Im Stadtbezirk Stuttgart-Süd hat sich im vergangenen Jahr viel bewegt – auch durch tatkräftigen Einsatz von Bürgern.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Es erscheint wie eine Kleinigkeit für den Stuttgarter Süden, dennoch war es für den Bezirksvorsteher Raiko Grieb eine schöne Nachricht kurz vor Ende des Jahres 2016: Die Stuttgart-City-Tour-Busse für Touristen fahren von April 2017 an auch touristisch interessante Punkte im Stadtbezirk an. „Das kann positive Auswirkungen auf die Hotellerie, die Gastronomie und den Einzelhandel haben.“ Davon ist Grieb überzeugt. Mit dem Teehaus, der Karlshöhe und der Hasenbergsteige biete der Süden nicht nur einige der schönsten Aussichtspunkte Stuttgarts, sondern habe mit dem Heusteig- und Lehenviertel auch zwei Stadtteile mit besonderem Flair, die vielleicht so nicht unbedingt auf der Sightseeing-Liste von Touristen stehen würden. „Das ist eine besondere Chance für den Stadtbezirk, sich zu präsentieren.“

 

Nicht überall gelingt dies bisher im Süden. Darauf machte Ende diesen Jahres die Initiative Stadtlücken mit ihrem Projekt „Wo ist eigentlich der Österreichische Platz?“ aufmerksam: mit einer Bretterbude unter der Paulinenbrücke, die den Schriftzug „Souvenirshop“ trug. Der Österreichische Platz war vor der Aktion weder den meisten Stuttgartern noch Besuchern der Landeshauptstadt als touristischer Höhpunkt bekannt. Souvenirs von diesem Fleckchen hat die Stadt deshalb nicht zu Unrecht bisher nicht im Programm – die Fanschals, mit der Aufschrift „Österreichischer Platz“, welche es im Zuge der Aktion gab, waren trotzdem sehr beliebt. Auch insgesamt kam das zweiwöchige Projekt bei der Bevölkerung gut an, viele beteiligten sich mit Vorschlägen. Die Gruppe von Architekten, Stadtplanern und Künstlern um Sebastian Klawiter freute sich, dass die „Ironie dahinter“ funktioniert hat, wie Klawiter unserer Zeitung sagte. Ziel sei es, mit den Stadtlücken zu einer lebenswerteren Stadt beizutragen, sagte der 30-Jährige. Der Österreichische Platz eignete sich als Projekt ideal. „Er ist schließlich die Stadtlücke schlechthin“, fand Sebastian Klawiter.

Platz noch Schandfleck

Bezirksvorsteher Raiko Grieb hofft, durch eine baldige Verschönerung des Fleckchens den Anschluss sowohl an den Süden als auch an den Bezirk Mitte zu schaffen. Während links und rechts davon nämlich die Tübinger Straße in den letzten Jahren erheblich verschönert wurde, sticht der Platz bisher noch als Schandfleck hervor. Grieb ist deshalb dankbar für den Einsatz der Stadtlücken-Mitglieder: „Sie haben diesen Ort wieder ins Gedächtnis der Stadt gerufen.“

Lange haben die Stuttgarter gebraucht, bis sie sich an ein Leben im Freien gewöhnt haben. Plätze mit Aufenthaltsqualität werden aber nun endlich auch bei den Schwaben populärer. Das liegt laut Grieb auch daran, dass sich aufgrund der hohen Immobilienpreise Familien, die in der Stadt leben wollen, nur eher kleine Wohnungen leisten können. „Da gewinnt der öffentliche Raum immer mehr an Bedeutung.“

So leidet der Marienplatz in den Sommermonaten ja inzwischen häufig an Überfüllung. Von diesem Besucheransturm wollen die anderen Plätze im Stadtbezirk nun auch profitieren: Für den Südheimer Platz engagiert sich längst eine Gruppe, die aus der Initiative „Heslach im Blick“ heraus entstanden ist. Zweimal organisierten die Ehrenamtlichen bereits das Südfeuer – ein Fest für Anwohner und junge Familien. Erfreulich war im vergangenen Jahr zudem der Bau einer Calisthenics-Anlage auf dem Südheimer Platz. Den hatte der Jugendrat Süd gemeinsam mit dem Garten-, Forst- und Friedhofsamt in zügiger Gemeinschaftsarbeit fertig gestellt. Seitdem wird die Anlage von Freunden des Eigenkörpergewichttrainings rege genutzt.

Grün, Licht, Bänke

Erfreut hat vor allem den Bezirksbeirat im vergangenen Jahr auch, dass zwei weitere Plätze im Süden nach einer Umgestaltung durch die Stadtverwaltung endlich eingeweiht werden konnten. Mit mehr Grün, mehr Licht, mehr Bänken und einer Spielfläche mit Tischtennisplatte wurde zum Beispiel der Bihlplatz in Heslach ausgestattet. Das war dringend nötig, war doch die kärgliche Grünfläche auf dem einstigen Dorfplatz Altheslachs im Laufe der Jahre zu einem öffentlichen Hundeklo verkommen. Mit der Neueröffnung des einstigen Traditionsgasthaus Ochsen als Mischung aus Restaurant und Tagescafé ist auch eine gastronomische Aufwertung gelungen.

Auch der Rupert-Mayer-Platz rund um die Marienkirche ist seit November endlich ein zusammenhängender Ort: Die Straßenverbindung von Tübinger Straße und der Furtbachstraße wurde dabei aufgegeben sowie zehn neue Bäume gepflanzt. „Die Lebensqualität in der Stadt soll durch genau solche Plätze höher werden“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei der Einweihung des Platzes im November.

Raiko Grieb wünscht sich nun für die Zukunft auch bessere Verbindungen für Fußgänger zwischen den einzelnen Plätzen, aber natürlich auch zwischen den Stadtteilen. „Viele Leute, die in der Stadt wohnen, lassen das Auto inzwischen stehen und gehen zu Fuß. Dafür muss eine Infrastruktur geschaffen werden“, sagt er.

Im nächsten Jahr will der Bezirksvorsteher sich zudem gesondert um die Sicherheit der kleinsten Teilnehmer im Straßenverkehr kümmern. Er plant einen Fußververkehrscheck, bei dem besonders auf die Bedürfnis von Kindern geachtet werden soll. Daraus verspricht er sich auch „Erkenntnisse für die Gesamtstadt.“