanden über einen Sieg des TSV Plattenhardt freuen? Eigentlich verbietet das ja die Erzrivalität zwischen den beiden Vereinen. Mit einem entsprechenden Schmunzeln reagiert der Trainer Klaus Kämmerer auf die Frage – und dribbelt dann geschickt um eine direkte Antwort herum. „Es war ein guter Spieltag für uns“, sagt der Coach. Letzteres eben auch deshalb, weil der ungeliebte Ortsnachbar noch eine unverhoffte Zugabe geliefert hat. Von dessen 2:0-Coup gegen den Tabellenführer NAFI Stuttgart profitieren nicht zuletzt die Bonlandener, deren eigener 3:2-Erfolg im zweiten Topspiel des Wochenendes beim SC Stammheim somit ein zusätzliches Gewicht erhält. Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass die Schwarz-Weißen der Spitze mit fünf Punkten Abstand hinterherhechelten. Nun, schwuppdiwupp, ist die Kluft auf Null geschrumpft.

Dass Kämmerer im aktuellen Ergebnis einen Meilenstein sieht, hat indes einen anderen Grund. „Wir hätten diese Partie auch verlieren können“, sagt der Trainer, „nach der Pause hat uns Stammheim 20 Minuten lang unter Druck gesetzt wie noch kein Gegner in dieser Saison.“ Die Seinen befanden sich im Duell der beiden Landesliga-Absteiger im Schwitzkasten. Umso bemerkenswerter aber für Kämmerer, „dass wir dann noch einmal zurückgekommen sind“. Allen voran einer: Nico Presthofer. Der 27-Jährige avancierte erneut zum Matchwinner. Und er unterstrich auch erneut, welch gute Entscheidung es gewesen ist, ihn vom Mittelfeldspieler zum Angreifer umzufunktionieren.

Presthofer nun an der Spitze der Torschützenliste

Seit Presthofer sich an vorderster Front versuchen darf, ist Schluss mit Flaute und rappelt es wieder in den gegnerischen Kisten. Zweimal war er am Samstag mit Kopfbällen zur Stelle, erst nach einer Ecke von Mike Baradel, dann nach einer Flanke des eingewechselten Philipp Krämer. So steht der Zähler für ihn inzwischen bei zehn Saisontoren – Presthofer führt zusammen mit dem Cannstatter Pascal Geidies die Schützenliste der Liga an. Zuvor hatte Steffen Schmidt mit einem Flachschuss die 1:0-Führung der Gastgeber egalisiert.

In der Summe war es ein etwas glücklicher Bonlandener Erfolg. Nur: das Glück lacht bekanntlich den Tüchtigen. Und jenes braucht es eben auch, wenn man am Ende ganz oben stehen will. Ganz oben – und bitte vor dem TSV Plattenhardt. Dass der alte Rivale mit seinem Schützenhilfe-Auftritt nun seinerseits hartnäckig mit im Rennen liegt, ist die an der Humboldtstraße grummelnd zur Kenntnis genommene Kehrseite der Medaille.

TSV Plattenhardt – NAFI Stuttgart

Wie besiegt man einen Tabellenführer? Wer Fragen auf diesem Gebiet hat, der möge sich vertrauensvoll an Paulo Bayrak wenden. Denn wenn es hierzu in dieser Saison einen Experten gibt, dann den 36-Jährigen. Zwei Tore vor 14 Tagen beim 3:1 im Pokalspiel, zwei Tore nun auch beim 2:0 im Punkteduell – beide Male war der Routinier derjenige aus den Reihen des TSV Plattenhardt, der dem mächtigen Kontrahenten NAFI Stuttgart die entscheidenden Schnippchen schlug. Und spätestens mit jenen vom aktuellen Spieltag ist klar: die Filderstädter selbst müssen dazugerechnet werden, wenn es um die Benennung der Aufstiegskandidaten geht (siehe auch „Dienstagswort“ unten). Nicht nur, weil ihr Rückstand auf das Spitzentrio lediglich noch zwei Punkte beträgt. Auch aufgrund der Form, in der sie sich präsentieren. Nicht von ungefähr sind sie seit acht Wochen ungeschlagen.

Der jetzige Auftritt bedeutet den vorläufigen Höhepunkt des Laufs. Freilich: nicht nur dank Bayrak, der per Flachschuss und mit einem Freistoß fast von der Eckfahne aus traf. „Es hat vieles zusammengepasst“, sagt dessen Trainerpartner Sascha Krammer. Stichwort Einsatzwille. Stichwort Kompaktheit. Das gefürchtete Kurzpassspiel des Klassenprimus’ erstickten die Plattenhardter überwiegend schon im Ansatz. Und beeindrucken ließen sie sich auch nicht, als die Stimmung von Gegnerseite gereizter wurde. Ein Auslöser: nach einem Foul von Nikola Prvanov an Ugur Capar forderten die Gäste Rot – der Schiedsrichter zog aber nur den gelben Karton.

