Bezirksvorsteher aus Sillenbuch Vorzeitiger Abschied wirft Fragen auf

Peter-Alexander Schreck ist laut Stadt noch bis 31. Oktober 2023 im Amt. Foto: Caroline Holowiecki

Peter-Alexander Schreck, Bezirksvorsteher von Sillenbuch, geht nach 20 Jahren in Altersteilzeit. Der Entscheidung vorausgegangen war ein Personalgespräch wegen anhaltender Kritik an seiner Amtsführung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch bekommt 2023 einen neuen Bezirksvorsteher. Peter-Alexander Schreck geht in Altersteilzeit, wie jetzt bekannt wurde. Doch hat er sich aus eigenem Antrieb zu diesem Schritt entschlossen? Die ältere, aber auch die jüngere Historie des Falls wirft diese Frage auf.

 

Die Unzufriedenheit mit der Amtsführung von Peter-Alexander Schreck dauert seit weit mehr als einem Jahrzehnt an, vermutlich noch länger. Bezirksvorsteher von Sillenbuch ist Schreck, Jahrgang 1959, seit 20 Jahren. Vor fast genau zehn Jahren veröffentlichte unsere Zeitung einen Bericht, in dem etliche kritische Stimmen aus dem Stadtbezirk zu Wort kamen, auch Schrecks damaliger Chef Werner Wölfle ließ durchblicken, dass im Sillenbucher Rathaus vieles nicht rundläuft.

Doch der Fall nahm eine Wendung

Schreck fehle oft bei wichtigen Terminen im Bezirk, auch bei Beiratssitzungen, quasi den lokalpolitischen Höhepunkten, er bringe die Sillenbucher Themen nicht voran, lasse Anfragen und Anträge der Bezirksbeiräte zu lange liegen – um die zentralen Vorwürfe von damals zu wiederholen. Doch der Fall nahm eine Wendung. Konfrontiert mit der geballten Kritik an seiner Amtsführung enthüllte Schreck im Oktober 2012 gegenüber unserer Zeitung, dass er an Multipler Sklerose erkrankt sei, die Krankheit sei sein Handicap. Es wirkte wie eine Flucht nach vorne, Schreck wusste damals eigenen Angaben zufolge seit sechs Jahren, dass er MS hat, auch seinem Chef hatte er es erst kurz zuvor gesagt. An seinem Job hielt der Bezirksvorsteher fest.

Nun, im Sommer 2022, haben die Sillenbucher Bezirksbeiräte an Werner Wölfles Nachfolger im Amt, den Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer, geschrieben. So erzählen es Philipp Kordowich (CDU) und Ulrich Storz (SPD) übereinstimmend. Der Tenor des Briefs: Man mache sich zunehmend Sorgen, frage sich, ob der Bezirksvorsteher den Aufgaben noch gewachsen sei. „Wir hatten den Eindruck, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, sagt Storz. Schrecks Stellvertreter Hans Peter Klein sei über Gebühr „eingespannt“ worden. Über seine Krankheit habe Schreck fast nie ein Wort verloren. „Wir waren sehr geduldig“, sagt Kordowich. Er spricht aber auch von einem drohenden „Schaden für den Stadtbezirk“.

Sowohl er als auch Storz saßen schon damals, 2012, im Beirat. In den vergangenen zwei Jahren habe sich die ohnehin schwierige Lage zugespitzt, so Kordowich. Die Bezirksbeiräte sprachen den Bürgermeister in ihrem Brief auf seine Fürsorgepflicht an.

Vorbereitungen für das letzte Jahr

Ein Ergebnis des Schreibens aus Sillenbuch war ein Gespräch zwischen Schreck und der Referatsleitung vor der Sommerpause, wie Markus Rehm, persönlicher Referent von Fabian Mayer, sagt. „Die im Raum stehende Kritik an der Amtsführung nehmen wir ernst. Sie war – wie auch weitere zeitliche Planungen – Teil eines ausführlichen Personalgesprächs.“ Ins Detail könne er aus Datenschutzgründen nicht gehen. Was er sagen kann: „Herr Schreck wurde deutlich auf Dienstpflichten hingewiesen, die sich aus dem allgemeinen Dienst- und Treueverhältnis ergeben. Ihre Einhaltung halten wir für unabdingbar und selbstverständlich.“ Die Altersteilzeit sei eine „eigenverantwortliche Entscheidung“ gewesen. „Ob und inwiefern die interne und externe Kritik zu dieser Entscheidung beigetragen hat, vermögen wir nicht zu beurteilen“, sagt Rehm.

Schreck selbst will sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern.

Für Oktober sei ein Termin der Bezirks-Fraktionschefs mit Bezirksvorsteher Schreck geplant, berichten Ulrich Stortz und Philipp Kordowich. „Wir müssen mit ihm über das letzte Jahr sprechen, damit nicht irgendwelche Sachen nicht bearbeitet werden“, sagt der SPD-Sprecher Ulrich Storz.

Peter-Alexander Schreck ist laut der Auskunft der Stadt Stuttgart noch bis zum 31. Oktober 2023 im Dienst.

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