Wiedersehen schon am 17. Dezember

Unter dem Strich stand ein nicht nur aus Krammers Sicht „sehr verdienter Sieg“, flankiert von einer launigen Einschätzung. „Ich denke, NAFI hat nun gerade etwas die Schnauze von uns voll“, sagt der Coach – was dem Nach-wie-vor-Tabellenführer aber nichts helfen wird. Schon am 17. Dezember steht das nächste Wiedersehen an, dann beim Rückspiel in Zuffenhausen.

FC Stuttgart-Cannstatt – TSV Rohr

Nun also doch? Alles ja eh bloß eine Frage der Zeit gewesen? Der TSV Rohr nach der ersten Aufstiegseuphorie allmählich auf Normalgröße zurechtgestutzt? Wer nach der 1:5-Schlappe in Bonlanden so gedacht hatte, der hat am aktuellen Spieltag die süffisante Antwort erhalten: Die Kicker von der Dürrlewangstraße siegten beim FC Stuttgart-Cannstatt mit 3:0 und betrieben damit eine eindrucksvolle Rehabilitierung. Was das Trainergespann Moudachirou Amadou /Panagiotis Andreadis dabei „besonders freut“: zum ersten Mal seit dem zweiten Spieltag blieb ihre Mannschaft ohne Gegentor. Bezahlt machten sich zwei Maßnahmen. Erstens: dass die Verantwortlichen ihre Abwehrreihe kurzerhand komplett umgekrempelt hatten – in der Innenverteidigung etwa liefen diesmal der genesene Marc Scherle und Bilal Hussein auf. Zweitens: dass sie ihre Elf defensiver ausrichteten als bisher.

Die Folge: der seit sieben Spielen punktlose Gegner hatte während der gesamten Partie nur eine einzige klare Chance, nämlich bei einem Lattenkopfball von Sascha Grund. Danach diktierten die Rohrer das Geschehen – und erzielten trotz diesmal größerer Vorsicht ihrerseits drei sehenswerte Treffer, zwei davon gar mit Tor-des-Monats-Potenzial. So schob Ramin Sina den Ball nach einem Slalomlauf in die Maschen. Und sein Teamkollege Egzon Sufaj hatte mit einer Bogenlampe aus rund 40 Metern Torentfernung Erfolg.

SSV Zuffenhausen – Spvgg Möhringen

Gewusst hatten sie bereits seit Mittwoch, dass es diesmal endlich klappen würde. Doch lautete die Devise: still halten – bloß nichts nach Außen dringen lassen. Schließlich wollten die Verantwortlichen der Spvgg Möhringen einen Überraschungseffekt. Der ist dann wahrlich gelungen. Genauer gesagt: es handelte sich mehr um einen Knalleffekt, der mit dem ersten Saisoneinsatz des Torjägers Bastian Malchow einhergegangen ist. Der 24-Jährige, dessen Verbleib erst wochenlang in der Schwebe gewesen war, ehe zuletzt noch die erneute Zweitspielberechtigung gefehlt hatte, feierte ein Comeback mit Pauken und Trompeten. Beim so wichtigen 5:0-Sieg im Kellerduell in Zuffenhausen leistete er zu drei Treffern die Vorarbeit. Einen an ihm verursachten Elfmeter verwandelte er zudem selbst.

Offensivtrio glänzt

„Wir sind super froh, dass wir ihn wieder haben“, sagt der Interimstrainer Martin Homm, der somit zum ersten Erfolgserlebnis unter seiner Ägide kam. Angeführt von Malchow mischten die Seinen den Gegner auf. Überhaupt die Offensive! In der glänzten auch noch zwei andere Spieler. Thomas Brodbeck, als hängende Spitze eingesetzt, reüssierte als dreifacher Torschütze. Und über die linke Seite machte Matthias Rätzke mächtig Dampf.

Dass darüber hinaus erstmals nach saisonübergreifend 13 vergeblichen Anläufen hinten die Null stehen blieb, war für Homm das i-Tüpfelchen – auf die Gesamtsituation gesehen zugleich „allerdings nur ein erster Baustein“. In der Tabelle, das weiß auch er, belegen die Möhringer nach wie vor einen Abstiegsplatz. Schon am kommenden Sonntag folgt gegen den FC Stuttgart-Cannstatt das nächste Schlüsselspiel. Mal schauen, ob es dem Gegner dann etwas hilft, diesmal eines vorab zu wissen: nämlich dass vor dem Mann mit der Nummer 14 (Malchow) erhöhte Vorsicht geboten ist.